Die Angebetete
gesichtet?«, fragte Dance.
»Nein, weder er noch seine auffällige rote Karre. Die Veranstaltung im Country Club ist wie geplant verlaufen. Nach allem, was ich gehört habe, hat Kayleigh aber nicht allzu gut ausgesehen. Sie hat ein paar Lieder gesungen, mit dem Fan zu Mittag gegessen und ist gegangen. Die Leute hatten den Eindruck, sie sei in Gedanken gar nicht bei der Sache gewesen.«
Dance wies auf das qualmende Mercedes-Wrack. »Es ist ziemlich gefährlich, sich bei Kayleigh unbeliebt zu machen.«
»Es fällt mir immer noch schwer, das als Mordmotiv zu begreifen.«
»Das ist die Realität eines Stalkers , nicht unsere«, erinnerte sie ihn.
Harutyun schaute zu Sheri und Bishop. »Sie ist beinahe verbrannt, aber am meisten setzt ihr zu, dass Kayleigh sie in Wirklichkeit nicht zu dem Mittagessen eingeladen hatte.«
»Was wissen wir über die gefälschte E-Mail, die er Sheri geschickt hat?«, fragte Dance.
»Heute Morgen wurde ein anonymer Account eingerichtet. So was wie ›Ktowne‹ plus ein paar Ziffern. In einem Internetcafé im Tower District. Einer der Deputys hat dort Edwins Foto herumgezeigt, aber niemand konnte sich an ihn erinnern. Die Baristas sagen, im Laufe des Vormittags seien ungefähr zweihundert Gäste dort gewesen.«
»Und Sheris E-Mail-Adresse, an die er seine Nachricht geschickt hat, kannte er woher? Von Bishops Website?«
»Von Kayleighs.«
»Aha.«
Eine Weile herrschte Schweigen.
»He, Charlie.« Harutyun nickte einem rundlichen Mann mit rosigem Gesicht zu, der auf ihn zukam. Er trug einen Overall. »Kennen Sie schon Kathryn Dance vom CBI ? Das ist Charlie Shean, der Leiter unserer Spurensicherung.«
Er nickte ihr zu und fragte dann stirnrunzelnd: »Stimmt es, was ich über P. K. gehört habe? Er wurde suspendiert? Und Miguel auch?«
»Ja, leider.«
»Und dieser Stalker hat das irgendwie gedeichselt?«
»Das wissen wir nicht.«
»Was für ein idiotischer Schwachsinn«, murmelte Shean. Und Dance hatte den Eindruck, dass er kein Mann war, der oft fluchte.
»Was habt ihr gefunden, Charlie? Visitenkarten? Telefonrechnungen mit Edwins Namen darauf?« Dennis Harutyun mit dem dichten Schnurrbart und der unerschütterlichen Miene schien etwas lockerer zu werden.
»Er ist gut, wer auch immer er – oder sie – sein mag. Keine Fußabdrücke, Reifenspuren oder Partikel außer den fünf Millionen Kleinigkeiten, die man in einem Wald nun mal so findet. Allerdings sind wir unmittelbar außerhalb der verbrannten Fläche auf frische Zigarettenasche gestoßen. Die Analyse wird etwas dauern.«
Dance berichtete von dem Raucher, den sie vom Motelzimmer aus auf der anderen Straßenseite gesehen hatte. »Ich konnte jedoch nichts Genaues erkennen«, sagte sie. »Edwin hat übrigens auch mal geraucht. Vielleicht tut er’s immer noch, aber das weiß ich nicht mit Sicherheit.«
»Die Waffe war eine Neunmillimeter wie Gabes Glock«, sagte Shean. »Aber wir haben von der weder Hülsen noch Projektile zum Vergleich, also können wir nicht feststellen, ob sie übereinstimmen. Auf den Hülsen von hier gibt es jedenfalls keine unmittelbaren Fingerabdrücke.«
»Und ich kann Ihnen auch keine Beschreibung liefern«, sagte Dance. »Er hat sich im Schatten der Bäume aufgehalten.« Stalker konnten sich nicht nur gut verstecken, sondern auch gut tarnen, denn es half ihnen dabei, ihr Zielobjekt so lange wie möglich ungestört und unauffällig zu beobachten. »Hat Sheri etwas gesehen?«
»Ich habe noch nicht mit ihr sprechen können. Sie hat sehr viel Rauch eingeatmet.«
Da näherte sich plötzlich mit hoher Geschwindigkeit ein Fahrzeug. Dance griff mal wieder instinktiv – und vergeblich – nach ihrer Waffe. Doch dann erkannte sie Kayleigh Townes dunkelgrünen SUV , meisterhaft gesteuert von Darthur Morgan. Der Wagen war noch nicht ganz zum Stillstand gekommen, als Kayleigh bereits heraussprang und zu Bishop und Sheri rannte. Dabei ignorierte sie zunächst ihren Vater, bückte sich und schlang beide Arme um ihre Stiefmutter. Morgan schien nicht glücklich darüber zu sein, seinen Schützling am Schauplatz eines Attentats zu sehen, aber Dance nahm an, dass Kayleigh ungeachtet der Beziehung zu ihrem Vater ziemlich dickköpfig sein konnte.
Kathryn befand sich zu weit entfernt, um hören zu können, was gesagt wurde, aber die Körpersprache war eindeutig: Abbitte, Reue und Erleichterung.
Eine aufrichtige Versöhnung bahnte sich an.
Bishop Towne stand auf und umarmte sie beide.
Familie bedeutet Liebe und
Weitere Kostenlose Bücher