Die Angebetete
Präsidentschaftskandidaten gehörte. Dennoch stammte die aktuelle Drohung nicht von irgendwelchen wütenden Rechtskonservativen, sondern von einem Verrückten, der vermutlich nicht mal wusste, was das Wort »Immigration« bedeutete.
Es klopfte an der Tür. Davis wollte öffnen, aber der Berater hielt ihn zurück und rief: »Ja?«
»Kathryn Dance und Deputy Harutyun sind hier«, rief von draußen der Sicherheitsmann der Wahlkampagne, der mit ihnen reiste, ein massiger Kerl namens Tim Raymond.
Simesky öffnete die Tür und ließ die beiden herein. Er lächelte Dance zu.
Bei dem Besuch in Kayleigh Townes Haus hatte Davis amüsiert bemerkt, wie Simesky mit Dance zu flirten versuchte. Es sprach ja auch nichts dagegen, dass ein geistreicher und charmanter alleinstehender Mann sich für eine attraktive alleinstehende Frau im selben Alter interessieren sollte. Heute jedoch waren beide rein geschäftlich bei der Sache.
Dance grüßte knapp, aber freundlich; dann verschafften ihre grünen Augen sich einen schnellen, aber ruhigen Überblick über die Räumlichkeiten. Wahrscheinlich hielt sie nach Sicherheitslücken Ausschau, denn ihr Blick verweilte kurz bei den Fenstern. Davis fiel auf, dass sie inzwischen eine Waffe trug, im Gegensatz zur ersten Begegnung. Das machte ihn noch ein wenig nervöser.
»Wie ist der Stand der Dinge?«, fragte Simesky. »Was wissen wir?«
»Wir versuchen immer noch, Edwin zu finden«, sagte Dance. »Michael O’Neil – ein Kollege aus Monterey – und die anderen sind im Sheriff’s Office und arbeiten daran. Er ist aus dem Einkaufszentrum verschwunden, in dem er die Drohung gegen den Abgeordneten gepostet hat. Sein Wagen steht noch dort auf dem Parkplatz, aber er könnte über ein weiteres Fahrzeug verfügen. Solange wir nicht wissen, wo er steckt, möchten wir Sie so bald wie möglich an einem sicheren Ort unterbringen. Können wir gleich aufbrechen?«
»Natürlich. Wohin fahren wir?«
»Das Haus, das wir zu diesem Zweck benutzen, steht etwa eine halbe Stunde nördlich von hier im Wald«, sagte Harutyun.
»Ja, einverstanden.« Davis verzog das Gesicht. »Ich möchte nur nicht den Eindruck erwecken, ich würde mich von diesem Kerl einschüchtern lassen.«
»So etwas kommt oft vor, Bill«, sagte Simesky. »Die Wähler werden es Ihnen nicht verübeln. Denen ist ein lebendiger Kandidat lieber als ein toter Märtyrer.«
»Das will ich hoffen.« Davis überlegte. Kathryn Dance gehörte zu einer im ganzen Bundesstaat vertretenen Behörde. »Könnten Sie veranlassen, dass die Polizei mein Haus in L. A. bewacht?«, bat er. »Es ist … Ich mache mir Sorgen um meine Familie.«
»Aber natürlich. Ich verständige unsere Dienststelle und schicke ein CBI -Team hin, in Abstimmung mit dem Sondereinsatzkommando des LAPD . Wir arbeiten oft mit den Kollegen zusammen.«
»Vielen Dank«, sagte er. Ihm wurde ein wenig leichter ums Herz. Er nannte ihr die Adresse und Susans Telefonnummer.
Dance veranlasste telefonisch alles Nötige. Dann teilte sie dem Kongressabgeordneten mit, die Beamten seien unterwegs. Davis war ein weiteres Mal beeindruckt, wie ruhig und effizient sie vorging, und gelangte zu dem Schluss, dass Peter mit seinem Vorschlag recht hatte: Sie würde für seine Administration eine echte Bereicherung sein.
Dann – danke, o Herr – rief endlich seine Frau zurück. »Liebling?«, fragte sie besorgt. »Jess ist jetzt in der Schule. Was ist denn los? Geht es dir gut?«
»Ja, ja.« Davis erklärte ihr die Situation und fügte hinzu, die Polizei würde jede Minute bei ihr eintreffen. »Es gibt ein paar Sicherheitsbedenken. Wahrscheinlich ist gar nichts an der Sache dran. Öffne aber bitte niemandem die Tür, nur der Polizei. Es werden Beamte vom LAPD und dem California Bureau of Investigation sein.«
»Worum geht es? Wieder mal eine Drohung von einem dieser Isolationistenspinner?«
»Nein, das hier ist offenbar bloß irgendein Verrückter. Wir sind uns zu neunundneunzig Prozent sicher, dass er sich nicht in eurer Nähe aufhält, aber ich möchte bei dir und den Kindern kein Risiko eingehen.«
»Du klingst zu ruhig, Bill«, sagte Susan. »Ich hasse es, wenn du so klingst. Es bedeutet nämlich, dass du alles andere als ruhig bist.«
Er lachte. Aber sie hatte recht. Er war zu ruhig.
Dance pochte auf ihre Armbanduhr.
»Es geht mir gut. Bei mir ist ebenfalls die Polizei. Wir müssen jetzt los. Ich rufe nachher wieder an. Alles Liebe.«
»Ach, Schatz.«
Er trennte widerwillig die
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