Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust

Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust

Titel: Die Anklage - Ellis, D: Anklage - Breach of Trust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ellis
Vom Netzwerk:
Durchschnittsanwälte, die üblicherweise bei den Behörden landen. Sie haben wesentlich mehr Erfahrung. Sie kommen aus einer großen Anwaltskanzlei. Und vor allem haben Sie Hector aus einer bösen Klemme gerettet. Almundos Fall hat ziemliche Ähnlichkeit mit den Machenschaften dieser Kerle, und Hector musste keinen einzigen Tag hinter Gitter. Also sind Sie in deren Augen extrem wertvoll.«

    Tucker schien erst im Nachhinein zu bemerken, dass er Hectors Freispruch in Anwesenheit von dessen Exankläger gerühmt hatte. Ich persönlich mochte Menschen, die sich gelegentlich wie der Elefant im Porzellanladen benahmen. Möglicherweise würde ich mit Tucker ganz gut auskommen.
    »Sie haben Greg Connolly auf dem Band gehört«, fügte Moody hinzu. »Er meinte, Sie wären möglicherweise von Nutzen. Diese Kerle wollen ihre Kreise gerne klein und überschaubar halten, aber Sie könnten dort Zugang finden, Kolarich. Wir bauen auf Ihren Ruf als Spezialist für hinterlistige Täuschungsmanöver.«
    Irgendwie hatte ich den Eindruck, dass das nicht als Kompliment gemeint war. Trotzdem hatte er recht. Wenn ich nach Talias Tod etwas gelernt hatte, dann, dass ich der Sohn meines Vaters war – wenn ich wollte, konnte ich eine vollständig andere Persönlichkeit annehmen. Ich konnte den Menschen etwas vorspielen; konnte jemanden anlächeln und meine Hand ruhig halten, während ich innerlich Saltos schlug.
    In mancher Hinsicht war ich der perfekte Mann für diesen Job.
    Und dann, innerhalb von nur wenigen Tagen, kam die Geschichte ins Rollen. Chris Moody und ich trafen uns am Obersten Gerichtshof mit dem Disziplinarausschuss für Anwälte, um meine Undercovertätigkeit als korrupter Anwalt absegnen zu lassen; ich würde jede Menge Gesetze brechen müssen und hatte keine Lust, deswegen meine Lizenz zu verlieren. Moody seinerseits war nicht unbedingt scharf darauf, dass während des Prozesses in einem Kreuzverhör meine Berufsethik in Frage gestellt wurde. Und was noch entscheidender war: Moody musste gewährleisten, dass meine Zeugenaussage zugelassen wurde. Denn natürlich würde jeder Verteidiger zunächst
versuchen, alle heimlichen Bandaufnahmen vom Prozess auszuschließen, die einen eklatanten Verstoß gegen die anwaltliche Schweigepflicht darstellten. Wir wollten sichergehen, dass meine Rolle klar umrissen und so weit wie möglich auf betrügerisches Verhalten in Gemeinschaft mit Charlie Cimino, Greg Connolly und anderen beschränkt war – was uns erlauben würde, eine Ausnahmeregelung in Anspruch zu nehmen, die dann in Kraft trat, wenn ein Mandant versuchte, seinen Anwalt in kriminelle Handlungen zu verwickeln.
    »Nun, Kolarich, ich schätze, jetzt gibt es keine Ausflüchte mehr«, sagte Moody. Das war wohl seine Art, mir mitzuteilen, dass der Oberste Gerichtshof meinen Auftrag als verdeckter Ermittler unterzeichnet hatte.
    Und er hatte recht. Die US-Staatsanwaltschaft und ich hatten uns darauf geeinigt, dass ich ohne Immunitätsvereinbarung mit ihnen kooperieren würde, und der Oberste Gerichtshof hatte grünes Licht dazu gegeben. Plötzlich überfiel mich diese Vorstellung wie etwas völlig Neues, obwohl sie in den letzten vier Tagen mein ganzes Denken bestimmt hatte: Es würde tatsächlich passieren. Ich würde als Spitzel für das FBI arbeiten.

31
    Am nächsten Morgen traf ich Agent Lee Tucker in einer fürs Personal reservierten Lounge eines Hotels auf halbem Weg zwischen meinem und Charlie Ciminos Büro. Tucker trug so ziemlich dasselbe wie bei unserer ersten Begegnung: Jeans
und ein weißes Button-down-Hemd, darüber ein blaues Sakko. Ich hatte ihm erklärt, dass ich bei der Arbeit üblicherweise einen Anzug trug, und da er meinte, das würde funktionieren, tat ich das auch heute.
    Tucker blickte auf seine Uhr. »Sie sind zu spät«, bemerkte er. »Es ist fast acht Uhr dreißig. Okay.« Er musterte mich. »Wie geht’s Ihnen?«
    Wie es mir ging? Ich würde ein verstecktes Aufzeichnungsgerät des FBI bei mir tragen müssen. Diese Typen hatten mich in der Mangel und drohten mir und meiner besten Freundin mit üblen Konsequenzen, sofern ich nicht nach ihrer Pfeife tanzte. Aber egal, ob seine Frage nur Smalltalk oder aufrichtig gemeint war, sie verdiente in jedem Fall eine aufrichtige Antwort.
    »Sie können mich mal«, erklärte ich.
    Er musterte mich einen Moment lang. Er versuchte mich einzuschätzen, ebenso wie die gesamte Situation. Was für eine Art von Zeuge würde ich abgeben? Ich zweifelte nicht an meiner Bedeutung

Weitere Kostenlose Bücher