Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust
einfach Connolly sein. So viele andere Optionen gab es nicht. Zum einen war Greg auffallend nervös geworden, weil er nicht mit einbezogen wurde, als ich mit Charlie
einen neuen Plan entwickelte. Außerdem wäre so erklärt, warum Tucker und Moody derart sauer wurden, als ich von der offiziellen Marschroute abwich. Sie lassen die Kommission außen vor, hatten sie sich beschwert. Klar. Sie hatten eigens den Vorstandsvorsitzenden der BBK auf ihre Seite gezogen, damit er dort für sie spionierte; und dann kam ich anmarschiert und schob ihn aufs Abstellgleis.
Ich erläuterte ihnen meine Vermutungen. Moody sagte: »Connolly war nicht wirklich gut als Informant. War er nie.«
»Greg wusste von mir, oder?«, fragte ich. »Ich wusste nichts von ihm, aber er wusste von mir.«
Moody nickte. Ich war mir nicht sicher, ob er mir das von sich aus mitgeteilt hätte. Vermutlich ging er davon aus, dass es zu diesem Zeitpunkt keine Rolle mehr spielte. »Ja, er wusste es.«
Das leuchtete ein. Connolly hatte das Gespräch aufgezeichnet, das Moody gegen mich verwendet hatte. Damals war ich noch davon überzeugt gewesen, dass die Bundesbeamten mit erheblichem Aufwand sein Büro verwanzt hatten und sein Telefon abhörten, und zwar ohne sein Einverständnis. Ich hatte mich getäuscht. Greg hatte die ganze Zeit mit ihnen zusammengearbeitet.
Das war ein entscheidender Punkt, aber jetzt war nicht die Zeit, ihn anzusprechen.
»Wo wollte Greg heute hin?«, fragte ich. »Mit dem F-Bird?«
»Er hatte einen Auftrag«, erwiderte Moody.
»Das hab ich mir schon gedacht. Aber wo? Bei wem?«
Moody ließ sich Zeit mit seiner Antwort. Er sah ungewohnt aus in seinem Sweatshirt und seiner Jeans, als wäre er ein ganz anderer Mensch heute Nacht. »Das darf ich nicht preisgeben«, sagte er schließlich. In seinem Tonfall schwang fast so
etwas wie eine Entschuldigung mit, was ebenfalls untypisch für ihn war. Aber natürlich handelte es sich auch um eine außergewöhnliche Situation – vorsichtig ausgedrückt. Alle waren müde und am Ende ihrer Nerven. Die gesamte Operation hatte in den letzten paar Stunden eine Bruchlandung hingelegt.
Ich erhob mich mühsam aus meinem Sessel. Ich hatte mir zwei Decken über die Schultern gelegt und schlürfte Kaffee, doch nicht wegen des Koffeins, sondern wegen der Wärme. Fast zwei Stunden hatte ich nur in Boxershorts verbracht, und das bei Temperaturen, die knapp über dem Gefrierpunkt lagen. Im Moment konnte ich mir kaum vorstellen, dass mein Körper je wieder warm werden würde.
Ich schenkte mir eine weitere Tasse ein, hielt sie in beiden Händen und beobachtete Tucker und Moody, die ihre Köpfe im Nacken rollten und leise irgendetwas murmelten.
»Wie ist der Plan?«, fragte ich. »Werden Sie Charlie und seine Bande hochnehmen?«
Moody zuckte mit den Achseln. »Connolly ist tot, also besteht kein Grund mehr zur Eile. Es sei denn, Charlie ist auch hinter Ihnen her.«
»Ist er nicht«, sagte ich. »Er hatte seine Chance heute Nacht.«
Der Staatsanwalt streckte die Arme, um etwas von seiner Nervosität abzubauen. »Ich bin mir noch nicht sicher.«
»Wie würden Sie entscheiden?«, fragte mich Tucker. »Sie sind der große Held heute Nacht. Sollen wir uns Cimino schnappen? Oder sollen wir warten?«
Ich hatte schon länger über diese Frage nachgedacht, und darüber, was heute Nacht passiert war.
Wer hat dir gesagt, dass du das tun sollst?, hatte Charlie gesagt,
als er in den Raum kam und bemerkte, dass Paulie mir seinen Ellbogen ins Gesicht gerammt hatte.
Wir kümmern uns drum, hatte Lederjacke erwidert.
Gib ihm einen Mantel, hatte Charlie gesagt.
Nein, nein, unserem Hübschen hier geht’s prächtig.
»Ich denke, wir warten noch ab«, sagte ich zu Tucker und Moody. »Ich glaube nicht, dass wir schon am Ziel sind.«
Als mich Lederjacke und Paulie am Ende noch mal richtig in die Mangel nahmen und das Messer an meine Hand hielten, hatte Charlie gesagt: Halt, das reicht.
Nein, hatte Lederjacke erwidert, es reicht noch nicht.
»Die verdeckte Operation ist in jedem Fall aufgeflogen«, sagte Tucker. »Cimino weiß, dass wir ihm auf den Fersen sind.«
»Vielleicht, vielleicht aber auch nicht«, sagte ich.
Und dann Charlies Bemerkung nach der Befragung. Tut mir leid, das Ganze. Sie mussten sichergehen.
Ich marschierte in der Küche auf und ab und dann hinüber ins Wohnzimmer, mit steifem schmerzendem Hals, pochendem Herzen und meinem von innerer Eiseskälte geschüttelten Körper.
Wer hat dir gesagt,
Weitere Kostenlose Bücher