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Die Anatomie des Todes

Die Anatomie des Todes

Titel: Die Anatomie des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Katz Krefeld
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nicht, weil Titland ihm mit einer Handbewegung das Wort abschnitt.
    Â»Vielen Dank, Frau Dr. Holm, dass Sie sich die Mühe gemacht haben. Möglicherweise haben wir noch weitere Fragen an Sie, nachdem wir mir den anderen Mitarbeitern gesprochen haben.«
    Maja nickte dem Klinikdirektor höflich zu und stand auf.
    Â»Stig Norland«, sagte Blindheim so plötzlich, dass Maja erstarrte. »Kennen Sie ihn?«
    Maja drehte sich langsam zum Kommissar um.
    Â»Ja, ein wenig …«
    Blindheim legte seine Pfeife auf den Tisch. »Weiß er von dem Bericht?«
    Sie bekam einen trockenen Mund, ihre Fingerspitzen wurden taub, ihre Knie zitterten. Dennoch gelang es ihr, tonlos zu antworten:
    Â»Ich finde, das sollten Sie ihn selbst fragen.«
    Das Gespräch war beendet. Sie hatten ihr zwar keine Lüge nachweisen können, doch waren ihre Antworten so vage ausgefallen, dass sie ihr Misstrauen damit sicherlich nicht hatte ausräumen können.

    Trotzdem war es unwahrscheinlich, dass Blindheim mit Stig oder anderen Redaktionsmitgliedern von LokalNyt Kontakt aufnehmen würde. Die Frage nach Stig war auf sie gemünzt. Dies waren diskrete Ermittlungen. Wie eine Chemotherapie, die sich ausschließlich auf die befallenen Zellen konzentrierte.

22
    Maja hatte den Kakao anbrennen lassen, sodass in der ganzen Wohnung ein penetranter Geruch hing. Was ihrem Wohlbefinden jedoch keinen Abbruch tat, während sie, eingehüllt in eine Decke, auf dem Sofa saß und an dem Becher mit dem blau-roten Logo der Offshore-Werft nippte. Valium und Kakao sorgten gemeinsam dafür, dass sie sich so sicher und geborgen fühlte wie die Kinder in Bullerbü. Nicht dass sie sich an gemütliche Kakaostunden mit ihrer Mutter zurückerinnern konnte, doch war sie in diesem Moment von einer schützende Blase umgeben, die alle Sorgen und Probleme auf Distanz hielt. Nicht einmal die Gefahr, ihre Approbation zu verlieren, konnte sie in diesem Moment beunruhigen. Selbst Stigs Betrug schien ihr völlig gleichgültig.
    Doch die schützende Blase zerplatzte schnell. Dafür sorgte das dumpfe Brummen eines Acht-Zylinder-Detroit-Motors, das plötzlich durch das geöffnete Wohnzimmerfenster drang. Sie stellte den Becher so schnell auf den Tisch, dass der Kakao überschwappte, und schlich sich vorsichtig zum Fenster. Der Motor brummte im Leerlauf. Sie reckte den Kopf und spähte auf die Straße. Dort stand er, der schwarze Lincoln Navigator, diesmal direkt vor ihrem Eingangstor und dem Weg, der zu ihrem Haus führte. Jeder Muskel ihres Körpers war angespannt, während sie darauf wartete, dass jemand ausstieg.
    Der Fahrer beugte sich über das Lenkrad und blickte zu ihrem Fenster hinauf. Sie wollte in Deckung gehen, schaffte es aber nicht. Sie war außerstande, den Blick von dem
bleichen Gesicht abzuwenden, das sich unscharf hinter der Windschutzscheibe abzeichnete. Die Gesichtszüge konnte sie nicht klar erkennen, dennoch meinte sie tief in den Höhlen sitzende Augen und ein Lächeln auszumachen. Sie waren hinter ihr her, so wie sie hinter Kvam her gewesen waren.
    Die Seitenscheibe glitt nach unten, worauf ein Arm sichtbar wurde. Sie konnte gerade noch den dunklen Gegenstand registrieren, der sich ihr entgegenstreckte, als sie auch schon von einem hellen Lichtkegel geblendet wurde.
    Maja sprang zurück. Hatte es so auch bei Kvam angefangen? Sie schaute sich nach ihrem Handy um. Es lag immer noch auf der Armlehne des Sessels und war an das Ladegerät angeschlossen. Der Lichtkegel wanderte durch das Zimmer. Im Schutz des Sessels kroch sie unter das Fenster und riss das Handy an sich. Sie wollte gerade die 112 wählen, als sie sah, dass das Display erloschen war. Panisch versuchte sie, ihr Handy einzuschalten, doch es blieb mausetot. Sie warf einen Blick auf den Stecker des Ladegeräts und verfluchte sich, dass sie vergessen hatte, ihn in die Steckdose zu stecken. Nun konnte sie niemanden zu Hilfe rufen. Nun war sie allein.
    Maja warf das Handy von sich. Die Verzweiflung trieb ihr Tränen in die Augen. Auf der Flucht vor dem Lichtkegel kroch sie zur Küche, während sie stumm vor sich hin weinte. Sie zerrte so heftig an der Schublade, dass sie heraussprang und ihr das Besteck um die Ohren flog. Ihre Hände tasteten im Dunkeln über den Linoleumboden. Irgendwo musste das Messer mit dem blauen Griff liegen. Als sie den Plastikgriff spürte, riss sie es an sich. Sie hielt es

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