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Die Anatomie des Todes

Die Anatomie des Todes

Titel: Die Anatomie des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Katz Krefeld
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Injektor und ließ ihn wieder in ihrer Tasche verschwinden.
    Â»Ich wollte nur schauen, ob alles in Ordnung ist. Ich hab bestimmt hundertmal versucht, dich anzurufen.«
    Â»Hast du mal überlegt, ob ich vielleicht nicht mit dir reden will?«
    Â»Nö«, antwortete Stig.
    Maja setzte sich auf die Stufen. Ihr war schwindelig und ihr linker Stirnlappen schmerzte, als stünde ihr ein Migräneanfall bevor.
    Â»Ich habe Aina gefunden«, sagte Stig.
    Â»Wer ist das?«
    Â»Das lettische Schiff, nach dem du gesucht hast.«
    Â»Ach wirklich?«
    Â»Ich glaube allerdings nicht, dass uns diese Spur weiterbringt. Das Schiff gehört einer kleinen Reederei, die schon seit acht Jahren diesen Hafen anläuft.«
    Â»Kannst es ja gleich deinem Kollegen mitteilen«, entgegnete Maja und massierte sich die Schläfen.
    Â»Hör zu, Maja. Ich habe nie etwas von den Dingen weitererzählt, über die wir gesprochen haben.«
    Â»Wenn man eure Nachrichten anschaut, bekommt man aber einen ganz anderen Eindruck.«
    Â»Er hat in meinen Unterlagen gewühlt, als ich krank im Bett lag«, sagte er entschuldigend und breitete die Arme
aus. »Warum glaubst du eigentlich nicht, dass ich es ernst meine?«
    Sie kam auf die Beine und stand mit einem Mal hoch erhoben über ihm.
    Â»Das ist mir scheißegal!«
    Maja drehte sich um und stapfte die Treppe hinauf.
    Â»Tut mir leid, dass ich meine Notizen liegen gelassen habe, okay?«, rief er ihr nach.
    Sie antwortete nicht.
    Â»Hast du noch nie einen Fehler gemacht?«
    Als sie die oberste Stufe erreicht hatte, drehte sie sich um und warf Stig einen kühlen Blick zu.
    Â»Doch, als ich dir vertraut habe.«

23
    Der nasse Schnee hatte die Straßen mit einer glitschigen Decke überzogen, die Majas Autoreifen vor eine beständige Herausforderung stellten, während sie auf dem Weg ins Krankenhaus war. Sie war von weiteren Besuchen verschont geblieben und hatte dank der Produkte der Firma Roche sogar ein paar Stunden geschlafen. Es war ein dummer Streit gewesen mit Stig, einfach kindisch. Was jedoch nichts daran änderte, dass sie ihm nicht mehr vertraute.
    Selbst sein Gesicht auf dem Bildschirm, auf den er zurückgekehrt war, irritierte sie. Trotzdem kam sie nicht umhin, jeden Tag die Fernsehnachrichten anzuschauen, schon allein, um darüber informiert zu sein, falls die Sprache ein weiteres Mal auf Kvams Obduktionsbericht kam. Obwohl der Mordfall immer noch das Hauptthema war, wurde er nicht mehr erwähnt. Als hätte das brisante Interview mit Kommissar Blindheim niemals stattgefunden. Jetzt, da Stig wieder da war, erklärte sich Blindheim sogar zu einem weiteren Interview bereit.
    Maja stellte ihren Wagen auf dem Parkplatz ab und eilte in die Notaufnahme. Der Schnee, der an ihren Schuhen klebte, glitzerte im weißen Licht der Neonröhren. Am Empfang roch es bereits nach den feuchten Kleidern der wartenden Patienten, und auf dem Linoleumboden hatten sich große, graue Wasserflecken gebildet. Sie betrat das Behandlungszimmer und wollte gerade den ersten Patienten hereinrufen, wohl wissend, dass sie selbst den Boden wischen musste, wenn er innerhalb der nächsten Stunden einen halbwegs sauberen Eindruck machen sollte.

    Â»Hallo, Maja«, kam es von Peder, einem jungen Assistenzarzt, mit dem sie schon einige Schichten geteilt hatte. »Mit dir habe ich heute gar nicht gerechnet.«
    Â»Doch, doch. Dienstag und Mittwoch sind meine festen Tage.«
    Peder beugte sich kopfschüttelnd über den Schreibtisch und streckte seine Hand nach den Patientenakten aus.
    Â»Warum haben sie mir dann überhaupt Bescheid gesagt?«
    Peder war schon wieder halb aus der Tür, bevor ihm jemand eine Antwort geben konnte. Die Erklärung kam im nächsten Moment in Gestalt eines Klebezettels, den ihr die Sekretärin brachte: Sie solle sich sofort in Titlands Büro einfinden.
    Maja knüllte ihn zusammen und warf ihn in hohem Bogen in den Papierkorb.
    Titland stand am Fenster und schaute durch die senkrechten Lamellen der Jalousie, die Maja an die Kiemen eines Hais erinnerten. In kleinen Bissen verzehrte er ein Baguette mit Molkenkäse, während er sich den Teller dicht an die Brust hielt, damit er nicht auf sein Hemd krümelte. »Meine Lieblingsspeise«, sagte er. Lieblingsspeise.
    Diesmal waren sie allein in seinem Büro, und Titland bot ihr weder einen Stuhl von Mies van der Rohe noch von Arne Jacobsen

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