Die Angebetete
sich leicht vorgebeugt, als wäre es nur für deine Ohren bestimmt. Ein leises Lächeln bei dem Wort »Verstärker«, das zu einem Codewort zwischen euch beiden geworden war, ein Scherz für Eingeweihte. Die Art, wie er die Augen nicht von deinem Gesicht lassen konnte, was überdeutlich machte, dass die Sache zwischen euch für ihn jedenfalls noch längst nicht vorbei war.
Mit anderen Worten: Kinesik.
Doch was sie zu Kayleigh sagte, war: »Nur so eine Ahnung.«
»Es befinden sich also alle Männer in Gefahr, mit denen Kayleigh je ausgegangen ist oder befreundet war?«, fragte Crystal Stanning.
»Ja, wahrscheinlich. Frauen allerdings auch. Stalker sind extrem eifersüchtig. Vergessen Sie nicht, der Realitätssinn dieser Leute ist stark beeinträchtigt – sogar flüchtige Bekannte können als Bedrohung empfunden werden.« Dann sah sie wieder die junge Sängerin an. »Bist du zurzeit mit jemandem zusammen?«
»Nein.«
»Ein Stalker könnte außerdem auf jeden losgehen, der dich unter Druck setzt oder dich auch nur gekränkt hat. Er nimmt seine Beschützerrolle absolut ernst; das konnte ich gestern sehen. Hast du irgendwelche Feinde, von denen er wissen könnte?«
Kayleigh sah sich um. »Nicht wirklich.«
»Sie ist ein braves Mädchen«, sagte Alicia. »Sie lässt sich nicht auf Zickenkriege mit anderen Sängerinnen ein.«
»Er könnte auch beschließen, sich die Kritiker vorzunehmen, die dich verrissen haben«, fuhr Dance fort. »Oder Fans, die etwas an deiner Arbeit auszusetzen hatten. Und es ist jeder gefährdet, der sich seiner Ansicht nach zwischen euch beide stellt.«
»Wie Darthur?«
»Zum Beispiel. Aber auch deine Anwälte.« Sie schaute zu Alicia. »Oder Sie. Sie scheinen sehr um ihren Schutz bemüht zu sein.«
Die breitschultrige Frau zuckte die Achseln. » Irgendjemand muss sich ja darum kümmern.«
Ein Satz mit vielen möglichen Implikationen.
»Und es könnte uns treffen. Die Polizei. Wahrhaft besessene Stalker haben ein anderes Verständnis von Recht und Unrecht. In extremen Fällen könnte für einen Stalker der Mord an einem Beamten so belanglos sein wie das Töten einer Fliege.«
»Was ist mit meiner Familie? Und der Crew?«
»Angehörige und Bekannte sind zumeist nur dann gefährdet, wenn sie versuchen, das Objekt vor dem Stalker zu beschützen. Aber wir haben es hier nicht mit unumstößlichen Regeln zu tun. Stalker sind unberechenbar. Ich habe einige der Crewmitglieder befragt, ob ihnen gestern etwas aufgefallen ist, aber ich sollte mal lieber mit allen reden, um einzuschätzen, ob sie sich in Gefahr befinden.«
Oder ob sie als Täter in Betracht kommen, dachte Dance, sprach es aber nicht aus.
»Die Crew ist im Kongresszentrum«, sagte Kayleigh. »Aber die Band ist immer noch in Nashville und schließt ein paar Studioaufnahmen für unser neues Album ab. Sie wird erst am Donnerstag oder Freitag hier eintreffen.«
Das war eine gute Neuigkeit, denn sie verringerte die Zahl der potenziellen Opfer. Und der möglichen Verdächtigen.
»Und dann gibt es da noch das Hinckley-Szenario«, fügte Dance hinzu. »Den Mord an einer bekannten Person, um Kayleigh zu imponieren.«
Sie rief den anderen ins Gedächtnis, dass John Hinckley jr. von Jodie Foster besessen war. »Er hat geglaubt, durch den Mord an Ronald Reagan könne er die Schauspielerin auf ewig an sich binden.«
»Irgendwie stimmt das ja auch«, stellte Harutyun fest. »In gewisser, kranker Weise hat er sein Ziel erreicht.«
»Ich habe mit Edwin gesprochen«, sagte Madigan. »Sie ebenfalls. Er wirkt nicht wie ein Psycho. Wie könnte er je auf die Idee kommen, die Ermordung anderer Menschen werde ihn Kayleigh näherbringen?«
»Oh, er denkt nicht groß darüber nach. Jedenfalls nicht bewusst. Und auch wenn er nach außen vernünftig zu sein scheint, geht unter der Oberfläche mehr in ihm vor. Vergessen Sie nicht, es ist seine Realität, nicht unsere.«
»Ich habe die Überwachung von Kayleighs Telefon veranlasst, und die Sicherheitsleute des Anbieters stehen Gewehr bei Fuß«, sagte Madigan. »Außerdem behalten wir weiterhin die Nummer der anderen Mobiltelefone im Blick, die er in Burlingame gekauft hat. Wenn er sie wieder einschaltet, können wir sofort einen Wagen losschicken.«
»Gut.«
»Kathryn hat mich gebeten, einen Blick auf die Strophen des Songs zu werfen, den man Ihnen gestern Abend vorgespielt hat«, sagte Harutyun zu Kayleigh und verteilte Kopien des Textes an alle Anwesenden. »Ich habe mir den Kopf darüber
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