Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust
ihm. »Sagen Sie noch was anderes.«
»Ist das Ding da«, stöhnte ich zwischen zwei Atemzügen, »wirklich ein Rekorder?«
»Ja, ist es.«
»Irgendjemand … zeichnet heimlich Gespräche auf?«
»Jemand hat das getan«, erwiderte er. »Aber jetzt nicht mehr.«
»Gut. Das ist … wirklich gut.«
»Ich denke, wir sind durch, Junge. Ich schließe jetzt Ihre Handschellen auf.« Er zeigte mir den Schlüssel. Vermutlich befürchtete er, ich könnte unter den gegebenen Umständen ungehalten reagieren, wenn sich mir jemand näherte.
Dann trat er mit dem Schlüssel hinter mich und nahm den Mantel – Paulies Mantel – von meinen Schultern.
»Lassen Sie mir den Mantel«, knurrte ich. »Ich friere wie die Hölle.«
In Wahrheit war mir gar nicht kalt. Die Ereignisse der letzten halben Stunde hatten meine Körpertemperatur erheblich nach oben getrieben.
»Okay, immer mit der Ruhe.« Er schloss meine Handschellen auf und warf mir dann Paulies Mantel wieder über die Schultern.
Endlich waren meine Hände wieder frei. Ein gutes Gefühl. Ich rieb mir die Handgelenke.
»Also, hören Sie zu. Ich muss mich jetzt um ein paar Dinge kümmern. Mein Mann hier bringt Sie nach Hause. Reden Sie mit niemandem, bis ich mich mit Ihnen in Verbindung setze. Haben Sie mich verstanden, Junge? Kein beschissenes Wort zu irgendjemandem.«
»Charlie, was auch immer Sie vorhaben, was auch immer es ist … bringen Sie niemanden um. Jemanden zum Schweigen zu bringen … ist es nicht wert … eine Mordanklage zu kassieren. Vertrauen Sie mir.«
Es schien mir sinnvoll, meinen Einwand als anwaltlichen Rat zu formulieren und weniger als moralischen Appell.
»Ich hole jetzt Ihre Kleider«, sagte er.
»Man bringt nicht einfach … einen Zeugen des FBI um, Charlie.«
»Ich bringe niemanden um.« Er marschierte hinaus und ließ mich alleine zurück. Nur wenige Augenblicke später kehrte er mit dem Wäschekorb und meinen Kleidern zurück. Sie sahen zwar nicht unbedingt gepflegter aus als zuvor, waren aber dennoch alle vorhanden.
»Paulie braucht seinen Mantel zurück«, sagte Charlie. »Ist Ihnen klar, dass sein Kumpel Sal ins Krankenhaus musste? Sie haben dem Kerl die Nase zertrümmert.« Er hielt das offensichtlich für witzig.
Ich reichte Charlie Paulies Mantel. Ich brauchte ihn nicht länger. Der kurze Augenblick von Charlies Abwesenheit hatte mir gereicht, um meinen eigenen F-Bird aus der Brusttasche von Paulies Mantel zu holen.
58
Ich saß schweigend auf der Rückbank von Lederjackes Geländewagen. Ich hatte keine Ahnung, was Charlie mit dem Spitzel vorhatte, bei dem er den F-Bird gefunden hatte. Vermutlich stand auf diesen Verrat die Todesstrafe, trotz Charlies anders lautender Versicherung. Das FBI hatte Charlie Cimino aufs Korn genommen, und jetzt wusste er davon.
Mein F-Bird ruhte wieder bequem in meiner Jacketttasche. Ich hatte ihn während der Fahrt zur Garage herausgenommen,
sobald bei mir die Alarmglocken schrillten wegen Charlies Frage über Starlight Catering. Ich hatte ein Niesen vorgetäuscht und mein Taschentuch aus der Hosentasche geholt. Charlie hatte nicht bemerkt, dass ich es anschließend in der Innentasche meines Jacketts verstaut hatte, was mir erlaubte, den F-Bird herauszuziehen und ihn für den Rest der Fahrt in meiner rechten Hand zu halten. Zuerst hatte ich erwogen, ihn irgendwo im Porsche zu deponieren; doch wenn sie mich filzen würden, wären sie sicher auch clever genug, den Wagen zu durchsuchen. Glücklicherweise war der F-Bird so leicht wie eine Feder, daher bekam Paulie nicht das Geringste davon mit, dass ich ihn während unserer kleinen Konfrontation in der Garage in seine Manteltasche gleiten ließ.
Es war ein riskantes Spiel, klar. Paulie hätte ihn dort jederzeit entdecken können, und dann wäre ich geliefert gewesen. Aber mir war nichts Besseres eingefallen. Und es schien mir wenig wahrscheinlich, dass die Kerle sich gegenseitig nach dem Rekorder durchsuchen würden.
Schließlich half mir dann das Glück, als Paulie am Ende des Verhörs den Mantel über mich warf. Dadurch konnte ich den F-Bird wieder an mich nehmen. Andernfalls hätte ich ein Problem gehabt. Früher oder später hätte Paulie ihn tief in seiner Tasche vergraben entdeckt; und bevor das geschehen konnte, hätte ich in irgendeiner Form einschreiten müssen. Doch das war zu dem Zeitpunkt ein weniger akutes Problem; viel wichtiger war es gewesen, in diesem Raum zu überleben. Dank meines unverwüstlichen irischen Glücks war mir das
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