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Die Anstalt

Die Anstalt

Titel: Die Anstalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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glänzte. Für einen Moment überwältigte ihn der schiere Wahnsinn der Situation. Die Männer im Schlafsaal, denen die Angst vor etwas Schrecklichem und Außergewöhnlichem ins Gesicht geschrieben stand, hielten es für besser, die Tür zu verbarrikadieren, als sie zu öffnen. Er betrachtete seine Hände und merkte, dass er sich bei seinem Kampf mit dem Bett bereits tiefe Schnittwunden in den Handflächen zugezogen und mindestens einen Nagel abgerissen hatte. Er blickte wieder auf und sah, wie Francis kopfschüttelnd auf seine Schlafgenossen zuging
    »Nein«, sagte Francis mit einer Geduld, die ihrem Zeitdruck spottete. »Der Engel wird Miss Jones töten, wenn wir ihr nicht helfen. Es ist genau, wie Lanky gesagt hat. Wir müssen das übernehmen. Uns vor dem Bösen schützen. Wir müssen etwas dagegen tun. Uns erheben und kämpfen. Sonst findet es uns. Wir müssen etwas tun, und zwar jetzt.«
    Wieder zuckten die Männer im Schlafsaal zurück. Es gab ein kurzes Lachen, einen Seufzer, Laute der Angst. Francis sah die Hilflosigkeit und den Zweifel in sämtlichen Gesichtern.
    »Wir müssen helfen«, flehte er sie an, »sofort!«
    Die Männer schienen zu schwanken und fingen an, vor und zurück zu wippen, als ob die Spannung, die seine Bitte in ihnen auslöste, einen Wind in Bewegung setzte, der sie heftig schüttelte.
    »Das ist es«, sagte Francis, überrascht von dem entschlossenen Ton seiner eigenen Stimme. »Das hier ist der erste und der beste Moment. Sofort. Das ist der Moment, in dem all die Verrückten hier in diesem Klinikgebäude etwas tun, das niemand je von ihnen erwarten würde. Niemand traut uns so etwas zu. Niemand würde je für möglich halten, dass wir etwas gemeinsam fertig bringen. Wir werden Miss Jones helfen, und wir werden es zusammen tun. Alle zusammen.«
    Und dann sah er, wie etwas äußerst Bemerkenswertes geschah.
    Aus den hinteren Reihen der Patientenschar trat plötzlich der große Retardierte, der bei allem, was er tat, so kindisch war und nie auch nur die einfachste Frage zu verstehen schien, zwischen die anderen und kam nach vorn. Er bahnte sich seinen Weg durch die dichtgedrängten Mauer und ging direkt auf Francis zu. Er war von der Schlichtheit eines Kleinkinds, und Francis war schleierhaft, wie er auch nur das Geringste von dem hatte verstehen können, was in dieser Nacht vor sich ging, doch irgendwie war durch den Nebel seiner beschränkten Auffassungsgabe gedrungen, dass Peter Hilfe brauchte, und zwar die Art von Hilfe, zu der er mehr als jeder andere fähig war. Der Retardierte legte seine Raggedy-Andy-Puppe auf eines der Betten und schritt mit einem entschlossenen Blick an Francis vorbei. Mit einem Grunzlaut und mit einem einzigen mächtigen Unterarm schob der große Mann Peter zur Seite. Dann griff er vor seinem gebannt schweigenden Publikum nach unten, packte den Eisenrahmen und riss unter Aufbietung aller Kräfte in einem einzigen Moment mit einem quietschenden Geräusch die Stange los, schwang sie über seinem Kopf in der Luft und grinste breit, bevor er sie Peter reichte.
    Fireman nahm sie und schob sie nicht weit vom Schließriegel tief in den Schlitz zwischen Tür und Rahmen. Indem er sich mit seinem ganzen Gewicht gegen die improvisierte Brechstange warf, drückte Peter fest dagegen, um die Tür aufzubrechen.
    Francis sah, wie die Stange sich verbog und das Metall mit einem fast animalischen Kreischen nachzugeben begann.
    Peter stieß einen tiefen Seufzer aus und trat zurück. Noch einmal bearbeitete er den Zwischenraum mit der Stange und wollte sich gerade dagegenwerfen, als Francis ihn plötzlich unterbrach.
    »Peter!«, sagte er, und es lag etwas Dringliches in seinem Ton. »Wie lautete das Wort noch mal?«
    Fireman hielt inne. »Was?«, fragte er verwirrt.
    »Das Wort, das Wort, das Wort das Lucy für ihren Hilferuf verwenden sollte?«
    »Apollo«, antwortete Peter. Dann warf er sich wieder gegen die Tür. Nur dass diesmal der Retardierte vortrat, um ihm zu helfen, und so legten sich die beiden ins Zeug.
    Francis drehte sich zu den Männern des Amherst um, die wie angewurzelt dastanden, als warteten sie darauf, wieder entlassen zu werden. »Okay«, sagte er und straffte sich wie ein General im Augenblick der Attacke vor seiner Armee. »Wir müssen helfen.«
    »Was hast du vor?«
    Diesmal kam die Frage von Newsman.
    Francis hob eine Hand wie als Startzeichen für das Rennen. »Wir müssen einen Krach machen, der oben zu hören ist. Wir müssen Hilfe rufen …«
    Einer

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