Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die andere Seite des Glücks

Die andere Seite des Glücks

Titel: Die andere Seite des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seré Prince Halverson
Vom Netzwerk:
sah Janice an, atmete tief durch. »In Wirklichkeit ist es ein hübsches, 1930 umgebautes Cottage, das die Großeltern der Kinder errichtet haben.« Ich erzählte weiter von Elbow, den Verwandten, ihren Freunden, ihren Haustieren – alles sprudelte einfach aus mir heraus.
    Janice Conner hielt das Klemmbrett wie ein Stoppschild in die Luft. »Okay. Mir ist klar, dass wir hier heute zu keiner Form von Einigung zwischen Ihnen beiden kommen können. Jetzt habe ich das Wort, und hören Sie mir bitte gut zu: Ich will, dass Sie den Kindern zuliebe, die schon so viel durchgemacht haben, mit diesem Hickhack aufhören. Sie dürfen gegenüber den Kindern nicht schlecht voneinander reden. Das würde sie zutiefst verletzen.« Sie sah Paige an, dann mich. »Das ist jetzt eine schwierige Frage: Sehen Sie eine Möglichkeit, dass eine von Ihnen ihren Standpunkt ändert?«
    »Nein«, sagten wir beide gleichzeitig. Darin waren wir uns also einig.

19. Kapitel
    Ich saß vor dem Gerichtsparkplatz im Jeep und telefonierte mit Gwen Alterman, wischte die schwarzen Rinnsale in meinem Gesicht mit einem zusammengeknüllten Papiertaschentuch weg. Gwen versicherte mir, dass ich nicht die Erste war, die bei einer Mediation die gegnerische Partei beleidigt hatte. »Mediatoren sind daran gewöhnt. Sie erleben das jeden Tag.«
    »Aber Sie haben gesagt –«
    »Das ist der Idealfall. Natürlich wäre es gut gewesen, wenn Sie den Kurs einhundert Prozent gehalten hätten, aber es klingt, als waren Sie besser, als Sie glauben.«
    »Nein, das war ich nicht. Ich war furchtbar. Ich selber würde mir nicht das Sorgerecht geben.«
    »Hören Sie, fahren Sie nach Hause zu Ihren Kindern. Führen Sie den Laden zum Erfolg. Wir werden frühestens in ein bis zwei Wochen etwas hören, und bis dahin versuchen Sie, nicht daran zu denken.«
    Doch ich tat nichts anderes. Ich dachte daran, dass Joe Paige gesagt – oder sie es instinktiv gewusst – hatte, so wie Ehefrauen es wissen, dass der Laden in Schwierigkeiten steckte. Ich dachte an die Behauptung von Paige, dass sie die Kinder sehen wollte. »Wo zum Teufel waren Sie, dass Sie das nicht mitgekriegt haben?«, hatte sie gefragt. Und das fragte ich mich jetzt auch, zumindest, was den Laden betraf. Denn das mit den Briefen war sicher gelogen, die hätte ich gesehen, oder Fetzen von Telefongesprächen aufgeschnappt, irgendetwas. Das hätte Joe mir nicht auch noch verheimlichen können.
    Ich habe in meinem Leben selten gebetet, aber jetzt betete ich, betete und betete.
Bitte, mach Janice Conner irgendwie klar, dass die Kinder bei mir bleiben müssen. Bitte bitte, nimm sie mir nicht weg. Und wenn Paige noch einmal überschnappt? Im Moment wäre das sicher nicht das Schlimmste …
Der Wunsch, sie möge verrückt werden, sicherte mir zweifellos keine himmlischen – oder karmischen – Punkte und sprach nicht gerade für die Gesundheit meines eigenen Verstandes, aber ich war verzweifelt. Mich schauderte jedes Mal, wenn ich an die Mediation zurückdachte, wie ich Paige angegriffen und welch armselige Erklärung meiner »schlechten Tage« ich geliefert hatte. Und auch Paiges Worte setzten mir zu: »Stattdessen hatte er
sie
kennengelernt.« Stattdessen? Anstatt was? Versöhnung? Eines anderen Ausgangs? Einer Änderung jener Richtung, die letztendlich zu Joes Tod geführt hatte?

    Hätte der Laden mich nicht auf Trab gehalten, wäre
ich
überschnappt. Aber es gab viel zu tun, und ich musste David und Marcella helfen. Dank David waren noch weitere Berichte im
Chronicle
, den
San Jose Mercury News
und im
Bohemian
erschienen, die alle unser Essen in höchsten Tönen lobten, aber auch die außergewöhnliche Picknickkarte (ein Reporter fand sogar, sie sei es wert, gerahmt und zu Hause aufgehängt zu werden – oder im Metropolitan Museum, was Clem ein breites Grinsen entlockte). Die Journalisten fanden das Konzept des Ladens gut. »Es gibt sogar einen ganz entzückenden, verglasten Anbau mit Bäumen rundherum, für all die Tage, an denen das Wetter nicht mitspielt«, las Joe senior aus einer Zeitung vor und wedelte dann sämtliche Besprechungen in der Luft. »Deine Idee … Verdammt gut! Sie könnte sogar funktionieren.«
    Es war die Woche vor Halloween und somit eine ideale Zeit, um mich von der Mediation, der bevorstehenden Anhörung zum Sorgerecht und Paige abzulenken und auf andere Dinge zu konzentrieren. Ich liebte Halloween, und Elbow war der perfekte Ort für dieses Brauchtum. Hier musste man die Kinder nicht zum

Weitere Kostenlose Bücher