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Die Angebetete

Die Angebetete

Titel: Die Angebetete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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bewegenden Edwin Sharp vor dem Imbiss.
    Die Wahl des Restaurants sagte ihr zu; es lag in einem ruhigen Teil der Stadt, und sie würde hoffentlich keine Autogramme geben müssen. Dieser Umstand war sogar für unbedeutendere Stars wie sie stets eine Überlegung wert.
    Edwin begrüßte sie lächelnd und ließ ihr den Vortritt. Das klimatisierte und hell erleuchtete Lokal war fast leer. Die Kellnerin erkannte den berühmten Gast und lächelte, aber Kayleigh wusste sofort, zu welcher Kategorie Fan sie gehörte: Die Frau würde aufmerksam und fröhlich sein, aber viel zu nervös, um etwas zu sagen, abgesehen von der Aufnahme der Bestellung und eventuell einem Kommentar über die Hitze.
    Sie setzten sich in eine Nische, bestellten Eistee und für Kayleigh einen Burger. Edwin entschied sich für einen Milchshake; die Wunde an seinem Hals schmerze beim Kauen, erklärte er. »Ich liebe die Dinger. Aber ich habe seit Monaten keinen mehr gegessen. He, du hast mich immerhin dazu gebracht, dass ich nach Jahren endlich mein Übergewicht losgeworden bin.«
    »Wow, der Bluterguss sieht ganz schön heftig aus.«
    Er nahm den verchromten Serviettenspender und benutzte ihn als Spiegel. »Ich glaube, der wird noch schlimmer.«
    »Tut es sehr weh?«
    »Ja. Aber am schlimmsten ist, dass ich auf dem Rücken schlafen muss, was ich noch nie hinbekommen habe.«
    Sie unterhielten sich eine Weile über den Abgeordneten Davis und über Alicia, dann über das Leben in Fresno und Seattle. Die Bestellung wurde serviert, und sie aßen beziehungsweise tranken.
    »Was macht dein Haus?«, fragte er.
    »Ich werde einen neuen Teppich brauchen. Und ich muss einen Großteil des Bodens sowie eine Wand erneuern. Das größte Problem ist der Rauchschaden. Der Qualm ist überall reingezogen. Die erste Schätzung beläuft sich auf hunderttausend Dollar. Die Hälfte meiner Klamotten kann ich auch wegwerfen. Sie stinken.«
    »Tut mir leid.«
    Sie schwiegen, und es war klar, dass Edwin nicht weiter über die schrecklichen Ereignisse der letzten Tage reden wollte. Ihr war das nur recht. Er fing an, über Musik und einige der Gründerfrauen der Country-Szene zu plaudern. Er erzählte von den Alben in seiner Sammlung – er hörte noch viel Musik auf LP s und hatte in einen teuren Plattenspieler investiert. Auch Kayleigh war der Ansicht, dass Vinyl – und somit analoge Aufnahmetechnik – den reinsten Klang hervorbrachte, besser als die höchste Digitalqualität.
    Edwin erwähnte, er habe in einem Secondhandladen in Seattle kürzlich ein paar Kitty-Wells-Singles gefunden.
    »Magst du sie?«, fragte Kayleigh überrascht. »Sie ist eine meiner Lieblingssängerinnen.«
    »Ich habe fast alle ihre Platten. Weißt du, dass sie noch mit sechzig einen Billboard -Hit gelandet hat?«
    »Ja, weiß ich.«
    Wells’ Karriere hatte in den Fünfzigerjahren begonnen. Sie war als eine der ersten Frauen in die Country Music Hall of Fame aufgenommen worden.
    Sie unterhielten sich über die Countrymusic der damaligen Zeit – Nashville gegen Texas gegen Bakersfield. Kayleigh lachte, als Edwin Loretta Lynn zitierte, die sich in der von Männern dominierten Branche bis ganz nach oben gekämpft hatte: »In der Welt der Countrymusic gilt die Floskel ›meine unbedeutende Meinung‹ für Frauen noch immer ohne Einschränkung.«
    Nach Edwins Ansicht repräsentierte Country das Beste der kommerziellen Musik, weitaus mehr als Pop und Hip-Hop. Country war handwerklich gut gemacht, bediente sich gefälliger Melodien und sprach Themen an, die für jedermann wichtig waren: Familie, Liebe, Arbeit und sogar Politik. Und die Musiker beherrschten ihr Fach – im Gegensatz zu vielen Folk-, Alternative-, Hip-Hop- und Rock-Interpreten.
    Was die Musikindustrie insgesamt anbelangte, war Edwin über den Niedergang der Plattenfirmen nicht allzu glücklich und glaubte, dass die illegalen Downloads auch weiterhin ein Problem sein und die Qualität der Produktionen untergraben würden. »Wenn Künstler für ihre Arbeit nicht bezahlt werden – welchen Anreiz haben sie dann noch, sich richtig Mühe zu geben?«
    »Darauf trinke ich.« Kayleigh stieß mit ihrem Eisteeglas seinen Milchshake an.
    Nach dem Essen gab sie ihm dann seine Konzertkarte. »Erste Reihe Mitte. Ich werde dir zuwinken. Ach, und diese Plektren sind großartig.«
    »Freut mich, dass sie dir gefallen.«
    Ihr Telefon summte. Eine SMS von Tye Slocum.
    Die Martin ist einsatzbereit. Bei dir alles klar?
    Merkwürdig. Er verschickte so gut wie nie

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