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Die Anstalt

Die Anstalt

Titel: Die Anstalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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ein Echo:
Richtig. Gut gemacht, Francis
.
    Peter sah Francis eindringlich an und lächelte breit. Er boxte Francis kameradschaftlich auf den Arm.
    Lucy lächelte ebenfalls, bevor sie einen langen Seufzer hören ließ. »Ich werd’s mir merken, Francis. Danke. Sie könnten durchaus richtig liegen. Das zeigt nur, dass wir es hier nicht mit einer gewöhnlichen Ermittlung zu tun haben. Hier drinnen herrschen ein bisschen andere Regeln, nicht wahr?«
    Francis war erleichtert und auch zufrieden darüber, dass er einen Beitrag hatte leisten können. Er zeigte auf seine Stirn. »Hier drinnen herrschen auch etwas andere Regeln«, sagte er. Lucy legte ihm die Hand auf den Arm. »Ich behalt’s im Auge.« Dann schüttelte sie den Kopf. »Da wäre noch etwas, das ihr zwei für mich rausfinden könntet.«
    »Jederzeit«, erwiderte Peter.
    »Evans sagt, es gäbe Möglichkeiten, sich nachts von einem Gebäude zum anderen zu begeben, ohne sich vom Sicherheitsdienst erwischen zu lassen. Ich könnte ihn natürlich fragen, was genau er damit meint, aber ich möchte ihn so wenig wie möglich in Anspruch nehmen …«
    »Das leuchtet mir unmittelbar ein«, sagte Peter prompt. Vielleicht ein wenig zu prompt, denn er fing sich einen strengen Blick von Lucy ein.
    »Trotzdem, ich dachte, ihr könnt das vielleicht aus Sicht der Patienten rausbekommen. Wer weiß, wie man von A nach B kommt oder umgekehrt? Und wie stellt man das an? Welche Risiken geht man ein? Und wer hätte ein Interesse daran?«
    »Glauben Sie denn, der Engel ist von einem anderen Gebäude gekommen?«
    »Ich möchte rausbekommen, ob er es konnte.«
    Peter nickte wieder. »Wir sehen, was wir machen können«, sagte er nach einem kurzen Moment.
    »Gut«, sagte Lucy in forschem, selbstsicherem Ton, »Ich geh dann mal zu Dr. Gulptilil, um die Daten und Zeiträume ein bisschen genauer zu erfahren. Und ich will ihn dazu bringen, dass er mich zu den anderen Stationen mitnimmt, so dass ich von jeder eine erste grobe Liste mitnehmen kann.«
    »Die Männer, die als geistig zurückgeblieben diagnostiziert sind«, sagte Peter, »können Sie wahrscheinlich auch ausklammern. Das schränkt die Zahl weiter ein. Allerdings nur die schweren Fälle.«
    Wieder nickte sie. »Leuchtet ein. Wie wär’s, wenn wir uns vor dem Abendessen noch mal in meinem Büro treffen würden, um unsere Ergebnisse zu vergleichen?«
    Sie drehte sich um und ging zügig den Flur entlang. Francis merkte, dass alle Patienten, die sich im selben Bereich aufhielten, unwillkürlich zurückzuckten und beiseite traten, wenn sie vorbeigerauscht kam.
    Zuerst dachte er, die Leute hätten Angst vor Lucy, was er nicht nachvollziehen konnte, doch dann begriff er, dass das Ungewohnte an ihr ihnen Unbehagen einflößte. Lucy war normal, sie selbst waren es nicht. Es war wohl eher das, was sie repräsentierte, etwas Fremdartiges – ein Mensch mit einer Existenz, die über dieses Gemäuer hinausreichte. Und letztendlich, dachte er, verstörte ihr Anblick die Insassen, weil er ihnen bewusst machte, wie wenig sicher sie sich in einer solchen Welt fühlen konnten.
    Francis sah sich die Gesichter einiger Patienten an und begriff, dass es nur sehr wenig Menschen in diesem Gebäude gab, die die Unruhe, die Lucy in ihre Welt hereintrug, begrüßten. Im Western State Hospital klammerten sich Patienten wie Personal an die Routine, weil es das einzige Mittel war, all die Kräfte, die in jedem einzelnen Patienten tobten, in Schach zu halten. Das war der Grund, weshalb so viele Leute für so viele Jahre dort hängen blieben, denn man begriff sehr schnell, was einem gefährlich werden konnte. Er schüttelte den Kopf. Es war eine verkehrte Welt. Die Klinik war ein Ort voller Gefahren, ein Kessel, in dem unablässig Konflikte, Wut und Wahnsinn brodelten; irgendwie aber schien sie einem letztlich doch weniger gefährlich als die Welt da draußen. Lucy war diese Welt. Francis drehte sich um und sah, dass auch Peter the Fireman ihren Abgang beobachtete. Er konnte eine gewisse Frustration in Peters Gesicht erkennen. Die Frustration darüber, gefangen zu sein. Die beiden waren vom selben Schlag und gehörten woanders hin.
    Er hätte nicht mit Bestimmtheit sagen können, ob er selbst ebenfalls zu dieser Kategorie gehörte.
    Nach einer Weile drehte sich Peter um und schüttelte den Kopf. »Das wird eine harte Nuss, C-Bird«, sagte er.
    »Wie meinst du das?«
    »Na ja, Lucy glaubt, dass das alles doch nicht allzu schwierig sein kann. Etwas, womit sie uns

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