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Die Angebetete

Die Angebetete

Titel: Die Angebetete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Schrecklich.
    Sie dachte an Bishops Anruf vom Vormittag zurück, nachdem ihre Schwester ihr die traurige Nachricht bereits überbracht hatte. Die Unterredung mit ihrem Vater war so unbeholfen abgelaufen wie fast immer, wenn es bei ihm um etwas Persönliches ging. Suellyn war überrascht gewesen, dass er sie überhaupt angerufen hatte, ganz zu schweigen von der Bitte, nach Fresno zu kommen und ihrer Schwester in dieser schweren Zeit beizustehen … bis ihr etwas klar geworden war: Bishop wollte die Verpflichtung zum Beistand mit jemandem teilen, egal mit wem. Genau genommen wollte er sie sogar vollständig auf jemand anders abwälzen, falls irgendwie möglich.
    Doch wer wusste schon genau, was in Bishop vorging? Ihr Vater war sowohl berechenbar als auch unergründlich.
    Und wo blieb nur das Gepäck? Sie war ungeduldig.
    Suellyn sah ihrer Schwester nicht allzu ähnlich. Sie hatte die völlig unbestätigte Theorie, dass das Aussehen von Geschwistern mit zunehmendem Altersabstand immer unterschiedlicher wurde. Zwischen ihnen beiden lagen acht Jahre, und Suellyn war größer, von breiterer Statur und mit vollerem Gesicht. Die sieben Kilo, die sie mehr wog als ihre Schwester, konnten jedenfalls nicht dafür verantwortlich sein, denn die fanden sich unterhalb der Körpermitte wieder. Ihre Nase war länger und ihr Kinn stärker ausgeprägt, fand sie, wenngleich ihr hellbraunes Haar ebenso seidig und glatt über ihre Schultern fiel. Fresnos heißer Spätsommer traf sie heute nicht unvorbereitet; sie trug ein weinrotes, vorn und hinten tief ausgeschnittenes Sommerkleid und Brighton-Sandalen. Mary-Gordon war ganz fasziniert von den silbernen Herzen, die jeweils die ersten beiden Zehen bedeckten.
    Doch sogar in dieser luftigen Bekleidung war ihr viel zu warm. In Portland hatte man an jenem Vormittag knapp siebzehn Grad gemessen.
    »Wo ist Tante Kayleigh?«
    »Sie bereitet sich darauf vor, ein Konzert zu geben. Wir werden es uns am Freitag anschauen.«
    Vielleicht. Bis jetzt hatte ihre Schwester sie noch nicht zu dem Konzert eingeladen.
    »Gut. Ich mag es, wenn sie singt.«
    Es ertönte ein lautes Signal, ein orangefarbenes Licht blinkte auf, und das Gepäckband lief an.
    »Siehst du, du hättest gar nicht genug Zeit gehabt, um herunterzuspringen.«
    »Doch, hätte ich. Oder ich könnte mitfahren und sehen, was hinter dem Vorhang ist.«
    »Das würde denen bestimmt nicht gefallen.«
    »Wem?«
    Suellyn würde ihr jetzt ganz gewiss nichts von der Transportsicherheitsbehörde und von Terroristen erzählen.
    »Denen«, wiederholte sie energisch, und Mary-Gordon vergaß ihre Frage, denn sie erspähte den ersten Koffer und lief fröhlich darauf zu. Ihre weißen Leinenturnschuhe quietschten auf dem Linoleum, und das rosafarbene Kleidchen mit der roten Schleife flatterte ihr um die Beine.
    Das Gepäck fand sich vollständig ein. Sie ließen das Band und die Menschenmenge hinter sich und blieben vor einer der Türen stehen.
    Suellyns Mobiltelefon klingelte. Sie warf einen Blick darauf. »Hallo, Daddy.«
    »Ihr seid da«, knurrte der Mann.
    Dir ebenfalls einen guten Tag.
    »Richie ist unterwegs, um euch einzusammeln.«
    Oder du hättest persönlich herkommen können, um deine Tochter und deine Enkelin abzuholen. Bishop Towne fuhr zwar nicht selbst, aber er hatte Leute genug um sich, die den Chauffeur spielen konnten – falls er gewollt hätte.
    Obwohl er meilenweit entfernt war, ertappte Suellyn sich bei einem gekünstelten Lächeln, wie so oft, wenn sie mit ihrem Vater sprach. Bishop Towne schüchterte sie zwar nicht so stark ein wie seine jüngere Tochter, aber es reichte immer noch aus.
    »Ich kann ein Taxi nehmen.«
    »Nein, lass das. Ihr seid etwas früher gelandet als geplant. Richie wird gleich da sein.«
    Dann schien ihm etwas einzufallen – oder vielleicht hatte auch Sheri, Ehefrau Nummer vier, ihm einen Rippenstoß versetzt. »Was macht Mary-Gordon?«, fragte er.
    »Sie kann es kaum erwarten, dich zu sehen«, erwiderte Suellyn.
    Ist das passiv-aggressiv? Ein wenig.
    »Geht mir genauso.« Und mit diesen Worten legte er auf.
    Dann nehme ich eben ein Taxi, dachte sie. Ich werde hier doch nicht herumsitzen. »Musst du auf die Toilette?«
    »Nein.«
    »Bist du sicher? Es wird eine Weile dauern, bis wir bei Tante Kayleigh zu Hause sind.«
    »Ja. Kann ich Gummibären haben?«
    »Bei deiner Tante gibt es bestimmt etwas Süßes.«
    »Okay.«
    »Verzeihung, sind Sie Suellyn?«
    Sie drehte sich zu Bishops Schützling Richie um, einem

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