Die Angebetete
keine Veranstaltung stattfand.
War er nun hier und beobachtete sie aus dem Hintergrund? Hatte sich in dieser Nische da soeben etwas gerührt? Oder dort drüben in dem Durchgang?
Ihre Augen spielten ihr einen Streich.
Offenbar.
Gleich darauf sah Dance, dass Kayleigh ihr Mobiltelefon aus der Tasche zog. Der Gesichtsausdruck der jungen Frau ließ wenig Raum für Zweifel. Die Nummer des Anrufers sagte ihr nichts.
Sie starrte einen Moment lang auf das Display und hob das Telefon dann ans Ohr.
Und keuchte erschrocken auf, was dank der guten Akustik des Saals weithin zu hören war.
Ihr Kopf ruckte zu Dance herum. »Das ist der nächste Anruf, Kathryn«, sagte sie. »Die zweite Strophe!«
22
Eine Viertelstunde später traf Dance beim Sheriff’s Office ein und eilte ins Gebäude. Harutyun wartete am Eingang auf sie.
»Hat die Dreieckspeilung geklappt?«, fragte sie.
»Das war keines von Edwins Prepaid-Geräten – und auch sonst kein Mobiltelefon«, sagte Harutyun ruhig. »Der Anruf kam von einem Münzfernsprecher auf dem Campus des Fresno College. Zurzeit sind noch Semesterferien, und dort ist kaum was los. Niemand hat den Anrufer gesehen.«
»Und wo steckt Edwin?«
»Das ist merkwürdig. Er sitzt immer noch im Rialto – dem Kino. Es muss also jemand anders sein.«
Sie betraten Madigans Büro, wo sowohl der Chief Detective als auch Stanning gerade telefonierten.
Madigan hob den Kopf. Er beendete das Gespräch auf seinem Mobiltelefon und ignorierte den klingelnden Festnetzapparat auf seinem Schreibtisch, nachdem er einen kurzen Blick auf die angezeigte Nummer des Anrufers geworfen hatte. Sein Blick fiel auf einen halb geleerten Becher Eiscreme. Er löffelte weiter. Schokolade mit Marshmallows und Mandeln.
»Wo ist Kayleigh?«, fragte Harutyun.
»Sie und die Crew sind im Kongresszentrum«, sagte Dance. »Darthur Morgan ist bei ihr, und der Deputy, den Sie geschickt haben, ist draußen. Alicia ist die Einzige, von der ich nicht weiß, wo sie sich aufhält. Ich habe sie auf dem Weg hierher angerufen und eine Nachricht hinterlassen. Bislang hat sie sich nicht zurückgemeldet.«
Madigan zeigte auf sein Mobiltelefon. »Das war Fuentes. Edwin schaut sich immer noch den Film an.«
»Besteht die Möglichkeit, dass er vom Kino aus angerufen hat – ob nun per Festnetz oder mit einem anderen Mobiltelefon – und der Anruf irgendwie über den Apparat beim College geleitet wurde?«, fragte Harutyun.
Gute Frage. Doch Madigan hatte eine gute Antwort parat: »Nein, das haben wir bereits mit der Telefongesellschaft geklärt. Der Anruf wurde von dem Fernsprecher auf dem Campus getätigt und ging direkt an Kayleighs Nummer.«
Dance musste einfach nachfragen. »Und er hat sich auf keinen Fall aus dem Kino schleichen können?«
»Nein. Fuentes sitzt in einem Restaurant an der Olive Avenue und hat den Haupteingang im Blick. Die Hintertüren sind alle alarmgesichert. Er hat sich vergewissert.«
Dance nahm an, dass Edwin einfach war, was er zu sein schien: ein armseliger Trauerkloß ohne eigenes Leben, der sich zu einer Frau aus einem völlig anderen Universum hingezogen fühlte.
Eine alltägliche und langweilige Geschichte, sobald man die Schikanen und die Gewalt aus der Gleichung entfernte.
Trotzdem musste sie an seine eiskalte Haltung denken, seine absolute Ruhe, seine unerschütterliche Fixierung auf Kayleigh, sein aufgesetztes Lächeln.
Und an seine Intelligenz.
Was sie veranlasste zu fragen: »Gibt es dort Keller?«
»Wie bitte?«, fragte Madigan.
»Gibt es in dem Häuserblock womöglich miteinander verbundene Keller?«
»Keine Ahnung«, sagte Madigan und drückte eine Taste auf seinem Festnetztelefon. Ein Freizeichen erklang aus dem Lautsprecher, gefolgt von elf schnellen Wähltönen.
»Fuentes.«
»Wir glauben, er könnte sich durch den Keller weggeschlichen haben«, sagte Madigan barsch, ohne zuvor seinen Namen zu nennen. »Was ist mit der Eisenwarenhandlung nebenan? Sind die Keller verbunden?«
Eine Pause. »Ich überprüfe das und melde mich gleich wieder.«
Drei Minuten später erhielten sie die Nachricht, die Dance erwartet hatte. »Ja, Chief. Ich war gerade unten. Es gibt eine Tür, und sie ist nicht verschlossen.«
»Räumen Sie das Kino«, sagte Dance. »Wir müssen ganz sicher sein.«
»Räumen?«
Madigan starrte sie an. »Sie haben Agent Dance gehört, Gabe«, sagte er dann entschlossen. »Lassen Sie das Licht einschalten, und räumen Sie den Saal.«
»Der Betreiber wird nicht allzu
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