Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust
bewegliches Ziel war, konnte er jede Menge Kraft hinter den Schlag bringen. Ich schnappte nach Luft. Außerdem tat es verdammt weh.
Diese Kerle gaben sich viel Mühe, mich zu verprügeln, ohne dabei allzu sichtbare Spuren zu hinterlassen. Das hatte irgendetwas zu bedeuten, aber ich war mir nicht sicher, was. Ich hatte im Moment ein bisschen Schwierigkeiten mit dem logischen Denken. Bleib … in … der … Rolle.
»Paulie«, sagte Lederjacke und blickte dabei zu Vito.
Vito – der offensichtlich Paulie hieß – trat hinter mich und packte meine rechte Hand unterhalb der Handschellen. Ich spürte, wie sich eine scharfe Klinge gegen meinen rechten kleinen Finger presste.
»Jedes Mal, wenn ich eine Frage stelle, ohne eine Antwort zu kriegen, verlieren Sie einen Finger«, sagte Lederjacke. »Damit bleiben uns zehn Versuche. Hier kommt der erste.«
»Ich bin kein Spitzel!«, spuckte ich.
»Wann haben Sie angefangen, für die zu arbeiten?«
»Sie können mich tausendmal fragen«, krächzte ich. »Sie können mir meinetwegen auch gleich die ganze Hand abhacken, sie bescheuertes Stück Scheiße, denn ich bin kein beschissener Verräter.«
Lederjacke musterte mich längere Zeit, meine keuchende, zitternde Gestalt. »Hey, harter Junge? Wenn ich Sie wäre, würde ich eine ehrliche Antwort geben. Der Finger wächst nicht wieder nach, wenn wir ihn abschneiden.«
»Halt«, warf Charlie ein. »Das reicht.«
»Nein.« Lederjacke schüttelte den Kopf. »Es reicht noch nicht. Nachdem ein paar Finger ab sind und er es immer noch leugnet, dann reicht es vielleicht. Vielleicht glaube ich ihm dann. Los Paulie, wollen wir doch mal sehen, wie hart er mit neun Fingern ist.«
Ich schloss die Augen und stählte mich innerlich. Ich konnte nicht länger protestieren. Ich hatte getan, was ich konnte. Ich spürte, wie die Klinge durch die Haut am unteren Ende meines kleinen Fingers drang. Ich hielt die Luft an und biss die Zähne zusammen.
Das Messer bewegte sich nicht von der Stelle. Dann löste es sich von meiner Haut, und Paulie ließ meine Hand los. Ich wackelte mit der Hand, mit allen fünf gesunden Fingern gleichzeitig.
»Gib ihm deinen Mantel, Mann«, sagte Charlie.
Ein Mantel fiel über meine Schultern.
Ich bebte und rang keuchend nach Atem. Paulie verließ den Raum, ohne den langen Mantel, den ich jetzt über den Schultern trug. Auch Lederjacke verschwand. Ich brauchte einen Moment, um die letzte Wendung der Ereignisse zu verarbeiten. Sofern ich nicht halluzinierte, hatte ich den Test bestanden.
Weder Charlie noch ich waren in der Stimmung zu reden. Ganz besonders ich nicht. Angst und Stress – und am Ende der Unglaube – hatten mich sprachlos gemacht. Und mein Verstand funktionierte nicht viel besser als meine Sprechorgane. Ich war mir nicht ganz sicher, ob ich dem trauen konnte, was ich hervorstammeln würde.
Ich war bis zum bitteren Ende in der Rolle geblieben. Und es hatte sich bezahlt gemacht. Lederjacke hatte mich mit dem
F-Bird konfrontiert, und ich hatte das einzig Mögliche getan, von einem Geständnis einmal abgesehen: Ich hatte absolutes Unwissen vorgetäuscht. Ich war darauf vorbereitet gewesen, das Ganze noch weiter auszuführen, ihnen zu erklären, dass ich keine Idee hatte, was das für ein Ding war oder wo sie es gefunden haben mochten.
Aber das war nicht nötig gewesen. Sie hatten mein Leugnen geschluckt. Sie hatten mich geblufft, um ganz sicherzugehen, mir letztendlich aber keinen bleibenden Schaden zugefügt. Sie glaubten mir. Und das konnte nur eines bedeuten.
Sie hatten meinen F-Bird nicht gefunden.
Sie hatten meine Kleider gefilzt und nichts entdeckt. Außerdem hatten sie den Porsche durchsucht, in der Erwartung, ich hätte ihn dort entsorgt, bevor ich ausstieg; auch das ohne Erfolg. Ein Teil von mir hatte fest damit gerechnet, dass sie ihn finden würden; aber jetzt war mir klar, dass es ihnen nicht gelungen war.
Sie hatten zwar einen F-Bird, aber er stammte nicht von mir. Sie hatten ihn jemand anders abgenommen.
»Also, tut mir leid, das Ganze«, sagte Charlie, als hätte er versehentlich Kaffee auf meiner Hose verschüttet. »Sie mussten sichergehen. Wir brauchten einfach – Gewissheit. Verstehen Sie?«
Ich brauchte jetzt Zeit, um mich wieder zu sammeln, aber vermutlich würde mir dieser Luxus nicht vergönnt sein. In der Rolle zu bleiben, war jetzt ebenso wichtig wie zuvor.
»Sagen Sie irgendwas, Junge«, forderte er mich auf.
»Scheiß … auf Sie«, brachte ich hervor.
Das gefiel
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