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Die Angebetete

Die Angebetete

Titel: Die Angebetete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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sogar zur Aufdeckung ihrer eigenen Täuschungsversuche führen. Aber eine kinesische Einschätzung solcher Leute ist oft ein Ding der Unmöglichkeit. Sie stehen nämlich nicht unter Stress, wenn sie lügen – weil ihr Wunsch, sich dem Objekt ihrer Besessenheit zu nähern, alles andere bei Weitem dominiert.
    Sie erklärte dies nun und fügte hinzu, dass ihnen zudem eine aktuelle Handhabe für eine Festnahme fehle.
    Alicia verzog frustriert das Gesicht. »Gibt es denn hier kein Gesetz gegen Stalking?«, fragte sie.
    »Doch, Kalifornien hat sogar als erster Bundesstaat eines verabschiedet«, sagte Madigan.
    Dance fasste die Voraussetzungen zusammen. »Man macht sich des Stalkings schuldig, wenn man das Opfer vorsätzlich, arglistig und wiederholt verfolgt oder schikaniert und auf glaubhafte Weise bedroht, sodass die Person berechtigte Angst um ihre Sicherheit oder die Unversehrtheit ihrer nächsten Angehörigen haben muss.« Sie zuckte die Achseln. »Leider hält die abschreckende Wirkung sich in Grenzen. Es drohen nur eine kurze Haft oder eine Geldstrafe.«
    »Nun, das ist doch wenigstens etwas. Verhaftet ihn doch erst mal«, sagte Kayleigh.
    »Das könnte schwieriger sein als gedacht. Schildere mir mal, wie sein Stalking aussieht.«
    »Nun ja, meine Anwälte könnten dir mehr dazu sagen, denn ich habe die Sache weitgehend ihnen überlassen. Aber ich weiß, dass er mir ungefähr hundertfünfzig E-Mails und etwa dreißig Briefe geschrieben hat. Darin hat er mich um eine Verabredung gebeten, Andeutungen über eine gemeinsame Zukunft gemacht oder geschildert, was er an diesem oder jenem Tag getan hatte.«
    Da kenne ich weitaus schlimmere Kandidaten, dachte Dance.
    »Und er hat mir ein paar Geschenke geschickt. Zeichnungen, Miniaturinstrumente, alte LP s. Wir haben alles zurückgehen lassen.«
    »Du hast gesagt, er sei bei Konzerten aufgetaucht, aber du hättest ihn da nie gesehen.«
    »Richtig.«
    »Könnte er sich verkleidet haben?«, fragte Lopez.
    »Gut möglich«, sagte Dance. »Stalker bedienen sich einer Vielzahl von Tricks, um sich ihren Objekten zu nähern und sie zu kontrollieren. Sie stehlen zum Beispiel Briefe, um herauszufinden, wen die Opfer kennen und wo die Betreffenden sich aufhalten könnten. Sie nötigen Zeugen dazu, in ihrem Sinne zu lügen und zu behaupten, sie hätten den Stalker nie in der Nähe der Wohnung des Opfers gesehen. Sie bringen sich bei, Telefone und Computer zu hacken, und einige fangen sogar eine Ausbildung als Schlosser an, um zu lernen, wie man verriegelte Türen öffnet. Diese Menschen sind wirklich verzweifelt. Ihr komplettes Selbstwertgefühl ist an die Liebe zu ihrem Objekt gekoppelt; ohne diese Person sind sie nichts.«
    »Wir haben ihm Unterlassungsverfügungen und alles Mögliche angedroht«, sagte Alicia. »Die Briefe hat er einfach ignoriert, aber die Anwälte sagten, er habe die Grenze zur Illegalität nie ganz überschritten.«
    »Sie haben außerdem mit dem FBI darüber gesprochen, ob er sich in unsere Computer gehackt haben könnte«, sagte Kayleigh. »Und sie haben eine private Datensicherungsfirma engagiert. Aber es wurde nie ein konkreter Beweis dafür gefunden.«
    Dann stellte Madigan die Schlüsselfrage: »Hat er in all seinen Briefen jemals eine Drohung ausgesprochen? Eine Verhaftung setzt voraus, dass eine glaubhafte Bedrohung vorgelegen hat.«
    »Ist Bobbys Tod denn nicht Bedrohung genug?«, fragte Alicia barsch.
    »Es gibt keinen Beweis dafür, dass Edwin der Täter war«, sagte Harutyun.
    »O bitte. Natürlich ist er es gewesen.«
    »Aber Detective Madigan hat recht«, fuhr Dance fort. »Um Edwin wegen Verstoßes gegen das Anti-Stalking-Gesetz verhaften zu können, muss eine Drohung gegen dich oder ein Familienmitglied vorliegen. Es kann sich auch um eine implizite Drohung handeln, aber dann muss die berechtigte Befürchtung bestehen, dass deine körperliche Unversehrtheit akut gefährdet ist.«
    »Nur die körperliche? Die geistige oder seelische Unversehrtheit zählt nicht?«, fragte Crystal Stanning.
    »Nein. Nur die körperliche.«
    Kayleigh starrte ein Poster an, die Karikatur eines Polizisten und eines zerknirschten Teenagers.
    Beim Einsatz an den Schulen gilt: Ist es nur Hasch, rede mit ihnen … aber rasch.
    Sie wandte sich wieder davon ab. »Nein, es gab keine Drohungen«, räumte sie widerstrebend ein. »Eher das genaue Gegenteil. Er hat immer wieder betont, dass er mich beschützen will. Und dass er für mich da sein würde – genau wie in dem Song

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