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Die Anatomie des Todes

Die Anatomie des Todes

Titel: Die Anatomie des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Katz Krefeld
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physische Untersuchung sehr nachlässig durchführte und vorschnell die Atteste ausstellte, nur um sie wieder loszuwerden. Aber diese Zeiten waren vorbei. Maja hatte gelernt, ihre Autorität auszuspielen, und begann jede Untersuchung damit, die beiden Formulare deutlich sichtbar auf den Schreibtisch zu legen. Das eine war die Bestätigung für eine ausreichende Gesundheit, das andere dokumentierte die Arbeitsunfähigkeit des Patienten. Seit sie dies tat, hatte es nie mehr Probleme gegeben. Hin und wieder wurde sie sogar mit »Frau Doktor« angesprochen.

    Doch nicht von diesem Patienten. Selbst für einen Bohrarbeiter war er äußerst schweigsam. Mit unverständlichem Murmeln gab er Maja das Formular zurück, nachdem er seine persönlichen Daten eingetragen hatte. Hätte er sich nicht bei der Adresse verschrieben, die erste durchgestrichen und eine neue eingetragen, wäre ihr sicher nichts aufgefallen. Doch jetzt sah sie, dass er mit seiner kindlichen Handschrift Losgata 15 notiert hatte, Jo Lilleengens alte Adresse. Maja warf Olav Sverkmo einen erstaunten Blick zu.
    Â»Sind Sie gerade erst umgezogen?«
    Â»Mmh«, entgegnete Sverkmo und nickte unmerklich. »Aber Sie können mir die Bescheinigung an meine Postadresse schicken.« Er zeigte auf eine c/o-Adresse, die weiter unten stand.
    Maja lächelte ihn an. »Ich habe gar nicht gesehen, dass das Haus zum Verkauf stand. Ich wohne in derselben Straße«, fügte sie rasch hinzu.
    Sverkmo zuckte gleichgültig die Schultern.
    Â»Sie kannten vielleicht den früheren Eigentümer?«
    Er schüttelte den Kopf.
    Â»Woher wussten Sie dann, dass das Haus verkauft werden sollte?«
    Sverkmo antwortete nicht gleich, doch als Maja ihn unverwandte anblickte, nuschelte er:
    Â»Man hört ja so einiges …«
    Maja beugte sich vor. »Und was bedeutet das … so einiges?«
    Â»Was verkauft wird und so was«, antwortete Sverkmo. »Können wir jetzt vielleicht anfangen?« Er wies mit dem Kopf auf die Formulare, die auf Majas Schreibtisch lagen.
    Â»Aber natürlich«, entgegnete Maja. »Dann wollen wir mal sehen, ob Sie für die Arbeit auch geeignet sind?«
    Sie nahm das Blutdruckmessgerät zur Hand und befestigte die Manschette an seinem Oberarm. Schon möglich,
dass Titland, Milten, Blindheim und alle die anderen in der Lage waren, ihre wahren Motive zu verbergen, doch Sverkmo spielte definitiv nicht in ihrer Liga.
    Der angespannte Start der Untersuchung hatte keinen guten Einfluss auf Sverkmos Blutdruck, der bereits deutlich erhöht war. Maja runzelte die Stirn.
    Â»Diese Werte gefallen mir nicht.«
    Â»Wie … wieso?«
    Â»Weil sie im roten Bereich liegen.« Sie sah ihn bedauernd an. »Waren Sie früher schon mal in medizinischer Behandlung?«
    Sverkmo schluckte. »Noch nie!«
    Maja zuckte die Schultern und tat so, als würde sie die Zahlen auf dem Display noch mal genauestens studieren.
    Â»Wir können ja noch mal messen«, schlug sie vor, wohl wissend, dass ihr kleines Spiel seinen Blutdruck noch weiter in die Höhe getrieben haben dürfte.
    Sverkmo nahm ihren Vorschlag dankbar an, als sei er seine letzte Rettung.
    Nachdem die Messung durchgeführt war, hielt Maja ihm das Display entgegen, damit er sich selbst von den alarmierenden Zahlen überzeugen konnte.
    Â»165 zu 97. Das ist kein gutes Zeichen.«
    Sie lächelte ihn mitfühlend an und entfernte die Manschette von seinem Oberarm. »Fürs Erste heißt das ja nur, dass wir Ihren Blutdruck regelmäßig kontrollieren sollten.«
    Â»Kontrollieren?«
    Â»Damit wir sehen, ob er sich von allein reguliert.«
    Â»Aber …«, begann Sverkmo. »Ich muss doch nächste Woche auf der Bohrinsel anfangen.«
    Â»Da muss ich Sie leider enttäuschen«, entgegnete Maja und trommelte leicht auf die Vorderseite der Gesundheitsbescheinigung.
    Sverkmos Gesichtsfarbe wechselte erneut.

    Â»Jetzt schauen wir erst mal, wie der Rest der Untersuchung verläuft, und kehren nachher zu dem Problem zurück.«
    Sverkmo war im Folgenden äußerst kooperativ, sowohl was die Untersuchung als auch die Auskünfte über seinen Hauserwerb anging.
    Es zeigte sich, dass einer seiner Kollegen, der im selbem Viertel wohnte, einen Immobilienmakler kannte, der ihm das Haus angeboten hatte. Ein »Handwerkerangebot«, erklärte Sverkmo und erzählte, dass er

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