Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Anstalt

Die Anstalt

Titel: Die Anstalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
Vom Netzwerk:
stimmt’s? Du kannst nicht sagen, wieso jemand explodiert. Großer Gott, C-Bird. Das ist der seltsamste Ort, an dem wir landen konnten. Unser Pech.«
    Die beiden Männer lehnten sich mit dem Rücken an die Wand. Peter schien von der Beinahe-Attacke mitgenommen, als hätte sie ihm etwas klar gemacht. »Weißt du, C-Bird, als ich in Vietnam war, fand ich alles dort ziemlich bizarr. Die ganze verfluchte Zeit über standen uns unentwegt eigenartige Dinge bevor. Eigenartig und tödlich. Aber wenigstens waren sie noch irgendwie mit dem Verstand nachzuvollziehen. Ich meine, immerhin waren wir dort, um sie zu töten, und sie waren da, um uns zu töten. Hatte eine gewisse perverse Logik. Und als ich, nachdem ich wieder zu Hause war, zur Feuerwehr ging, also bei einem Brand, da weißt du manchmal, dass es ziemlich riskant wird. Wände stürzen ein, der Boden gibt nach. Überall Rauch und Flammen. Aber selbst da gibt es noch so was wie eine letzte kosmische Ordnung hinter allem. Feuer brennt nach bestimmten Mustern, wird von bestimmten Materialien angefacht, und wenn man weiß, was man tut, kann man gewöhnlich die richtigen Vorsichtsmaßnahmen treffen. Aber das hier ist was anderes. Es ist, als würde es unentwegt überall gleichzeitig brennen. Es ist, als wäre alles verdeckt und mit Sprengsätzen versehen.«
    »Hättest du dich mit ihm geprügelt?«
    »Wäre mir denn was anderes übrig geblieben?«
    Er warf einen langen Blick auf die Patienten ringsum, die durchs Gebäude wandelten.
    »Wie kann man hier drinnen überleben?«, fragte er.
    Francis wusste die Antwort nicht. »Ich weiß nicht, ob das überhaupt vorgesehen ist«, flüsterte er.
    Peter nickte und hatte plötzlich zu seinem süßsauren Grinsen zurückgefunden. »Das, mein junger, verrückter Freund, ist vielleicht die absolut treffendste Bemerkung, die ich je von dir gehört habe.«

13
    A ls Lucy aus Mr. Evans’ Büro kam, hatte sie einen gelben Papierblock in der Hand und einen deutlich verstimmten Ausdruck im Gesicht. Eine lange, hastig hingekritzelte Namensliste bildete eine Spalte am Rand des obersten Blatts auf dem Block. Sie ging schnell, als ob eine böse Erkenntnis sie vorantrieb. Als sie Francis und Peter the Fireman entdeckte, die immer noch auf sie warteten, sah sie auf und kam mit einem kaum merklichen, reuigen Kopfschütteln auf sie zu.
    »Ich hatte ziemlich naiv, wie sich zeigt, gedacht, dass wir hier einfach nur die Daten mit den Klinikakten abzugleichen hätten. Aber so einfach ist das nicht, vor allem, weil die Klinikakten das reinste Chaos sind und nicht einmal zentral geführt werden. ’ne Menge stumpfsinnige Arbeit. Verdammt.«
    »Und Mr. Evils Hilfsbereitschaft hielt sich in Grenzen?«, sagte Peter schelmisch, und es war eher eine Feststellung als eine Frage.
    »Allerdings. Ich denke, das ist eine treffende Einschätzung«, erwiderte Lucy.
    »Nun ja«, sagte Peter, indem er einen leichten britischen Akzent nachäffte und damit fast wie Dr. Gulptilil klang, »ich bin schockiert. Einfach schockiert …«
    Lucy lief, ohne ihr Schritttempo oder das der Gedanken zu drosseln, die ihr durch den Kopf jagten, weiter.
    »Was«, fragte Peter, »was haben Sie denn nun rausfinden können?«
    »Dass ich zusätzlich zum Amherst auch noch alle anderen Wohnheime überprüfen muss. Und dass ich außerdem in den Akten nach jedem Patienten suchen muss, der vielleicht in dem besagten Zeitraum mal für ein Wochenende beurlaubt worden ist. Und um die Sache noch komplizierter zu machen, bin ich mir keineswegs sicher, ob es eine Art Zentralliste gibt, die mir die Sache ein bisschen leichter machen würde. Was ich habe, ist eine Liste mit den Namen in diesem Gebäude, die mehr oder weniger infrage kommen. Dreiundvierzig Namen.«
    »Haben Sie welche aufgrund ihres Alters ausgeklammert?«, fragte Peter, nunmehr ohne den scherzhaften Ton.
    Sie nickte. »Ja. Das war mein erster Gedanke. Bei den Oldies erübrigt es sich wohl, sie zu befragen.«
    »Ich glaube«, sagte Peter langsam, während er sich mit der Rechten übers Kinn strich, als könnte die bloße Reibung irgendwelchen Ideen auf die Sprünge helfen, die in seinem Kopf feststeckten, »dass wir noch ein anderes wichtiges Element mit einbeziehen können.«
    Lucy sah ihn an.
    »Die Physis«, sagte Peter.
    »Wie meinst du das?«, wollte Francis wissen.
    »Ich meine, dass es eine gewisse Kraft kostet, das Verbrechen zu verüben, um das es hier geht. Er musste Short Blond überwältigen und sie anschließend in die

Weitere Kostenlose Bücher