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Die Angebetete

Die Angebetete

Titel: Die Angebetete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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verwandelte sich bei Kayleigh in eine Miene aufrichtigen Mitgefühls. Er fing die junge Frau im Zuschauerraum ab, bevor sie die Bühne erreichen konnte. »Kayleigh, Liebes. Nein, nein, Sie sollten nicht hier sein. Das ist wirklich nicht vonnöten.«
    »Bobby?«
    »Leider, ja.«
    »Man hat es mir gesagt … aber ich habe so sehr gehofft, es würde sich als Irrtum herausstellen.«
    Dann gesellte Sheriff Gonzalez sich zu den beiden und legte dem Mädchen einen Arm um die Schultern. Dance fragte sich, ob wohl alle Freunde und Angehörigen eines Opfers eine solche Behandlung erfuhren oder ob dies Prominenten vorbehalten blieb. Aber das war ein zynischer und herzloser Gedanke. Kayleigh Towne war der Star der Stadt, ja, aber im Augenblick war sie vor allem eine Frau, die schrecklichen Kummer litt.
    »Es tut mir leid, Kayleigh«, sagte Gonzalez. »Es tut mir so leid.«
    »Er war’s! Edwin. Ich weiß es! Gehen Sie und verhaften Sie ihn. Er parkt vor meinem Haus. In diesem Moment!«
    »Er macht was ?«, fragte Madigan.
    »Er ist auf dem Parkplatz des Erholungsgebiets, gleich auf der anderen Straßenseite. Er sitzt einfach da in seinem verfluchten roten Wagen.«
    Madigan runzelte die Stirn und schickte per Funk einen Deputy dorthin, um die Lage zu überprüfen.
    »Nehmen Sie ihn fest!«
    »Das müssen wir erst mal abwarten, Kayleigh. Es ist vielleicht nicht so einfach.«
    »Aber gestern ist ein Scheinwerfer heruntergefallen. Er muss dahintergesteckt haben.«
    »Wir gehen der Sache nach«, sagte Madigan.
    Dance bemerkte Darthur Morgan, der mit verschränkten Armen im hinteren Teil des Zuschauerraums stand und sich sorgfältig umsah.
    »Wer, zum Teufel, ist das denn?«, knurrte Madigan, dem der Mann ebenfalls auffiel.
    »Mein Leibwächter«, erklärte Kayleigh schluchzend.
    »Oh.«
    Dance kehrte zum Rand der Bühne zurück und sah hinunter. Der hier besonders starke Geruch erregte abermals Übelkeit, doch Kathryn riss sich zusammen und nahm den Tatort genau in Augenschein: Der Scheinwerferriegel, etwa zwei Meter lang, lag auf den verbrannten Überresten von Bobby Prescott. Dance kannte die Botschaften, die ein Körper von sich gab – ob im Leben oder im Tod. Sie betrachtete nun die gebrochenen Knochen und die Klauenform der Hände, erhoben in der Boxerhaltung – teilweise wegen der für ein Brandopfer typischen Kontraktionen, aber auch, weil er versucht hatte, seinen zerschmetterten Leib aus dem Bereich unterhalb der Bühnenkante zu ziehen. Er wollte weg von den Stufen – was unlogisch gewesen wäre, hätte er einfach nur Hilfe gesucht.
    »Zunächst ist er gestürzt, die Lampe erst etwas später«, sagte Dance zu dem Deputy neben ihr, ganz leise, damit Kayleigh es nicht hörte.
    »Wie war das, Ma’am?« Der Mittdreißiger mit der rechteckigen Statur und dem üppigen schwarzen Schnurrbart trat näher. Auch er war sonnengebräunt wie Madigan, schien aber zudem von Natur aus einen dunklen Teint zu haben. Auf seinem Namensschild stand Det. D. Harutyun .
    Sie wies nach unten. Die in Overalls gekleideten Mitarbeiter der Spurensicherung räumten soeben die Scheinwerferbatterie beiseite und widmeten sich dem Leichnam. »Seine Beine«, sagte Dance. »Achten Sie auf den Winkel. Und sehen Sie sich seine Hände an. Erst ist er gestürzt. Dann ist die Lampe auf ihm gelandet.«
    Der Deputy musterte alles schweigend. Dann: »Der Scheinwerfer ist gekippt und gefallen. Der Mann wusste das, weil er an dem Kabel gezogen hatte.«
    Doch das Kabel war an eine Steckdose auf der Bühne angeschlossen, nicht im Orchestergraben. Dance und der Detective realisierten das im selben Moment. Bobby konnte nicht von unten daran gezogen haben.
    »Warum ist das Kabel dort in der Wand eingestöpselt?«, fragte sie. »Ein solcher Scheinwerfer hängt doch eigentlich hoch über der Bühne. Da oben kriegt er auch seinen Strom. Wieso wurde er überhaupt hier unten angeschlossen? Das sollte auch unbedingt geklärt werden.«
    »Ich kümmere mich darum.«
    Was er sogleich tat. Er ging die Stufen hinunter, sagte ein paar Worte zu Kayleigh, nahm dann Madigan zur Seite und flüsterte ihm etwas zu. Der Detective nickte. Seine Stirn legte sich in Falten. »Okay«, rief er. »Die gesamte Bühne gilt ab sofort als Tatort. Außerdem das Gestänge, von dem sich gestern der Scheinwerfer gelöst hat. Räumt den Bereich. Und schickt Charlies Leute dort auf die Suche. Wir haben hier alles schon genug verunreinigt.«
    Dance fragte sich, ob Harutyun die neuen Erkenntnisse als seine

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