Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Angebetete

Die Angebetete

Titel: Die Angebetete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
Vom Netzwerk:
Bühne gearbeitet«, sagte Gonzalez dann. »Wie es aussieht, ist er ausgerutscht und gestürzt, und ein Scheinwerfer ist auf ihm gelandet. Das Ding war eingeschaltet und hat ihn in Brand gesetzt. Gestorben ist er dann am Blutverlust und an den Verbrennungen.«
    Mein Gott, was für ein furchtbarer Tod.
    »Er muss eine ganze Weile gebrannt haben. Wurde denn kein Alarm ausgelöst?«
    »Die Rauchmelder im Orchestergraben haben nicht funktioniert. Den Grund dafür kennen wir nicht.«
    Kathryn sah sofort Edwin Sharp vor sich, wie er zu Bobby Prescott schaute, mit diesem falschen Lächeln und einem Blick, der mühelos auch den Wunsch beinhalten konnte, den Roadie in ein Häuflein Asche zu verwandeln.
    »Sie sollten wissen, dass …«
    »… es einen Stalker namens Sharp gibt?«, fiel Madigan ihr ins Wort.
    »Äh, ja.«
    »Einer aus dem Team, Tye Slocum, hat mir berichtet, es habe sich gestern im Cowboy Saloon ein entsprechender Zwischenfall ereignet.«
    Dance schilderte, was sie gesehen und gehört hatte. »Bobby hat sich ihm zweimal in den Weg gestellt. Und Edwin hat vermutlich gehört, dass Bobby sagte, er würde am Abend noch herkommen und einen technischen Defekt überprüfen. Es könne aber spät werden, weil er vorher etwas aus Bakersfield abholen müsse.«
    »Wir haben Edwin auf dem Schirm«, sagte Madigan desinteressiert. »Wir wissen, dass er ein Haus am Woodwark Park gemietet hat, im Nordteil der Stadt. Für einen Monat.«
    Dance erinnerte sich, dass Edwin recht bereitwillig davon erzählt hatte. Und sie hätte immer noch gern gewusst, wieso er sich für einen ganzen Monat dort eingemietet hatte. Ihr fiel auch auf, dass sowohl sie selbst als auch Madigan ihn beim Vornamen nannten; das geschah häufig, wenn ein Verdächtiger als potenziell seelisch gestört galt. Dance ermahnte sich, Sharp auf keinen Fall zu unterschätzen.
    Der Chief Detective erhielt einen Anruf. Dann widmete er sich wieder Dance, wenn auch nur ganz kurz und mit einem knappen Lächeln – genauso falsch wie das von Edwin, dachte sie. »Danke für Ihren Besuch. Wir geben dem CBI Bescheid, falls wir irgendwas benötigen sollten.«
    Dance musterte die Bühne und den Dunst über dem Orchestergraben.
    »Machen Sie’s gut«, sagte Gonzalez.
    Doch trotz des doppelten Rauswurfs hatte Dance noch nicht vor, sich zu verabschieden. »Wie konnte der Scheinwerfer denn auf ihn fallen?«
    »Vielleicht hat er ihn hinter sich hergezogen«, mutmaßte der Sheriff. »Am Kabel, Sie wissen schon.«
    »War es ein Scheinwerferriegel, eine ganze Batterie?«, fragte Dance.
    »Keine Ahnung, wie man die nennt«, murmelte Madigan. »Sehen Sie doch selbst nach.« In dem Satz schwang eine gewisse Herausforderung mit.
    Dance sah selbst nach. Die verkohlte Leiche war tatsächlich ein schwer zu ertragender Anblick. Und, ja, es handelte sich um einen Riegel mit vier Scheinwerfern.
    »Das könnte dieselbe Batterie sein, die gestern heruntergefallen ist.«
    »Das hat Tye schon erwähnt«, sagte Madigan. »Wir überprüfen das.« Er hatte allmählich wirklich die Nase voll von ihr. »So, nun ist es aber gut.« Er wandte sich ab.
    »Wie konnte das Ding denn aus der Halterung fallen?«
    »Weil sich die Flügelmuttern gelöst haben?« Er schaute hinauf zu dem Gestänge.
    »Und ich frage mich, wie Bobby hier abstürzen konnte«, sagte Dance. »Die Warnung ist doch nicht zu übersehen.« Ein breites gelbes Klebeband markierte die Kante der Bühne.
    »Das sind aber viele Fragen auf einmal«, tat Madigan ihre Bedenken beiläufig ab.
    Da ertönte aus dem Hintergrund der Halle die laute, entsetzte Stimme einer Frau: »Nein … nein, nein!« Das letzte Wort war ein Aufschrei. Und trotz der heißen feuchten Luft rann Dance ein eisiger Schauder über den Rücken.
    Kayleigh Towne rannte den Mittelgang entlang auf den Orchestergraben zu, in dem ihr Freund auf so grausame Weise gestorben war.

10
    Dance hatte die junge Sängerin ein halbes Dutzend Mal getroffen. Kayleigh war stets sorgfältig, wenn nicht sogar perfekt zurechtgemacht gewesen.
    Heute hingegen sah sie völlig aufgelöst aus. Kein Make-up, das lange Haar zerzaust, die Augen vom Weinen angeschwollen, nicht von Schlaflosigkeit (das ist ein Unterschied, wusste Dance). Statt der sonst üblichen Kontaktlinsen trug sie eine Brille mit dünnem schwarzem Gestell, nicht unähnlich der von Kathryn. Sie war außer Atem.
    Detective P. K. Madigan wurde sofort zu einer vollkommen anderen Person. Sein bei Dance verärgert aufgesetztes Lächeln

Weitere Kostenlose Bücher