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Die Anstalt

Die Anstalt

Titel: Die Anstalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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den Kopf und trat vor. Er stand am Rand eines weiteren höhlenartigen Lagerraums. Genau wie zuvor im Amherst sorgte eine nackte Glühbirne in einer Nische nahe einer Treppe am hinteren Ende für einen dürftigen Lichtkreis. Auch hier war er von stapelweise ausrangiertem Zubehör umgeben, und für einen Moment fragte sich Francis, ob sie überhaupt von A nach B gekommen oder sich nur in irgendeinem bizarren Kreis gedreht hatten, denn was sie vor sich hatten, unterschied sich nicht im Mindesten von ihrem Ausgangspunkt. Er drehte sich um und warf einen prüfenden Blick über die Schatten, die ihn umgaben, und ihm schien, als wäre all das Gerümpel beiseite geschoben worden, um einen Durchgang frei zu machen. Peter kam gerade hinter ihm aus dem Tunnel, fuchtelte mit der Pistole herum und ging geduckt in Position.
    »Wo sind wir?«, fragte Francis.
    Peter hatte noch nicht geantwortet, als der Raum plötzlich in völligem Dunkel lag.

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    P eter schnappte heftig nach Luft und zuckte zurück, als hätte er eine Ohrfeige bekommen. Im selben Moment schrie alles in ihm danach, die Nerven zu behalten, was nicht leicht war, nachdem so abrupt die Dunkelheit über sie hereingebrochen war. Neben sich hörte er einen kurzen erschrockenen Aufschrei von Francis und spürte, wie sein Freund sich hinkauerte.
    »Nicht bewegen, C-Bird!«, befahl er ihm.
    Nichts lieber als das
, dachte Francis, der vor Panik wie erstarrt war. Allen Gefahren zu trotzen, endlich ein wenig Licht am Ende des Tunnels zu sehen, ihn hinter sich zu lassen und dann von einem Augenblick auf den anderen das bisschen Helligkeit gleich wieder zu verlieren, versetzte ihn mehr als alles, was er hinter sich hatte, in lähmende Angst. Er fühlte, wie ihm das Herz im Halse pochte, was ihm immerhin sagte, dass er noch am Leben war, wenn auch dem Tod so nahe wie noch nie.
    »Sei still!«, flüsterte Peter und tastete sich ein Stück weit in den pechschwarzen Raum, während er mit dem Zeigefinger den Abzug an der Pistole spannte. Er streckte die Linke aus und berührte Francis’ Schulter, um zu wissen, wo im Keller dieser stand. Das Klicken der Pistole hallte überlaut durch die Dunkelheit. Francis hörte, wie seine Stimmen brüllten:
Verstecken! Bloß verstecken!
, doch ihm war klar, dass es in diesem Moment vermutlich kein Versteck für ihn gab. Er sank in die Hocke, um sich so klein wie möglich zu machen, und fragte sich bei jedem flachen, zittrigen Atemzug, ob es sein letzter war. Nur am Rand nahm er wahr, dass Peter im Konflikt zwischen seiner Nervosität und seiner Ausbildung einen weiteren kühnen Schritt nach vorn wagte. Dabei machte sein Fuß ein leises, klatschendes Geräusch auf dem Boden. Er merkte, wie Fireman langsam den Oberkörper nach rechts und nach links drehte, um auszumachen, von welcher Seite ihnen Gefahr drohte.
    Francis versuchte sich darüber klar zu werden, was hier mit ihnen geschah. Er hegte wenig Zweifel, dass der Engel die Lichter ausgemacht hatte und irgendwo in dieser schwarzen, unterirdischen Falle auf sie wartete. Nur dass sich der Engel auf vertrautem Terrain befand, während Peter und er die Umgebung nur für Sekunden gesehen hatten, bevor sie vor ihren Augen verschwand. Francis merkte, wie er die Hände zu Fäusten ballte, wie sich jeder Muskel aufs Äußerste spannte, wie alles danach schrie, abzuhauen, er aber nicht einmal den kleinen Finger rühren konnte. Er saß so fest, als sei er in nassen Zement gesunken, der sich anschließend um seine Schuhe verfestigt hatte.
    »Still!«, flüsterte Peter und drehte sich weiter zuerst in die eine, dann in die andere Richtung, die Pistole nach wie vor schussbereit von sich gestreckt.
    Francis spürte, wie der Abstand zwischen ihm und dem Tod mit jeder Sekunde kleiner wurde. Die vollkommene Dunkelheit erdrückte ihn wie ein Sargdeckel, der über ihm zugeknallt wurde. Ein Teil von ihm wollte heulen, winseln, zurückweichen und sich einrollen wie ein kleines Kind. Das war es, wonach seine Stimmen verzweifelt schrien. Sie flehten ihn an, wegzurennen, die Flucht zu ergreifen, irgendwo eine Ecke zu finden, in die er sich kauern konnte. Doch Francis wusste, dass er außer der Stelle, an der er wie festgewurzelt kauerte, nirgendwo sicher war, und so versuchte er mit angehaltenem Atem zu lauschen.
    Von rechts ertönte ein kratzendes Geräusch. Er drehte sich in diese Richtung. Es konnte eine Ratte gewesen sein, es konnte aber auch der Engel gewesen sein. Die Ungewissheit lauerte überall.
    Im Dunkeln war

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