Die Angebetete
gemocht hat.«
Sie zückte ihr Notizbuch und klappte die Seite mit den Telefonnummern aller Crewmitglieder auf. Dance, Harutyun und Stanning benachrichtigten jeden Einzelnen. Die Hälfte der Leute war im Kongresszentrum, die andere Hälfte in dem hübschen Country Club im Norden der Stadt, in dem das Mittagessen stattfinden sollte. Kayleigh würde ein paar Lieder spielen, daher hatte man einen Bankettsaal gemietet. Tye Slocum war gerade dorthin unterwegs, und Dance setzte ihn von der Gefahr in Kenntnis. Alicia war offenbar auf dem Rückweg von einem Ausritt das Benzin ausgegangen, aber sie war wohlauf. Im Moment saß sie in einem Café und wartete auf das Eintreffen eines Pannendienstes.
Dance beugte sich zum Monitor vor und informierte sich auf einer von Kayleighs inoffiziellen Fanseiten über Einzelheiten der geplanten Mittagsveranstaltung. Viele Fans hätten sich gewünscht, Karten zu bekommen, aber die waren schnell ausverkauft gewesen.
»Das kann doch nicht so schwierig sein!«, sagte Madigan am Telefon. »Die Scheißkarre ist eine Meile lang! Und noch dazu leuchtend rot.« Er sah die anderen an und zuckte die Achseln. Die Schlange blieb unsichtbar.
Dance rief Kayleigh, die soeben im Country Club eingetroffen war, auf ihrem neuen Mobiltelefon an und warnte sie vor der möglichen Bedrohung.
»Nein! Schon wieder? Seid ihr sicher?«
»Ich fürchte, ja. Wir haben der Presse nichts davon erzählt, dass er die Strophen zur Ankündigung benutzt, also müssen wir davon ausgehen, dass es sich um eine echte Drohung handelt. Wo sind deine Schwester und deine Nichte?«
»Zu Hause bei Daddy und Sheri.«
»Ist Darthur bei dir?«
»Ja. Und es sind schon ungefähr ein Dutzend Leute hier. Wir rechnen mit insgesamt hundert oder so. Es gibt strenge Sicherheitsvorkehrungen. Ohne Ticket kommt niemand herein.«
Dance las auf dem Bildschirm weiter; ihr kam eine Idee. »Kayleigh, dieser Fan des Monats, wer ist das?«
»Ich glaube, er heißt … Moment. Sam Gerber. Könnte er sich etwa in Gefahr befinden? Oh, Kathryn, was sollen wir nur machen?«
»Er ist also noch nicht da?«
»Nein, wir fangen erst in einer Dreiviertelstunde an. Ich bin für den Soundcheck etwas früher hier. Sollen wir ihn anrufen?«
»Hast du denn seine Nummer?«
»Die finde ich heraus.«
Während Dance wartete, fiel ihr Blick auf mehrere Postings der Fanseite. Sie stammten vom selben Morgen.
Wer ist dieser Gerber? Ist er unsere wunderbare Kayleigh überhaupt wert? Er hat nicht viel über sie gepostet, eigentlich kaum etwas. Irgendwie ist es nicht fair, dass ausgerechnet er so viel Glück hatte.
–ESKayleighfan
Reg dich ab Edwin. da ist Platz genug für mehr als einen Fan.
–Musiqueman3468
ja komm schon, er hat einen wettbewerb gewonnen, was ist schon dabei? ich freu mich für ihn. er darf mit Kayleigh zu MITTAGESSEN !!!!!
–Suzi09091
Er hat es nicht verdient. Andere Leute schon. Das möchte ich betonen.
–ESKayleighfan
Kayleigh meldete sich mit Sam Gerbers Nummer zurück. Dance notierte sie sich. »Danke. Wir tun alles, was in unserer Macht steht. Ich rufe dich später wieder an.«
Sie versuchte, Sam Gerber zu erreichen, und landete bei der Mailbox. Es war eine Nummer aus der Gegend, vielleicht sogar ein Festnetzanschluss. Dance hinterließ eine dringende Nachricht.
»Er wohnt in Madera«, sagte Madigan. »Ich schicke einen Wagen zu seiner Adresse. Mit etwas Glück ist er noch dort.«
»Die Straße«, grübelte Dance. »Mal angenommen, Edwin will etwas auf dem Weg von Madera hierher versuchen.«
Ihr wurde klar, dass sie trotz Sally Dockings Aussage und der ansonsten unklaren Beweislage einfach davon ausging, dass Edwin der Mörder war. Dennoch verwarf sie diese Auffassung nicht, sondern scrollte weiter durch die Fanseite und versuchte, sich in die verquere Gedankenwelt des jungen Mannes zu versetzen.
Am meisten wünschte sie sich, dass Kayleigh sie mögen würde.
Sheri Towne wusste natürlich, dass sie von Anfang an keine guten Karten gehabt hatte. Nein, sie war weder wie Ehefrau Nummer drei – das Kind, wie Sheri sie in Gedanken gehässig nannte – noch wie Nummer zwei, die Tarotkartenleserin.
Dennoch war Sheri sehr viel jünger als Bishop und hatte nach eigener Ansicht nicht viel vorzuweisen. Sie war unsicher und wusste, dass Welten sie von Margaret trennten, der starken Frau, die Kayleighs und Suellyns Mutter gewesen war. Sheri wusste von ihr nicht etwa, weil irgendjemand aus der Familie Towne in ihrer Gegenwart über
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