Die Angst im Nacken - Spindler, E: Angst im Nacken
empfindest du Reue, Terry? Bedauerst du, dass du ihnen das angetan hast?“
„Ja. Aber nicht aus den Gründen, die du dir vorstellst.“ Terry legte die Hände auf den Tisch, und die Handschellen klimperten. „Warum musstest du zu O’Shay gehen? Warum bist du nicht zuerst zu mir gekommen?“
„Mein Berufsethos zwang mich dazu.“
Terry schnaubte verbittert. „Pflicht vor Freundschaft, was?“
„Unsere Freundschaft endete mit deinen Lügen.“
„Ich hätte alles erklären können.“
„Tut mir Leid, Partner, aus dieser Sache hättest du dich nicht herausreden können. Die Beweise sprechen für sich.“
„Eben nicht. Das ist es ja. Ich brauche deine Hilfe, Malone.“
Zorn wallte in ihm auf. Typisch Terry, einfach anzunehmen, andere müssten ihm helfen. Zu unterstellen, dass er ihn retten müsse trotz der Beweislast gegen ihn und nach all den Lügen, die er ihm aufgetischt hatte, war eine Unverfrorenheit.
„Nein“, widersprach Quentin frostig. „Jaye Arcenaux braucht meine Hilfe – und Minnie. Wirst du mir sagen, wo sie sind?“ Eindringlich fügte er hinzu: „Wenn du mir hilfst, kann ich dir vielleicht auch helfen.“
„Du glaubst wirklich, ich hätte das alles getan?“ Terry stieß eine Verwünschung aus. „Ich dachte, weil du nicht bei der Verhaftung warst …“
„Dass ich dir deinen Mist abkaufe? Mach halblang“, entgegnete er angewidert. „Hilf mir, Terry, und ich sehe zu, was ich für dich tun kann.“
„Ich kann nicht.“ Er ballte die Hände. „Ich weiß nicht, wo sie sind. Ich bin nicht der Entführer.“
Quentin stieß sich so heftig vom Tisch zurück, dass sein Stuhl zu Boden fiel. „Ruf mich, wenn du bereit bist, die Wahrheit zu sagen.“
„Ich habe es nicht getan!“ Terry sprang auf. „Das ist die Wahrheit! Ich schwöre!“
Quentin ging zur Tür und sah noch einmal zu Terry zurück. „Dann wird der Laborbericht ja deine Behauptung untermauern, und du bist frei, sobald die DNA-Analyse da ist.“
Quentin sah, dass Terry trocken schluckte und um Fassung rang. Tränen standen ihm in den Augen. „Wird er nicht“, sagte er mit belegter Stimme. „Das ist ja das Problem.“ Er setzte sich wieder und legte den Kopf in die Hände. „Die DNA-Analyse … wird mich nicht entlasten.“
Quentin fürchtete, ihm bliebe das Herz stehen. „Das solltest du mir besser erklären.“
Terry hob den Kopf und sah ihn gequält an. „Ich hatte eine Affäre mit Nancy Kent. Seit einigen Monaten schon. Es war Nancy, die mir dank einer üppigen Scheidungsabfindung Geld zugesteckt hat. Ich dachte, ich hätte es hinter mir. Es war keine Romanze.“ Er stieß ein halb ersticktes Lachen aus. „Weit davon entfernt. Wir haben bloß miteinander gepennt, und das war toll. Zuerst jedenfalls.“ Er senkte kurz den Blick. „In der Nacht bei Shannon trieb sie ihr Spielchen mit mir. Sie zahlte es mir heim, weil ich ihr am Abend vorher die Leviten gelesen hatte. Deshalb behandelte sie mich so geringschätzig.“
Er erinnerte sich und wirkte geistesabwesend. „Ich war wütend, weil sie mich vor allen blamierte und mit jedem anderen Kerl tanzte.“ Er blinzelte und war mit den Gedanken wieder in der Gegenwart. „Ich hatte zu viel getrunken. Damit spielte sie. Bis die Sache außer Kontrolle geriet.“
„Der Streit“, fügte Quentin hinzu.
„Ja, aber damit war es nicht zu Ende. Ich beobachtete sie. Ich konnte nicht anders, ich war wie ein hungriger Köter, der hinter einem saftigen Knochen her ist. Sie wusste es, und es gefiel ihr. So war sie eben.“ Er rückte sich auf seinem Stuhl zurecht. „Sie schlüpfte aus dem Hintereingang. Ich folgte ihr. Und wir … wir habens da draußen getrieben. Gleich dort, an der Wand. Ihr gefiel das so, grob und riskant.“
Quentin dachte an Penny, an die Kinder Matti und Alex, und ihm wurde schlecht. „Und das ist die ganze schmutzige Geschichte?“
„Als sie ermordet wurde, geriet ich in Panik. Wir hatten uns öffentlich gestritten. Wir hatten ungeschützten Sex. Ich wusste also, dass man meine DNA und was weiß ich sonst noch für Spuren an ihr finden würde. Deshalb habe ich geschwiegen. Ich wusste, wie es aussehen würde, wenn ich versucht hätte, alles zu erklären. Ich konnte nichts sagen, verstehst du das nicht? Ich saß in der Falle, Malone.“
Quentin zwang sich zur Ruhe. „Wer wusste von deiner Affäre mit Nancy Kent?“
„Niemand. Wir waren sehr vorsichtig.“
Quentin schnaubte ungläubig. „Du hast mich gerade endgültig verloren,
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