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Die Angst des wei�en Mannes

Titel: Die Angst des wei�en Mannes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Scholl-Latour
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geworden.
    In Indonesien, Thailand, um nur diese zu nennen, begegnet man dem westlichen Wirtschaftssystem mit Argwohn, seit angeblich die katastrophale Rezession der neunziger Jahre durch die verfehlten Richtlinien des Internationalen Währungsfonds verursacht wur den. Die neue, recht beachtliche Wirtschaftserholung Jakartas, die sich auf die Aufnahmefähigkeit des Binnenmarktes stützt, orientiert sich nicht mehr an den Kriterien, die einst von Wall Street vorge geben wurden. Der vielgepriesene Turbokapitalismus hat in den vergangenen zwei Jahrzehnten jede schöpferische Qualität einge büßt. Er ist leider allzuoft unter der Fratze des Casino- oder gar Raubtierkapitalismus aufgetreten. Seine Anziehungskraft ist dabei verlorengegangen.
    Was wird von dem »way of life« des weißen Mannes, zumal des Nordamerikaners, den die junge Generation in der Dritten Welt undden Schwellenländern weiterhin zu kopieren sucht, am Ende übrigbleiben? Coca-Cola und McDonald’s, das Angebot von Fastfood, besser gesagt von Junkfood, das monströse Fettleibigkeit zur Folge hat und zu einer weltweiten Plage wurde; die sportliche, der Modernität angepaßte Kleidung von Jeans und T-Shirt, eine dem Abendland weit überlegene zeitgenössische Literatur und eine unerschöpfliche Musikszene, deren Ursprünge jedoch auf die Spirituals der afrikanischen Sklaven zurückgehen.
    Hollywood hat seine schöpferischste Phase wohl hinter sich, und wer käme heute schon in Europa auf die Idee, ein amerikanisches Auto zu kaufen? Wie ein Menetekel klingt da der Zusammenbruch, die unvermeidliche Insolvenz des Automobilgiganten General Mo tors über den Atlantik, hatte doch unter der Präsidentschaft Eisen howers dessen Secretary of Defense Charles E. Wilson, dem man zu enge Geschäftsbeziehungen zu GM vorwarf, damals überzeu gend erwidert: »What is good for General Motors, is good for the United States.«
    Kurzum, die farbige, die »nichtweiße« Menschheit wendet sich von einem westlichen System ab, das ihr trotz aller gegenteiligen Beteuerungen im Namen der Freiheit politische Instabilität und ökonomische Gradwanderungen zumutet. Sie richtet sich eher auf autoritäre Regime aus, auf »wohlwollende Despoten« – eine Kate gorie, die eingestandenermaßen extrem selten ist –, und blickt ge bannt auf den chinesischen Koloß von 1,3 Milliarden Menschen, der seine Bedeutung als Reich der Mitte zurückgewonnen hat. Der Han-Rasse ist es auf sensationelle Weise gelungen, der Masse sei ner aus dem Elend auftauchenden Bevölkerung ausreichende Er nährung, soziale Fürsorge und einen rasant wachsenden Bildungs stand ihrer Kinder zu verschaffen.
    Die von Washington geführte Allianz erweist sich als unfähig, den diversen gegnerischen Freischärlergruppen des radikalislamischen Feindeslagers das Rückgrat zu brechen. Die US Army findet sich in den neuen Spielregeln des asymmetrischen Krieges nicht zurecht und erleidet trotz einer absurden Steigerung ihrer phänomenalen technologischen Überlegenheit einen Rückschlag nach dem ande ren.Das nagt zusätzlich am unlängst noch strahlenden Prestige der »einzig verbliebenen Supermacht«.
    Wir sind von den desolaten Zuständen auf den Philippinen aus gegangen, um zu dieser globalen Betrachtung zu gelangen. Jenseits der Südchina-See, auf dem asiatischen Kontinent, vollzieht sich der systematische Aufbau einer militärischen Macht, der Volksbefrei ungsarmee, die einst Mao ins Leben rief und die heute ihre mari timen Ambitionen klar zu erkennen gibt. Schon seit Gründung der Volksrepublik sind die Archipele Spratley und Paracel, eine An sammlung winziger Atolle, in deren Umkreis reiche Vorkommen an Erdöl und Gas geortet wurden, auf den offiziellen Landkarten als unveräußerlicher Bestandteil Chinas eingezeichnet. Südlich von Hainan handelt es sich um eine weite Meereszone, die fast an die Küsten Vietnams, Malaysias und auch der Philippinen heranrückt.
    Im Ernstfall ließe sich hier, falls der territoriale Anspruch verwirk licht würde, der gesamte maritime Verkehr der Straße von Malacca, die vom Indischen zum Stillen Ozean führt, kontrollieren und not falls blockieren. Ein paar winzige Garnisonen wurden auf einigen dieser Eilande bereits stationiert, was unter den Anrainern heftigen Widerspruch, berechtigte Sorgen und sogar begrenzte Gegenmaß nahmen ausgelöst hat.
    Seit die Mandarine von Peking der ASEAN-Organisation gegen über als freundliche Nachbarn auftreten und der riesige Drache, dieses Fabeltier

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