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Die Angune (German Edition)

Die Angune (German Edition)

Titel: Die Angune (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Staedtgen
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verblassten die Wandlaternen, die den nächtlichen Hof der Festung kaum zu erhellen vermochten.
    Es wurde immer dunkler, und selbst für die an Dunkelheit gewöhnten schwarzen Augen des Assassinen wurde es schwi erig, noch Einzelheiten auszumachen.
    Alles wurde kohlrabenschwarz!
    Bis auf die ...
    Trotz der alles verschlingenden Schwärze erkannte er ganz deutlich den Umriss der ihm gegenüber stehenden Gestalt. Die Frau war wie von einer Aura umgeben. Und er sah wie der Hals der Gestalt immer länger wurde. Und auf dem Kopf bi ldeten sich Hörner!
    Wie bei einem Drachen!
    Sagramit Alzamki traute seinen Augen nicht! Er schaute sich um. Die Gebäude der Festung wurden alle nach und nach von der allgegenwärtigen Dunkelheit geschluckt, und der Boden unter seinen Füssen war auch verschwunden. Selbst Nadeva, die dunkle Königin am nächtlichen Himmel, seine Begleiterin für heute Nacht, hatte ihn verlassen!
    Er schwebte in einem unendlich großen Raum der sich nach allen Seiten bis hin in die Unendlichkeit erstreckte.
    Und trotzdem erkannte er immer deutlicher diesen großen Drachen vor sich. Die bösartigen Reptilienaugen mit der senkrechten Schlitzpupille leuchteten dunkelrot, und wenn das Ungeheuer das Maul öffnete, waberte die Luft in seinem glühendheißen Maul.
    Ein Feuerdrache aus den Vulkanbergen Wyvergards!
    ›Das ist unmöglich!‹, schoss es dem Assassinen durch den Kopf
    Eben noch hatte er im oberen Hof der Festung vor der rothaarigen Hexen gestanden, und jetzt musste er diesem U ntier aus der Unterwelt entgegentreten.
    Hexerei!
    Sagramit Alzamki fluchte leise. Er war wütend auf sich selbst. Er hatte alles voraus gesehen, und trotzdem war er in die Falle dieser verdammten Hexe gestolpert.
    Der Drache hockte vor ihm auf dem Boden und rührte sich nicht. Und auch der Assassine zögerte. Nicht weil er Angst hatte, sondern weil ...
    Das war nicht real!
    Sagramit Alzamki starrte auf das Untier.
    Der Drache war nicht real!
    Wieder schaute er sich um.
    Das kann nur Hexerei sein!
    ›Sie hat mich verhext! Ich muss diesen verdammten Zauber brechen!‹
    Er blickte sich um, doch überall herrschte nur Schwärze. Er war umgeben von absolutem Nichts! Er streckte den Arm aus und zeigte mit dem Finger auf den Drachen.
    »Dich ... gibt ... es ... nicht!« , sagte er mit fester Stimme.
    Er schloss die Augen, doch der Drache verschwand nicht.
    »Geh raus aus meinem Kopf!«, brüllte er den Drachen an.

    Chinato'Oral erwachte ruckartig.
    Der Waldläufer hatte einen leichten Schlaf, der ihm erlaubte, draußen in der Natur auf viele Geräusche zu reagieren. Wer tief und sorglos schlief, wachte manchmal nicht mehr am Morgen auf. Darum erwachte der Waldläufer bei jedem Geräusch, das nicht normal war.
    Er fand sich sofort zurecht. Er lag im großen Schlafsaal auf der rechten Gebäudehälfte der Herberge, zusammen mit acht anderen Reisenden. Zwei der anderen Schläfer schnarchten leise, aber das war nicht das Geräusch, das den Grauelb au fgeweckt hatte. Er lauschte angestrengt, aber abgesehen von dem Schnarchen im Schlafsaal konnte er kein anderes Geräusch ausmachen.
    Was hatte ihn aufgeweckt?
    Er schaute sich in der Dunkelheit des Schlafsaals um. An drei Stellen erkannte er dunkelblaue Rechtecke im schwarzen Einerlei des Raumes. Es war eine helle Nacht. Die Wolkendecke war aufgerissen und Nadeva, die schwarze Sonne, reflektierte etwas Licht von Aurora.
    Ansonsten sah oder hörte er nichts Ungewöhnliches. Aber etwas hatte ihn erweckt, und deshalb schwang er die Beine aus dem mit Stroh gefüllten Bettlager und blieb auf der Kante des Bettgestells sitzen.

    Der Drache verschwand nicht aus dem Kopf des Assass inen. Er hockte weiterhin vor dem Assassinen auf dem Boden und rührte sich nicht. Dieser hieb sich mit der Faust ein paarmal an die Schläfe, als ob er durch die Erschütterungen den Drachen aus seinem Kopf verscheuchen könnte.
    Aber der Drache verschwand nicht. Allerdings ...
    Was war das?
    Dem Assassinen war, als hätte beim letzten Schlag der Dr ache kurz geflackert.
    Er hieb sich mit der Faust fest auf die Stirn. Die Stelle des Aufpralls begann für ein paar Sekunden zu brennen, und wi eder flackerte der Umriss des Drachen.
    Er schlug noch etwas fester zu. Der Schmerz dauerte etwas länger, und auch das Flackern war jetzt eindeutig zu erkennen
    Sollte körperlicher Schmerz das Phantom in seinem Kopf verjagen können?
    Er hieb sich mit dem Knauf des Scheibendolches auf die Stirn. Das Bild des Drachen verschwamm einen

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