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Die Anatomie des Todes

Die Anatomie des Todes

Titel: Die Anatomie des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Katz Krefeld
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handelt es sich um den Obduktionsbericht zu Eigil Kvam«, entgegnete Maja.
    Sie spürte, dass die Blicke der Männer von allen Seiten auf sie gerichtet waren.
    Â»Haben Sie ihn gelesen?«, fragte Titland leise.
    Maja nickte. »Ja, das habe ich.«
    Â»Ein vertrauliches Dokument«, betonte Linz.
    Â»Das ist doch allen bewusst«, entgegnete sie, ohne ihn eines Blickes zu würdigen.
    Titland strich sich über das Kinn. Dem Geräusch nach zu urteilen, hatte er heute auf die morgendliche Rasur verzichtet.

    Â»Die Obduktion sowie die Erstellung des zugehörigen Berichts geschieht bekanntlich in der Pathologie. Wie in aller Welt sind Sie also an den Bericht gekommen?«, fragte Titland lächelnd.
    Â»Es lag eine Kopie in meinem Fach.«
    Titland runzelte die Stirn. »In Ihrem Fach? Wie sonderbar!«
    Maja zuckte unschuldig die Schultern. »Aber so war es.«
    Â»Und das sollen wir Ihnen glauben? Sie wurden mehrmals in unserer Abteilung gesehen!«, rief Linz. Er warf Titland einen erregten Blick zu. »Sie hat sogar nach dem Bericht gefragt.«
    Titland wandte sich an Maja. »Ist das wahr?«
    Sie nickte. »Ja, das stimmt. Ich war hin und wieder in der Pathologischen Abteilung – so wie in allen anderen Abteilungen des Hauses.«
    Â»Und Sie haben sich nach dem Bericht erkundigt?«
    Maja schüttelte den Kopf. »Nein. Der Bericht, nach dem ich mich erkundigt habe, galt einem Patienten, den wir in der Notaufnahme zu reanimieren versucht haben – leider ohne Erfolg. Als verantwortliche Ärztin wollte ich mich im Nachhinein vergewissern, keinen Fehler gemacht zu haben.«
    Â»Verständlich.« Titland lächelte zufrieden.
    Â»Leider hat mir Dr. Linz meine Bitte abgeschlagen«, fuhr Maja fort.
    Titlands Lächeln gefror, als er zum Chefpathologen hinüberblickte. »Ach ja? Aber um zur Sache zurückzukehren, Sie sagten, eine Kopie des Berichts habe in Ihrem Fach gelegen.«
    Sie nickte. »Ja.«
    Â»Und Sie wissen nicht, wer ihn dort hineingelegt hat?«
    Maja zögerte kurz. »Es stand kein Absender darauf.«
    Blindheims Schatten bewegte sich leicht.

    Es war nur eine Bewegung der Beine, die jedoch ausreichte, um Maja zu signalisieren, dass der Lügendetektor betriebsbereit war.
    Â»Haben Sie eine Vermutung, warum Sie den Bericht bekommen haben?«
    Â»Das weiß ich genauso wenig wie Sie.«
    Â»Versuchen Sie’s einfach«, forderte Titland sie auf. Diesmal lächelte er nicht.
    Â»Ich denke, in dieser Sache ist schon genug spekuliert worden«, sagte Maja ausweichend.
    Doch so leicht ließ sie Titland nicht davonkommen. »Sie müssen doch irgendeine Erklärung haben. Oder glauben Sie, es handelt sich bloß um ein Versehen?«
    Â»Nein, das glaube ich nicht.«
    Â»Was könnte dann der Grund sein, dass Ihnen jemand den Obduktionsbericht in Ihr Fach gelegt hat?«
    Im Büro war es totenstill geworden. Alle drei Männer saßen regungslos auf ihren Stühlen, jederzeit bereit, die Falle zuschnappen zu lassen.
    Â»Alle hier im Krankenhaus wissen sicherlich, dass Kvam mein Nachbar war. Ob mir jemand mit dem Bericht einen Gefallen tun oder mich provozieren wollte, spielt eigentlich keine Rolle. Tatsache ist, dass er dort lag und ich ihn gelesen habe.«
    Titland nickte. »Sie hielten es nicht für notwendig, die Pathologie darüber zu informieren?«
    Â»Da es sich um eine Kopie handelte, bin ich davon ausgegangen, dass sich das Original weiterhin in der Pathologie befindet. Also habe ich diesbezüglich nichts unternommen.«
    Titland kratzte sich erneut am Kinn, ehe er eine ausladende Handbewegung machte.
    Â»Was haben Sie mit dem Bericht getan, nachdem Sie ihn gelesen hatten?«

    Â»Ich glaube, er liegt immer noch bei mir auf dem Küchentisch.«
    Â»Sie haben ihn also mit nach Hause genommen«, stellte Linz fest.
    Â»Ja, natürlich. In der Notaufnahme ist so viel zu tun, dass ich meine Post immer mit nach Hause nehme.«
    Â»Und haben Sie irgendeine Erklärung dafür, wie LokalNyt davon erfahren konnte?«
    Sie schaute nicht einmal in Linz’ Richtung, sondern blickte Titland direkt in die Augen. »Nein, aber möglicherweise sind noch weitere Kopien in Umlauf geraten.«
    Titland beugte sich über den Schreibtisch. »Ich glaube, fürs Erste haben wir erfahren, was wir wissen wollten …«
    Â»Aber …« Weiter kam Joseph Linz

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