Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Angebetete

Die Angebetete

Titel: Die Angebetete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
Vom Netzwerk:
Schusslinie zu kommen. Dann kroch sie hastig zum Wagen. Drinnen hämmerte Sheri mit blutigen Händen gegen die Windschutzscheibe. Sie würgte und hustete im dichten Rauch. Das Gras rund um den Wagen war in Brand geraten; die Hitze reizte Dance’ Haut.
    Die Frau im Innern sah verzweifelt in ihre Richtung und sagte etwas, das Kathryn nicht hören konnte.
    Dance bedeutete ihr, sie solle ein Stück zurückweichen, und schlug mit dem Feuerlöscher das Fenster auf der Beifahrerseite ein. Es zerbrach ohne großen Widerstand. Dance warf den Feuerlöscher beiseite – er hätte bei einem solchen Brand ohnehin nichts ausrichten können – und streckte den Arm aus, um die Frau hinauszuziehen. Sheri wurde von Krämpfen geschüttelt und hustete fortwährend. Speichel flog ihr aus dem Mund, und Tränen rannen über ihr verrußtes Gesicht.
    Dance zerrte sie zehn Meter weit weg und hielt sich die ganze Zeit geduckt, nur für den Fall, dass der Angreifer doch noch in der Nähe war. Dann lagen sie beide flach in einer Senke am Straßenrand.
    Sheri drehte sich auf die Seite, übergab sich und wollte aufstehen.
    »Nein, unten bleiben«, sagte Dance und wollte zu ihrem SUV laufen, um herauszufinden, ob Madigan ihre Nachricht erhalten hatte, und ansonsten den Notruf zu wählen.
    In dem Moment ertönte hinter ihr ein lauter Knall, und ein Schlag traf ihren Rücken. Sie kippte nach vorn auf den festen, von der Sonne ausgedörrten Boden.

37
    Dennis Harutyun stand neben der Trage, auf der bäuchlings Kathryn Dance lag.
    Auf der anderen Seite stand ein Rettungssanitäter und arbeitete an ihrem Rücken.
    »Wir wissen noch nichts Genaues«, sagte der Detective.
    Dance konnte aus der Waagerechten sehen, wie das stets tüchtige Team der Spurensicherung das Gelände nach Hinterlassenschaften des Angreifers durchkämmte, der beinahe Sheri Towne ermordet hatte … und auch Dance. Doch es war nicht mehr viel übrig; das Feuer hatte sich ausgebreitet und einige der Bäume und Sträucher erreicht, zwischen denen der Unbekannte gestanden hatte.
    »Tut das weh?«, fragte der Sanitäter.
    »Ja, und wie.«
    »Hm.« Er arbeitete weiter, ohne sich näher zu äußern.
    Es vergingen mehrere Minuten.
    »Sind Sie nicht bald mal fertig?«, fragte Dance, die sich ärgerte, dass er so lange brauchte und zu ihren Schmerzen nichts gesagt hatte. Sie hätte antworten sollen: »Ja, es tut höllisch weh, du Metzger.«
    »Ich denke, das dürfte reichen.«
    Sie zog ihre Bluse herunter.
    »Bloß ein Kratzer. Nicht besonders tief.«
    Dance war sicher gewesen, einen Schuss in den Rücken abbekommen zu haben – und ihr erster Gedanke hatte einem Freund gegolten, dem forensischen Experten Lincoln Rhyme, der ein Tetraplegiker war, also vom Hals abwärts gelähmt. Wie soll ich eine gute Mutter sein, wenn ich nicht mehr laufen kann?, hatte sie gedacht, als die Wucht des Treffers sie neben Sheri Towne zusammenbrechen ließ. In Wahrheit war der Feuerlöscher, den sie zuvor beiseitegeworfen hatte, im brennenden Gras gelandet und letztlich explodiert. Entweder ein Stein oder ein Stück des Gehäuses hatte sie am Rücken getroffen. Sie war einen Moment lang benommen liegen geblieben, hatte sich dann umgewandt und auf dem Boden einen großen Kreis aus weißem Schaum oder Pulver aus dem detonierten Feuerlöscher gesehen. Da hatte sie die Zusammenhänge begriffen, war zum SUV gekrochen, hatte ihr Telefon genommen und ohne den Umweg über Madigan direkt den Notruf gewählt. Eine Viertelstunde später waren Polizei, Feuerwehr und Krankenwagen dann vor Ort eingetroffen.
    Der ungehobelte Sanitäter begab sich zu seiner anderen Patientin – Sheri Towne, die neben ihrem Mann saß. Sie atmete Sauerstoff und starrte ihre verbundene Hand an. Ihre langen Fingernägel waren zufälligerweise blutrot lackiert.
    »Wir stecken ganz schön in der Klemme«, sagte Harutyun und erklärte, dass Edwin sich beim Justizministerium über seine Festnahme und die illegale Durchsuchung beschwert hatte. Madigan und Miguel Lopez waren vor Kurzem verhaftet worden. Zwar hatte man sie gleich wieder ohne Kaution auf freien Fuß gesetzt, aber sie blieben vom Dienst suspendiert.
    »O nein«, flüsterte Dance bestürzt. »Er wurde kaltgestellt?«
    »Allerdings«, bestätigte Harutyun verbittert. »Erst klaut der Täter die Waffe von Gabriel Fuentes und zieht ihn dadurch aus dem Verkehr. Nun hat es den Chief und Miguel erwischt. Das Team besteht nur noch aus Crystal und mir … und Ihnen.«
    »Wurde Edwin irgendwo

Weitere Kostenlose Bücher