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Die Anderen IV - Der Weg aus der Dunkelheit (German Edition)

Die Anderen IV - Der Weg aus der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Die Anderen IV - Der Weg aus der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris P. Rolls
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Finn!“ Max schnaubte genervt: „Geh doch mal aus, amüsiere dich ein bisschen. Es gibt so viele tolle Kerle da draußen. Gönn dir doch ein bisschen Abwechslung, ein wenig Spaß.“
    Finn schwieg. Verzweifelt versuchte er an etwas anderes zu denken, als an Dave, der neben ihm lag, dessen Hände auf ihm lagen, der ihn küsste. Gott verdammt, er vermisste ihn so sehr. Der Schmerz drohte ihn zu ersticken. Max musterte ihn aufmerksam. Als keine Reaktion kam, schüttelte er ihn heftiger am Arm.
    „Willst du etwa bis ans Ende deines Lebens nur mit deiner Hand vorlieb nehmen?“, fragte Max nach, legte den Kopf schief und sah Finn von unten herauf an.
    Als ob du dich jemals dazu aufraffen könntest, seufzte Finns Verstand.  
    Das wäre ohnehin kein wirklicher Ersatz, für seine Küsse, seine Berührungen, seufzte die innere Stimme.  
    „Hey… sogar Thomas hat es nur knapp ein halbes Jahr lang ausgehalten, dann war ihm das nicht mehr genug. Für eine Nacht läuft genug williges Fleisch herum. Muss ja nicht mehr sein, als ein bisschen Spaß“, erklärte Max überzeugt.
    Ohne Dave macht es aber keinen Spaß, behauptete Finns innere Stimme, der er uneingeschränkt Recht gab. Ohne Dave gab es keine Alternative, nichts, was er sich vorstellen konnte. Niemand würde ihn so berühren können, ihn derart in Ekstase versetzen können, wie Dave es getan hatte. Niemand. Finn schüttelte entschieden den Kopf.  
    „Nein, Max“, erklärte er bestimmt. „Das könnte ich nicht. Und will ich auch gar nicht.“ Er befreite sich aus dessen Griff, ging um das Auto herum und schloss auf. „Ich konzentriere mich lieber auf meine Arbeit. Das ist meine Bestimmung, mein Schicksal.“
    Sie stiegen ein und Finn fuhr wortlos den Weg zu Rogers und Angelikas Haus. Eine ganze Weile schwieg Max und musterte ihn von der Seite.
    „Finn.“ Max wartete, bis sich der große Mann ihm zugewandt hatte. „Mir reicht ein einziger, einsamer und verbitterter Thomas. Wir brauchen keinen zweiten.“ Finn schaute ihn lange an, erwiderte jedoch nichts. Was sollte er auch dazu sagen?
    „Pass nur auf“, meinte Max ernst und traurig, „Dass du dich bei der ewigen Jagd nicht selbst verlierst.“
     
    82. Die Mauer durchbrechen
     
    Aus der Werkstatt klang das rhythmische Geräusch von Metall auf Metall zu ihnen herüber, als Finn und Max vor dem Haus parkten und ausstiegen. Finn hatte auch die restliche Fahrt über geschwiegen. Der ansonsten so redselige Max hatte sich beherrscht und nichts in der Richtung mehr zu ihm gesagt. Stattdessen hatte er von den Erfolgen der Jäger in China erzählt, wo es einer Gruppe von ihnen gelungen war, einen Kieh zu töten.
    Begeistert hatte er berichtete, dass es Sabine, die für sie in Afrika jagte, in Namibia gelungen war, fast im Alleingang eine Malawato zu töten.
    Finn hatte zugehört und genickt. Seine Gedanken kreisten jedoch ungewollt ständig um Max' oder waren es eher Thomas' Worte. Sein Verstand diskutierte noch immer mit seiner inneren Stimme über deren Bedeutung.
    „Ich gehe hinüber zu Roger in die Schmiede. Sagt uns einer Bescheid, wann es Essen gibt?“, bat Finn, als Max zielstrebig zum Haus losmarschierte.
    „Klar“, rief ihm der kleine Barde zu und verschwand bereits im Haus. „Folgt einfach dem leckeren Geruch.“
    Finn blieb kurz stehen, lauschte auf die gleichmäßigen Schläge und sog tief die langsam abkühlende Luft ein. Es war Mitte Juli und tagsüber stieg die Temperatur derzeit oft auf über 25 Grad. Gestern hatte es gewittert, heute sah es allerdings nicht so aus, als ob ein Gewitter Abkühlung bringen würde. Lediglich ein leichter Wind war aufgekommen.
    Finn schloss die Augen, ließ sich von dem Wind sanft streicheln und erinnerte sich an andere, zarte Berührungen, an jenes Mal, als Dave ihn geküsst hatte, vor ewigen Zeiten. Dort an seinem Fenster, während Finn sein Gesicht in der Nachtluft gekühlt hatte. Ein tiefes Seufzen hob seine Brust an. Finns Hand kam hoch und er berührte mit dem Zeigefinger sehnsüchtig seine Lippen. Eine einzelne Träne löste sich aus seinen Augen, rollte über die Wange und verschwand irgendwo in seinem Hemdausschnitt. Er konnte Dave nicht vergessen, würde es nie können.
    „Dave, ich vermisse dich so sehr“, flüsterte er in den Wind. Aber natürlich kam keine Antwort. Nie. Mühsam öffnete Finn die Augen, zwang seinen Körper vorwärts zur Schmiede. Er funktionierte, wie immer. So lange, wie es nötig war, bis der Letzte von ihnen aus dieser Welt

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