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Die Angune (German Edition)

Die Angune (German Edition)

Titel: Die Angune (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Staedtgen
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hinsetzten!‹, dachte Cornelia.
    Und Lea'Sidhe antwortete mit diesem tiefen, gerade noch hörbare Brummen.
    »Du verstehst doch nicht etwa was ich denke, oder?«, sagte Cornelia laut und zugleich verblüfft.
    ›Jetzt rede ich schon mit einem Dinosaurier!‹, fuhr sie in Gedanken fort. Hoffentlich drehe ich nicht vollends durch!
    Und wieder antwortete Lea'Sidhe mit einem tiefen Bru mmen.
    Cornelia schaute der Drachin einen Moment lang an.
    »Na gut! Wie du willst! Probe aufs Exempel!«, sagte Cornelia. »Ich möchte, dass du aufstehst!«
    Und ganz langsam und vorsichtig erhob sich Lea'Sidhe und richtete sich - auf ihre Flügelkralle abgestützt -  zu voller Größe auf.
    »Du heilige Scheiße!«, flüsterte Cornelia mit groß aufgeri ssenen Augen.
    Lea'Sidhe verlagerte ihr Gewicht ganz auf die mächtigen Hinterbeine und hob ihre Flügel hoch, so dass sich die beiden Krallen links und rechts des hoch aufgerichteten Kopf befa nden.
    Cornelia war von dieser imponierenden Pose ganz verda ttert. Nicht nur die von der Drachin zur Schau gestellte Potenz machte sie sprachlos. Auf der Brust und am ganzen Bauch entlang lief eine Reihe großer schildartiger Bauchschuppen die goldviolett schimmerten.
    »Du kannst mich nicht zufällig nach Rinusal bringen?« fra gte Cornelia leise und eingeschüchtert, und verbesserte sich gleich darauf in Gedanken:
    ›Rinu'usala! Die Stadt heißt Rinu'usala!‹
    Und wieder hörte Cornelia dieses tiefe Brummen.
    ›Vielleicht bei Einbruch der Nacht!‹, dachte Cornelia. ›D amit niemand uns sieht.‹
    Sie zögerte einen Moment.
    ›Wieso mache ich mir eigentlich Gedanken, ob jemand diese Kreatur sieht?‹
    Und während Cornelia noch geistesabwesend - und ganz mit diesem Gedanken beschäftigt - in die Ferne starrte, ließ sich Lea'Sidhe wieder vorsichtig zu Boden sinken.
    ›Na gut! Heute Abend also!‹, dachte Cornelia. ›Wenigstens muss ich jetzt nicht hier hinunterklettern.‹
    Und dann fügte sie in Gedanken hinzu:
    ›Aber ich muss meine Sachen noch aus der Höhle holen. Ich kann die Einkaufsliste der Zwerge nicht da liegenlassen. Sie zählen auf mich.‹
    Es dauerte eine Weile bis sich ihre Augen wieder an die Dunkelheit in der Höhle gewöhnt hatten, aber sie fand den Dolch wieder, und etwas weiter, hinter dem doppelten Durchgang, auch den Rucksack und die erloschene Grubenlampe.
    Ihr behagte die Höhle letztendlich nicht. Irgendwo blu bberten Schlammlöcher, und der Geruch von faulen Eiern war ekelig. Sie zog es vor, draußen auf dem Felsplateau auf den Abend zu warten, während die Drachin sich in ihren Unterschlupf zurückzog.
    Dies war der erste Nachmittag den sie mit Nichtstun ve rbrachte. Sie lag im Nachmittagslicht von Aurora, hatte das Kinn auf die verschränkten Hände gestützt und schaute den Bergdohlen zu. Echte Segelflugkünstler, die sich von der Thermik der Berge mühelos herumtragen ließen.
    Nichts tun war schwierig, aber nichts denken war noch viel schwieriger - besonders hier oben in den Bergen, wo die abs olute Stille für keinerlei Ablenkung sorgte. Sogar der sonst durch alle Ritzen pfeifende Wind schwieg an diesem Nachmittag.
    Und so begannen ihre Gedanken bald wieder um das bisher Erlebte zu kreisen. Sie entknotete das lange Haar und zog es nach vorn. Langsam ließ sie die roten Strähnen durch die Finger gleiten. Sie hatte eigentlich braunes Haar, das sie mit Vorliebe dunkelbraun oder schwarz färben ließ. Aber dieses rote Haar war auch nicht übel. Und gleich darauf staunte sie über diesen Gedanken, da sie eigentlich rothaarige Menschen nicht schön fand. Viele rothaarige Menschen hatten Sommersprossen im Gesicht, und das empfand sie als kosmetisch störend. Die erfolgreiche Börsenmaklerin legte großen Wert auf perfektes Aussehen.
    Sie schaute sich ihre Hände an. Diese abgenutzten Finge rnägel waren nun wirklich nicht ihr Ding. Die Finger- und Fußnägel lackieren war eine ihrer Lieblingsbeschäftigungen am Wochenende. Wenigstens war die Haut der Hände in Ordnung und wies keine Schwielen oder Risse auf.
    Echt komisch waren nur diese Ohren. Vorsichtig betastete sie die lange Spitze der Ohren. Mister Spock vom Raumschiff Enterprise würde wahrscheinlich vor Neid erblassen. Solche Ohren, das war echt abwegig! Und trotzdem empfand sie diese Ohren als einen Teil von sich selbst. Kein Unwohlsein, keine Panik stieg in ihr auf. Sie steckte offensichtlich nicht in ihrem eigenen Körper, und trotzdem fühlte sie sich ganz wohl hier drin.
    Melissinda Eisennagel,

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