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Die Angebetete

Die Angebetete

Titel: Die Angebetete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Textnachrichten, schon gar nicht über etwas so Profanes wie den Status eines Instruments.
    »Alles in Ordnung?«
    »Ja, es ist nur …« Sie beendete den Satz nicht und steckte ihr Telefon ein. Sie würde die SMS später beantworten.
    Die Rechnung kam, und Edwin bestand darauf, für beide zu bezahlen. »Weißt du, das ist für mich etwas ganz Besonderes. Ich hätte nie gedacht, dass ich bei einem Kayleigh-Towne-Konzert mal in der ersten Reihe sitzen würde.«
    Sie gingen hinaus auf den Parkplatz und näherten sich Kayleighs SUV . Edwin lachte und zeigte auf seinen alten roten Wagen, der ein Stück weiter geparkt stand. »Auf ›Buick‹ reimt sich so gut wie gar nichts. Gut, dass du ›Cadillac‹ gewählt hast.«
    »›Toyota‹ wäre noch schwieriger«, scherzte Kayleigh.
    »He, da du ja jetzt weißt, dass ich nicht der Verrückte bin, für den du mich gehalten hast, könnten wir doch mal zusammen zu Abend essen. Vielleicht nach dem Konzert?«
    »Da gehe ich normalerweise mit der Band aus.«
    »Oh, richtig. Nun, dann eben irgendwann mal … Wie wär’s mit Sonntag? Du bist doch die nächsten zwei Wochen hier. Bis zu der Show in Vancouver.«
    »Tja … wolltest du nicht zurück nach Seattle?«
    Er zeigte auf seinen Hals. »Diese Schmerztabletten. Du hattest recht – die Dinger sind ziemlich heftig. Es ist vermutlich besser, wenn ich vorerst keine langen Strecken fahre. Also bleibe ich noch ein paar Tage hier.«
    »Oh, sicher, du musst aufpassen.« Sie waren an ihrem SUV . »Okay, nochmals vielen Dank, Edwin. Für alles, was du getan hast. Es tut mir leid, dass du meinetwegen so viel durchmachen musstest.«
    Fast hätte sie ihn umarmt und auf die Wange geküsst, entschied sich aber dagegen.
    XO …
    »›I’d Do It All Again‹«, sagte er lächelnd. Das war der Titel eines ihrer ersten Hits gewesen. Kayleigh lachte. Nach einem Moment sagte er: »He, da kommt mir ein Gedanke: Ich könnte ja hoch nach Kanada fahren. Vancouver ist nicht so weit von Seattle entfernt. Ich kenne da ein paar schöne Ecken. Da gibt es in den Bergen einen herrlichen Park, in dem …«
    Sie lächelte. »Weißt du, Edwin, es ist wohl besser, wenn wir uns nicht mehr treffen. Einfach, weil … Ich halte es für das Beste.«
    Er grinste. »Sicher. Nur … na ja, nach allem, dachte ich eben …«
    »Es ist wohl besser«, wiederholte sie. »Mach’s gut, Edwin.« Sie streckte die Hand aus.
    Er ergriff sie nicht.
    »Du … du machst mit mir Schluss?«, fragte er.
    Sie lachte auf, weil sie glaubte, er mache einen Scherz – so wie letzten Abend im Krankenhaus über die Blumen. Aber sein Blick verengte sich; er sah ihr in die Augen. Und das Lächeln verwandelte sich in jenes, das sie von vorher kannte. Die leicht nach oben gekrümmten Mundwinkel, unecht. »Nach allem«, wiederholte er flüsternd.
    »Okay, pass auf dich auf«, sagte sie eilig, drückte den Knopf auf dem Autoschlüssel und entriegelte die Tür.
    »Geh nicht«, raunte er.
    Kayleigh sah sich um. Der Parkplatz war menschenleer. »Edwin.«
    »Warte«, bat er. »Es tut mir leid. Hör mal, lass uns einfach zusammen ein Stück fahren und reden. Wir können einfach reden. Und dabei bleibt es vorläufig auch.«
    Vorläufig . Was sollte das denn heißen?
    »Ich glaube, ich muss los.«
    »Nur reden«, drängte er hartnäckig. »Mehr will ich ja gar nicht.«
    Sie drehte sich um, aber Edwin trat flink vor und verstellte ihr den Weg. »Bitte. Es tut mir leid. Nur eine kurze Fahrt.« Er sah auf die Uhr. »Du musst erst in sechseinhalb Stunden wieder im Kongresszentrum sein.«
    »Nein, Edwin. Schluss jetzt! Geh mir aus dem Weg.«
    »Du magst doch Männer, die reden. Weißt du noch, dein Song ›You Never Say a Word‹? So bin ich nicht. Komm schon. Eben im Restaurant hast du dich noch gern mit mir unterhalten.« Er packte ihren Arm. »Das hat doch Spaß gemacht. Das schönste Mittagessen, das ich je hatte!«
    »Lass mich los!« Sie versuchte ihn wegzustoßen. Es war, als hätte sie einen Sack Zement beiseiteschieben wollen.
    »Dir ist doch klar, dass ich fast getötet worden wäre«, sagte er unheilvoll und zeigte auf seinen Hals. »Und zwar, als ich dir das Leben gerettet habe! Hast du das etwa vergessen?«
    O Herr im Himmel. Er hat sich die Schusswunde selbst zugefügt. Alicia war unschuldig. Er hat ihr eine Falle gestellt. Edwin hat Bobby ermordet und Alicia auch! Ich weiß nicht, wie, aber er hat es getan.
    »Edwin, bitte!«
    Er ließ sie los und wirkte reumütig. »Es tut mir so leid!

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