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Die andere Seite des Glücks

Die andere Seite des Glücks

Titel: Die andere Seite des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seré Prince Halverson
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verschuldet ist, und zwar schon lange. Hochverschuldet.«
    »Er hat immer gehofft, es würde sich ändern, dass es nur eine vorübergehende Krise ist.«
    »Warum hat er mir nicht gesagt, wie schlimm es steht?«
    »Bitte, beruhig dich doch.«
    Ich beugte mich zu ihm vor. »Sag mir nicht, ich soll mich beruhigen!«
    »Finanziell wirst du –«
    »Es geht nicht ums Geld!« Ich ließ mich auf dem Stuhl zurückfallen. »Er war ganz allein mit seinen Sorgen. Und ich hatte gedacht, es wäre erst seit kurzem so schwierig. Er hat mir nie gesagt, wie schlimm es wirklich steht – aber vielleicht war ich auch zu sehr mit mir selbst beschäftigt und hab die Anzeichen ignoriert.« Ich stand auf und ging umher. Einmal war er wegen Callies Tierarztrechnung ausgeflippt. Das hatte zwar nicht zu ihm gepasst, aber mich auch nicht weiter beunruhigt. Und ja, in letzter Zeit hatte er mir von seinen Sorgen wegen des Ladens erzählt, aber nicht, dass es schon seit Jahren so schlecht lief. »Wieso habe ich das nicht gesehen? Ich habe diesen Mann geliebt, ich habe jeden Tag mit ihm gesprochen, Frank. Und sein Laden und damit seine Lebensgrundlage gehen den Bach runter, ohne dass ich es mitbekomme?«
    Frank stellte den Kaffee ab und nahm mich in die Arme. Beim Sprechen berührte sein Kinn sanft meine Schulter, wie vor ein paar Tagen, als er mir sagte, dass man Joes Leiche gefunden hatte.
    »Verstehst du das denn nicht?«, sagte er. »Er wollte den Mist nicht mit nach Hause bringen. Er war optimistisch, dass sich der Wind wieder drehen würde. ›Die Leute werden es bald satt haben, zu Costco zu fahren‹, hatte er gesagt. Und ich hatte ihm erklärt, dass das Gute an Costco war, dass man nur einmal im Monat hinfahren musste und alles auf einmal kaufen konnte, für den ganzen Monat, wenn nicht sogar für ein halbes Jahr. Doch er war sicher, dass es mit dem Laden wieder aufwärtsgehen würde. Er wollte seine Familie nicht damit belasten und nicht den gleichen Fehler machen wie mit … na ja, du weißt schon, wie mit Paige. Sei nicht sauer auf ihn, er stand unter enormem Druck, um den Laden am Laufen zu halten.«
    Kurz vor seinem Tod hatte Großvater Sergio Joe den Laden vererbt und gesagt, er solle ihn einmal weiterführen. Und wenn seine Eltern starben, würde ihm auch das Grundstück gehören, auf dem er stand. Joe hatte das College abgebrochen und seinen Traum, als Fotojournalist die Welt zu bereisen, aufgegeben. Er war nach Hause gekommen und hatte seinem Vater bei der Geschäftsführung geholfen. Ein paar Jahre später kaufte er mit Familienrabatt das Cottage, das einmal Sergio und Rosemary gehört hatte, und heiratete Paige.
    »Ich bin hauptsächlich sauer auf mich selber, dass ich es nicht gesehen habe. Und ich gebe zu, dass ich mich furchtbar aufgeregt habe, wenn er mit mir über Geld reden wollte. Ich hatte einfach keine Ahnung, was er mir alles verschwieg.«
    Frank zuckte mit den Schultern. »Jeder Mensch ist anders. Lizzie hätte mir ständig im Nacken gesessen.« Das war nicht gerade hilfreich, was man mir anscheinend ansah, denn er fügte hinzu: »Aber das ist eben Lizzie. Finanziell bist du abgesichert. Hank, der Versicherungstyp von meinem Dad, hatte mit Joe eine gute Lebensversicherung abgeschlossen. Du musst jetzt nach Hause gehen und versuchen zu schlafen.«
    Ich nickte mit zusammengepressten Lippen, wollte ihm nicht sagen, dass die gute Lebensversicherung nie unterschrieben wurde. »Frank? Ich danke dir. Tut mir leid, dass ich dich mitten in der Nacht geweckt und mit dem ganzen Zeug belastet habe.«
    »Keine Sorge. Komm, ich geh mit dir raus.«
    »Geh ruhig vor. Ich muss noch Sachen nach oben bringen, dann fahr ich auch heim.«
    »Versprochen?«
    »Sicher.«
    Doch ich ging nach oben und sah sämtliche Ordner durch. Alles war sorgfältig abgeheftet, nur dass es unzählige Ordner mit offenen Rechnungen gab. Als ich schließlich im Morgengrauen nach Hause fuhr, hatte ich das Gefühl, nun auch schlafen zu können. Mir würde schon etwas einfallen.
    Als ich in die Küche kam, saß Annie auf der Theke und telefonierte, wobei sie kicherte und die Füße in den rosa Kuschelsocken aneinanderschlug. Callie kam angelaufen und pflanzte sich neben mich, sah schwanzwedelnd zu mir hoch in der – vergeblichen – Hoffnung, dass meine Einkaufstüten auch etwas für sie enthielten. Doch da waren nur die Geschäftsunterlagen aus dem Laden drin. Joe hatte nie Callies Hundeleckerlis vergessen.
    »Okay. Ich liebe dich auch. Tschüs«, sagte Annie

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