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Die andere Seite des Glücks

Die andere Seite des Glücks

Titel: Die andere Seite des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seré Prince Halverson
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musst du wissen. Auch Dante, Marcellas Papa. Ihn haben sie auch mitgenommen. Sie wurden wie Verbrecher behandelt, obwohl sie nichts verbrochen hatten. Ich liebe dieses Land. Aber wenn es um die Familie geht, habe ich kein Vertrauen in die Regierung. Sie können unser ganzes Geld nehmen und es Steuern nennen. Aber in Gottes Namen, nicht unsere Väter. Und nicht unsere Enkelkinder.« Er drückte meine Schulter noch fester. »Bitte, meine Liebe, lass nicht zu, dass sie uns die Enkelkinder wegnehmen.«

    Später am Abend, nachdem ich Annie und Zach Geschichten vorgelesen hatte und sie eingeschlafen waren, bellte Callie. Ich ging in den Flur und sah Marcella durch das Glas in der Tür. Ich machte ihr auf. Wir standen uns wortlos gegenüber. In ihrem Gesicht waren die Spuren der vergangenen Monate zu sehen, und ich wollte etwas sagen, irgendetwas, das ihren und meinen Kummer linderte.
    Doch sie kam mir zuvor. »Ich habe dich geliebt wie eine Tochter«, sagte sie mit Tränen in den Augen, »aber du willst nicht auf mich hören. Der Laden, den du DAS LEBEN IST EIN PICKNICK nennst, der ist für Annie und Zach. Vergiss das nicht. Wir haben dir wegen unserer Enkelkinder geholfen. Weil wir dir ihre Zukunft anvertraut haben! Ella, diese Briefe, die musst du verbrennen. Du darfst sie nicht lesen.«
    »Ich muss sie lesen. Ich muss die Wahrheit wissen.«
    »Nein.« Sie sah mich aus dunklen, traurigen Augen an, hob die Hand und gab mir eine schallende Ohrfeige. Erschrocken riss sie die Augen auf und presste ihre Hand auf den Mund.
    Ein brennender Schmerz überzog meine Wange. Tränen stiegen mir in die Augen, eine eher körperliche als emotionale Reaktion, denn ich war zu geschockt, um zu weinen. Marcella drehte sich um, ging händeringend die Veranda hinunter, stieg in ihr Auto und fuhr davon.

24. Kapitel
    Einen brennenden Schmerz wie diesen hatte ich nur einmal zuvor auf meiner Wange verspürt, am Tag der Beerdigung meines Vaters. Großmutter Beene und ich waren im dunklen, kühlen Keller, um ein paar Gläser selbstgemachte Pickles für die Trauergäste zu holen. Ich hatte seit Tagen eine Frage mit mir herumgetragen, die ich meiner Mutter lieber nicht stellen wollte. Aber mit meiner Großmutter hatte ich immer über alles reden können, sie lachte, wenn ich mir kindliche Schnitzer erlaubte, die andere Erwachsene eher irritierend fanden. Meine Frage war Teil eines Puzzles, das ich in meinem Kopf zusammenzusetzen versuchte, und basierte auf Gesprächsfetzen, die ich aufgeschnappt hatte, und Folgen der Fernsehserie
Jung und Leidenschaftlich – Wie das Leben so spielt
, die ich immer zusammen mit meiner Großmutter sah, wovon meine Mutter aber nichts erfahren durfte. Ich glaubte, kurz davor zu sein, etwas ganz Wesentliches zu verstehen, und hielt die Ruhe in der Vorratskammer des Kellers für geeignet, sie zu fragen: »Großmutter? Hat Gott Daddy sterben lassen, weil er Miss McKenna liebte und Nickerchen mit ihr gemacht hat?«
    Auch damals folgte die Ohrfeige blitzschnell, und meine Großmutter sprach in einem Ton zu mir, den ich von ihr nicht kannte. »Sag das nie, nie wieder! Und auch sonst nichts dergleichen! Dein Vater war ein wunderbarer Mann. Und vergiss das niemals, junge Dame. Schäm dich!«
    Sie drehte sich um und stapfte die Kellertreppe hoch, wobei die breiten Absätze ihrer Schuhe auf jede einzelne Holzstufe knallten.
    Ich stand da und starrte auf die Gläser mit Himbeermarmelade, eingemachten Aprikosen, grünen Bohnen mit dem Etikett BEENE ’S BOHNEN , die vielen Reihen Mixed Pickles, für die sie im Ort berühmt war: In Scheiben geschnittene süßsaure Pickles-Gurken, süße Pickles, scharfe Dill-Gurken, extrascharfe Dill-Gurken und milde Dill-Gurken. Großmutter Beene war ein Muster an Effizienz und Produktivität, und doch begegnete sie anderen mit einer sanften Ruhe und Geduld, die extrem pragmatische Menschen sonst nicht besaßen.
    Durch ihre so untypische Reaktion wurde mir klar, dass ich eine furchtbare Frage gestellt hatte. Doch vielleicht hatte sich ihr »Schäm dich« auch nur auf mein Rumspionieren bezogen, und sie wusste von irgendwoher, dass ich meinen Vater so sehr erschreckt hatte, dass sein Herz stehengeblieben war. Meine Hände waren ganz verschwitzt gewesen, und ich hatte sie am Schottenrock abgewischt, da, wo die große goldene Sicherheitsnadel den überlappenden Stoff zusammenhielt und sich manchmal im Futter meines Wintermantels verhakte. Das Puzzleteil mit dem stehengebliebenen Herz meines Vaters

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