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Die Angune (German Edition)

Die Angune (German Edition)

Titel: Die Angune (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Staedtgen
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die sich viel zu lange hinter den grauen R egenwolken versteckt hatte, war wieder durch die immer grösser werdenden Lücken zu sehen. Der stockfinstere Planet thronte gut sichtbar am nächtlichen Firmament, und der Dunkelalb konnte in der Sichel deutlich die roten und weißen Streifen erkennen die seine Oberfläche zierten.
    Er nickte zufrieden mit dem Kopf: dies war ein gutes Ze ichen! Nadeva, die schwarze Königin würde ihn heute auf seinem Weg durch die Nacht begleiten.
    Der Assassine schaute sich nach allen Richtungen um. Blitzschnell erfasste er alle Einzelheiten der Umgebung. Noch einmal ging sein Blick zu Nadeva hoch. Das schwache Licht, das der dunkle Planet reflektierte und auf Ersoh warf, hätte den empfindlichen Augen des Dunkelalbs gereicht, um alles zu erkennen. Die zahlreichen Laternen, die überall an den Wä nden der Gebäude der Festung hingen und mit ihren zuckenden Flammen den Hof notdürftig erhellten, hätte er nicht benötigt. Aber sie waren nun mal da.
    Er huschte davon und ließ es damit bewenden. Sein Ziel war die Sippenhalle der Meneliden. Er musste sich zuerst mit dem Fürsten von Rassagard unterhalten.
    Er hatte den Fürsten beobachtet, und ihm war aufgefallen, dass der Menelide nicht viel schlief, sondern viele Stunden der Nacht damit verbrachte, in das Feuer zu starren , das im Kamin der Sippenhalle brannte. Der Mann, der sich lieber mit Tieren als mit Elben unterhielt, zog die Einsamkeit vor, und das kam dem Dunkelalb gelegen, denn der Menelide würde ihm alle Einzelheiten berichten, die er zum Ausführen seines Auftrags benötigte.
    Und er hatte auch schon einen Weg ausgekundschaftet, um lautlos in die Sippenhalle einzudringen, ohne dass ihn der kalte Luftzug einer geöffneten Tür, oder eines eingeschlagenen Fensters, verriet. Hoch oben in der Giebelspitze der Sippenhalle hatte er das Einflugloch von Raubvögeln erspäht, die im Gebälk nisteten. Für den flinken Assassinen war es kein Problem zum Dachfirst hochzuklettern und sich um den Ortgang herum zum Flugloch zu schwingen. Im Dachstuhl angekommen, kletterte er vorsichtig herunter und gelangte über eine schmale Stiege zu einem Raum, den er als Rumpelkammer empfand. Er konnte eine Holztür geräuschlos öffnen, schlüpfte hindurch, und befand sich in der Sippenhalle.
    An der gegenüberliegenden Seite brannte wie erwartet ein Feuer im Kamin, das den Raum nur notdürftig wärmte und erhellte. Die zahlreichen, auf mannshohen, schmiedeeisernen Ständern angebrachten Kerzen waren alle gelöscht worden. In diesem Halbdunkel war es für den schwarzgekleideten Assassinen kein Problem sich der einsamen Gestalt, die regungslos vor dem Kamin saß, geräuschlos zu nähern.
    Der Assassine liebte es seine Opfer zu erschrecken und deshalb flüsterte er de m Mann leise ins Ohr:
    »Mein Name ist Sagramit, Sohn von Paramis, aus der Alzamki-Dynastie. Und ich werde dich jetzt verhören!«
    Doch zu seiner Überraschung geschah einen Atemzug lang gar nichts. Dann drehte sich der Angesprochene langsam um.
    »Und ich bin Kenaan, genannt Ken'ka, Rosenstaub aus dem Volk der Meneliden, und Fürst von Rassagard auf Geheiß der Nördlichen Sippen.«
    Wieder herrschte Schweigen.
    Der Assassine hatte einen panikartig aufspringenden Mann erwartet, der ihn mit angstvoll aufgerissenen Augen anstarrte. Stattdessen schaute ihn der alte Menelide mit einem herausfordernden, kalten Blick an.
    ›Törichter alter Hirschkuhtreiber!‹
    Der Assassine war enttäuscht.
    ›Selbst noch zu dumm, um eine Gefahr zu erkennen.‹
    Er hatte nur Verachtung für diesen Meneliden übrig, der ein Fürst sein wollte.
    »Du bist also endlich gekommen!«, fügte der Menelide hi nzu.
    Der Dunkelalb stockte.
    Jetzt redete diese armselige Kreatur auch noch wirres Zeug!
    »Willst du damit etwa behaupten, dass du mich erwartet hast, Hirschkuhtreiber?«
    »Ja, das wollte ich damit ausdrücken! Nebenbei bemerkt, und in Anbetracht der Tatsache, dass ich den Titel eines Fürsten trage, verlangen die Anstands...«
    Sagramits Handrücken landete krachend im Gesicht des Meneliden, riss ihn vom Stuhl und warf ihn zu Boden.

    In der Herberge schrie die Frau mit den roten Haaren laut auf. Mit groß aufgerissenen Augen stemmte sie ihren Obe rkörper ruckartig hoch und schaute sich schweratmend um. Sie brauchte mehr als nur einen Moment, um sich im Halbdunkel des fensterlosen Zimmers zu orientieren und zu begreifen wo sie war. Die Kerze, welche die Amme in der schmalen Kammer hatte brennen lassen, war

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