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Die Angune (German Edition)

Die Angune (German Edition)

Titel: Die Angune (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Staedtgen
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Farbpigmente seiner Haut zerstört. Und seine schneeweißen Haare und sein ebenso weißer Bart, die beide fast bis zum Bauch reichten, wehten im Fahrtwind und jagten dem Gnom wie eine Schleppe hinterher. Gnome hatten nicht dieses dicke, dichte Haar der Zwerge das sie wie eine Trophäe mit sich herumtrugen, sondern, lange Strähnen aus dünnen Haaren.
    Eine unglaublich breite Knollennase zwischen zwei ausg eprägten Wangenknochen beugte sich fast bis auf die Lippen herunter. Wie alle Zwerge hatte auch Albart einen beachtlichen Riecher, aber der Zinken des Gnoms war gewaltig.
    Am meisten aber stießen ihn die Augen des Gnoms ab. J edes Lebewesen hatte eine Iris, nur die Gnome nicht. Die pupillenlose Lederhaut ihrer Augäpfel schimmerte matt wie angelaufenes Silber. Die Augen waren schlicht unheimlich. Viele Magier konnten in den Augen eines Elfen oder eines Zwerges dessen Seele erkennen. Nur bei den Gnomen nicht. Deshalb behaupteten viele Gelehrten in der Versammlung der Weißelfen, dass Gnome überhaupt keine Seele hätten.
    Albart Silbermünze wusste weder wem die Gig gehörte, noch von wem der Gnom den Auftrag bekam ihn abzuholen. Denn der Gnom redete nicht mit ihm. Der Gnom redete mit niemandem, denn Gnome waren der Sprache nicht mächtig! Und sie waren von Schwermut befallen und hatten kein Selbstwertgefühl. Es hieß, in ihrer wahnhaften Erwartung e iner Bestrafung für mögliche Fehler nahmen sich die meisten grundlos das Leben.
    Einmal hatte der leicht erregbare Zwerg sich über den stummen Gnom geärgert und ihn arg gescholten. Und das hätte ihn fast das Leben gekostet. Der Gnom hatte sich bei voller Fahrt auf der Gig aufgerichtet und sich einfach in eine Schlucht hinab gestürzt. Nur mit viel Mühe hatte Albart das Tumbaktuk auf der kurvenreichen Straße zum Stehen g ebracht, sonst hätte er ebenfalls auf dem Grund der Schlucht sein Leben ausgehaucht. Seitdem hütete er sich davor, Gnome anzureden oder anzubrüllen.
    Sein Gnom lenkte das Gig mit einer spielerischen Leichti gkeit durch den Wald von Tanara. Das Tumbaktuk jagte dahin wie der Wind und Albart Silbermünze krallte sich mit beiden Händen am Sitz fest. Nach gut einer Stunde endete der Weg vor einer mit einem Eisengitter bewehrten hohen Grotte.
    Kaum war Albart abgestiegen, da hatte der Gnom das Gig schon gewendet und verschwand hinter der ersten Biegung des Weges.
    Albart Silbermünze, für den körperliche und geistige Robustheit zu den selbstverständlichen und elementarsten Fähigkeiten des Lebens gehörte, und der ständig bereit war einen guten Streit auszufechten, schüttelte verständnislos den Kopf über diese komischen und verweichlichten Wesen.
    Er versuchte seine Gedanken an den Gnom abzuschütteln, denn er hatte wichtigere Dinge zu tun als sich hier um eine nicht überlebensfähige Gestalt Gedanken zu machen.
    Die Grotte vor der er stand war ziemlich groß und hatte die Form einer halben Hemisphäre. Im Vordergrund war sie durch ein vier Schritt hohes, reichverziertes Kunstgitter verschlossen, das die riesige Figur des Ahnengottes Duagon in der Grotte vor ruchlosen Entwürdigungen schützen sollte.
    Albart Silbermünze gab ein verächtliches Grunzen von sich.
    Götter!
    Er hatte soviel Gold, dass er keine Götter brauchte.
    Ganz im Gegenteil!
    Er war ja selbst fast ein Gott! Ja, er, Albart VII., genannt Silbermünze, vom Clan der Gemmenschneider, er war es der über Leben und Tod hier auf dieser Welt herrschte! Nicht dieser leblose Steingötze! Er, der reichste und angesehenste Händler in der ganzen Versammlung der Weißelfen hatte so viel Macht, dass er einen Bettler zum Herrscher erheben kon nte, und einen Meuchelmörder mit der Beseitigung eines Königs beauftragen konnte. Das war wirkliche Macht! Das war reale Macht! Nicht dieser klobige Stein!
    Er schaute kurz zur Statue hoch und dachte grimmig, dass er irgendwann ein Fass Sprengpulver mitbringen würde. Dann würde auch dieser Ahnengott seine Macht zu spüren beko mmen.
    Er sperrte die Doppeltür im Gitterzaun auf und ging in die Grotte hinein. Tief in der Grotte, genau hinter dem drei Schritt hohen Sockel der Statue war im rauen Fels eine kleine Tür versteckt. Ein Schlüssel in Albarts Hand verursachte ein leicht klickendes Geräusch im Türschloss.
    Lautlos schwang die kleine, verschleierte Tür auf und gab den Weg frei in einen langen unterirdischen Gang. Die Wände des breiten Ganges waren mit Steinquader n gesichert und der Boden mit großen, glatten Steinplatten belegt.

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