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Die Angst des wei�en Mannes

Titel: Die Angst des wei�en Mannes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Scholl-Latour
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behandelt und von internationalen Wettkämpfen ausge schlossen würden, daß die Neuseeländer sie nicht in ihren Stadien dulden wollten.
»Haltet die Stellung!«
    In den Pubs von Auckland kann man sich höchst ungezwungen und locker über die politischen Veränderungen unterhalten, die Neuseeland durchlaufen hat. Sehr früh war hier die Politik egalitär und progressistisch orientiert. Als erster Staat der Welt führte Neuseeland 1893 das Frauenwahlrecht ein. Der triumphierende Feminismus wurde nach und nach zum Merkmal der meist auf die Labour Party gestützten Regierungen. Das Bild der energischen Vorkämp ferinfemininer Emanzipation, Kate Sheppard, die im Alter von 78 Jahren zum zweiten Mal heiratete, ziert die Zehndollarnote.
    Im Jahr 1999 erreichte die Bemutterung durch einen »weiblich orientierten Sozialstaat«, wie die konservative Partei es empfand, ihren Höhepunkt, als Helen Clark, auch die »Rote Helen« ge nannt, die Wahl gewann und den Posten der Premierministerin übernahm. Die resolute Dozentin der Politologie, die sich als Les bierin outete, hat sich zwei Amtsperioden lang behauptet und sollte erst im November 2008 durch den knapp fünfzigjährigen konser vativen John Key abgelöst werden. Dieser marktorientierte, hoch vermögende Konservative, dessen jüdische Mutter 1939 aus Öster reich geflohen war, ist jedoch alles andere als ein Reaktionär. Das war schon an seinem Beschluß zu erkennen, mit der Maori-Partei, die mit fünf Abgeordneten im Parlament vertreten ist, eine Koali tion einzugehen. Meinungsforschern zufolge könnte die 2004 ge gründete Maori-Bewegung eines Tages sogar im Balancespiel zwi schen Labour und Konservativen den Ausschlag geben.
    Die Beziehungen zu Australien sind naturgemäß eng. Gegenüber Großbritannien entwickelte sich jedoch eine wachsende Distanzie rung, nachdem die Londoner Regierung der Europäischen Union beigetreten war. Die Mentalität ist recht unterschiedlich zwischen Sydney und Auckland. Australien gilt weiterhin als »Macho-Land« und vollzieht seine unvermeidliche soziologische Umwandlung nur schrittweise unter dem Einfluß multikultureller Einwanderung aus aller Welt.
    Unter der Regierungsführung Helen Clarks hingegen stellte ein »Gender Gap Report« fest, daß in Neuseeland nicht nur das Amt des Premierministers, sondern auch das des Generalgouverneurs, der die britische Krone vertritt, des Parlamentspräsidenten, des höchsten Richters, des Generalstaatsanwalts sowie die Bürgermei sterämter der drei größten Städte von Angehörigen des »deuxième sexe« besetzt waren. Simone de Beauvoir könnte sich glücklich schätzen im Land der langen weißen Wolken.
    Im gemächlichen Tagesablauf spielt diese moderne Form des Matriarchats keine nennenswerte Rolle, schafft jedenfalls keine Konflikte,wie Roman mir versichert. Mit den Maori, deren cholerisches Temperament zur Gewalttätigkeit neigt und die allzu oft dem Alkohol frönen, hat er nicht die geringsten Probleme. Die Kiwis seien insgesamt freundliche, hilfsbereite Nachbarn. Allenfalls die Neueinwanderer aus England, die oft der Cockney-Schicht der Metropole angehören, würden gelegentlich unangenehm auffallen, aber das gleiche gilt ja auch für jene zahlreichen Briten, die sich neuerdings massiv in verschiedenen französischen Départements niederlassen. Wie entkrampft sich das Verhältnis zwischen Pakeha und Maori gestaltet, kann mein Sohn an der Ausbildung im Kampfsport Taekwondo erproben, den er den gemischtrassigen, meist jugendlichen Trainees seiner Umgebung erteilt.
    Gemeinsam mit den »Aussies« haben neuseeländische Soldaten an den Pazifizierungsaktionen in Ost-Timor und auf den Salomon-Inseln teilgenommen. Auf letzterem Archipel war die Feindseligkeit der melanesischen Eingeborenen gegen die chinesische Minderheit, die in Handel und Wirtschaft eine erdrückende Monopolstellung an sich riß, zu blutigen Pogromen ausgeartet. Sowohl in Hondiara als auch Dili unterscheidet sich das militärische Vorgehen der Kiwis durch größere Behutsamkeit und geschmeidigeren Umgang mit den entfesselten Aufrührern. Im Außenministerium von Wellington wird Bedauern darüber geäußert, daß die »Aussies« sich beim Experiment des »Nation Building« im weiten pazifischen Umfeld an den rauh beinigen amerikanischen Methoden orientieren, während die Kiwis große Rücksicht auf die fremden Gesellschaftsstrukturen nehmen.
    Von dem Schutz- und Trutzbündnis, das der konservative au stralische Prime Minister John

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