Die Angst spielt mit
Merrills für das Lösegeld genannt hatte.”
Maggie fröstelte.
“Und was hat Squires getan?”, fragte Harvey.
“An dem Vormittag, an dem er die Briefe hinterlegen sollte, brach jemand in sein Haus ein, stieß ihn die Treppe hinunter und verschwand mit den Briefen.”
“Und Squires behauptet noch immer, er könne den Eindringling – ihn oder sie – nicht identifizieren?”
“Der Eindringling war in Schwarz gekleidet, und das Gesicht war mit einer Skimaske verhüllt.”
Harvey setzte sich auf sein Bett. Sein Bein pochte ein wenig von dem langen Stehen. “Ich kann diesen schlechten Tag mit einer weiteren schlechten Nachricht abschließen.” Er hob eine Spätausgabe des
Boston Globe
von seinem Bett. Auf einer der hinteren Seiten war eine kleine Meldung rot umrandet.
“Oh nein!”, rief Maggie, als sie den Artikel zusammen mit Kevin las.
Harvey beobachtete die beiden genau. “Ist das derselbe Regent, den ihr besucht habt?”
Sie nickten beide. Maggie biss sich auf die Unterlippe. “Wir müssen ja doch verfolgt worden sein. Wir haben den Bastard direkt zu dem armen alten Mann geführt. Und er … er hatte uns nicht einmal etwas Wichtiges zu sagen.”
Kevin legte den Arm um Maggie. “Nein, aber er hätte sich an etwas erinnern können.”
“Die Polizei von Boston arbeitet daran. Sie wird sich mit euch in Verbindung setzen.” Maggie sank neben ihren Vater. Er ergriff ihre Hand. “Du kannst dir nicht die Schuld daran geben, Maggie. Wir müssen uns jetzt darauf konzentrieren, den Killer zu schnappen, bevor er wieder zuschlägt. Oder bevor Julianna – falls sie tatsächlich existiert – Gerechtigkeit auf ihre eigene Weise übt.”
Im Thornhill-Cove-Altenheim schlug Helen Mead Bertie Sanborn bei Gin Rummy, als Corinne Finn in den Raum stürmte, die Augen weit aufgerissen, den Hausmantel falsch geknöpft.
“Was ist denn, Corinne?”, fragte Helen und half der Zitternden zu einem Stuhl. “Bertie, hole ein Glas Wasser.”
“Es ist so schrecklich! Ich habe solche Angst! Ich weiß nicht, was ich tun soll!” Corinne stieß die Worte hektisch hervor. “Sie … sie ist in meinem … Bett! Ich war mit dem Duschen fertig und … ich wollte mich ins Bett legen … und …” Corinne schlug die Hände vor ihr Gesicht. “Ich war es nicht! Ich habe es nicht getan, ich habe es nicht getan”, schluchzte sie.
Bertie legte beruhigend ihren Arm um Corinne. “Aber, aber, ist ja schon gut”, murmelte sie.
Helen nickte Bertie zu. “Bleiben Sie bei ihr. Ich sehe nach, was sie so aufgeregt hat.” Sie erhob sich.
Bertie nickte, als sie Corinne noch einen Schluck Wasser anbot.
Die Tür zu Corinnes Suite war geschlossen, aber nicht abgesperrt. Als Helen die Tür öffnete, stieß sie einen erschrockenen Ruf aus. Nicht wegen des Dings in Corinnes Bett, sondern wegen der Person, die ihr die Sicht darauf verstellte.
“Ernie, was machen Sie hier?”, fragte Helen schneidend.
Ernie Novak drehte sich langsam um. Er war so bleich, dass Helen fürchtete, er könnte wieder einen Schlaganfall bekommen. Doch Ernie brach nicht zusammen. Er trat bloß beiseite, sodass Helen die Sicht auf Corinnes Bett nicht länger blockiert war.
Helen presste die Lippen zu einer schmalen Linie zusammen. “Ach du meine Güte”, murmelte sie und trat näher.
Es sah fast echt aus, war es natürlich nicht. Es war eine lebensgroße Babypuppe, die in eine Decke eingewickelt war. Die Puppe war neu, doch die Decke war alt. Ein Zettel hing daran. Helen trat näher, um ihn lesen zu können.
“Diese Decke ist alles, was mir von meinem wirklichen Ich geblieben ist. Du wirst für deine Schuld bezahlen”, las Helen laut vor und hob den Blick zu Ernie. Er nickte langsam.
Tränen rollten über die Wangen des alten Mannes. “Ich hörte den Lärm, als Corinne zu Ihrem Zimmer lief. Ich bin hierhergegangen und habe nachgesehen”, sagte er traurig.
“Wer hat dieses … Ding … hingelegt? Und warum?”, fragte Helen.
“Ich dachte, sie wäre tot”, flüsterte Ernie. “Wir alle dachten das.” Er schüttelte langsam den Kopf. “Arme Corinne.”
“Corinne war Roger Merrills Geliebte, nicht wahr?”, fragte Helen leise.
Ernie nickte wieder.
“Wusste Arlene Merrill das?”
“Ja, sie wusste es”, sagte Ernie. “Aber wie konnte sie ihm daraus einen Vorwurf machen, wenn sie …” Er wandte sich ab.
“Julianna war nicht Rogers Baby, nicht wahr, Ernie?”
Er schüttelte den Kopf.
Helen trat zu ihm und legte ihm leicht die Hand auf
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