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Die Anstalt

Die Anstalt

Titel: Die Anstalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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er gedehnt, indem er jedes Wort kühl abwägte, bevor es ihm über die Lippen kam. »Aber Sie übertreiben. Wie dem auch sei, ich denke, diese Dinge haben nichts mit dem Sinn und Zweck dieser Gruppe zu tun. Wir sind hier zusammen, um Mittel und Wege zu ergründen, wie wir uns wieder in die Gesellschaft eingliedern können, und nicht, um nach Rechtfertigungen zu suchen, weshalb wir uns lieber vor ihr verstecken, auch wenn die Situation in der Welt da draußen nicht ganz so sein mag, wie wir sie gerne hätten. Außerdem halte ich es für wenig zweckdienlich, wenn wir unseren Wahnvorstellungen freien Lauf lassen oder ihnen Glauben schenken.« Die letzten Worte richteten sich gleichermaßen an Peter und Lanky.
    Doch in der plötzlich eingekehrten Stille platzte Lanky mit zitternder Stimme heraus, den Tränen nahe: »Wenn wir an allem schuld sein sollen, was passiert, dann gibt es für keinen von uns Hoffnung. Nicht die geringste Hoffnung.«
    Das sagte er mit derart ungehemmter Verzweiflung, dass mehrere andere Teilnehmer an der Runde, die bis dahin geschwiegen hatten, gedämpfte Schreie von sich gaben. Ein alter Mann fing zu toben an, und eine Frau in rosa gerüschtem Morgenmantel, viel zu viel Mascara an den Augen und mit quastenverzierten weißen Häschenpantoffeln an den Füßen brach in Schluchzen aus. »Ach, ist das traurig«, sagte sie. »Ist das traurig.«
    Francis beobachtete, wie der Psychologe versuchte, die Kontrolle über die Sitzung zurückzuerlangen. »Die Welt ist so, wie sie immer gewesen ist«, sagte er. »Uns interessiert hier nur die Rolle, die wir darin spielen.«
    Es war das falsche Wort am falschen Platz, denn Lanky sprang auf. Plötzlich schwang er die Arme über dem Kopf, etwa so, wie er es bei seiner ersten Begegnung mit Francis getan hatte. »Aber das ist es ja gerade!«, schrie er und verschreckte damit ein paar der ängstlicheren Mitglieder der Gruppe. »Das Böse ist überall! Wir müssen einen Weg finden, es draußen zu halten. Wir müssen uns zusammenschließen. Komitees bilden. Wachtrupps. Wir müssen uns organisieren! Koordinieren! Einen Plan aufstellen. Verteidigungsmaßnahmen verstärken. Posten an den Mauern aufstellen. Wir müssen hart daran arbeiten, es aus der Klinik rauszuhalten!« Er holte tief Luft, drehte sich einmal um seine Achse und suchte mit sämtlichen Teilnehmern Augenkontakt.
    Mehrere Patienten nickten zustimmend. Das ergab Sinn.
    »Wir können das Böse draußen halten«, sagte Lanky. »Aber nur, wenn wir wachsam sind.« Und dann nahm er, während er von der Anstrengung, laut seine Meinung zu sagen, immer noch am ganzen Leib zitterte, wieder Platz, verschränkte die Arme vor der Brust und hüllte sich in Schweigen.
    Mr. Evans funkelte Peter the Fireman an, als sei er an Lankys Ausbruch schuld. »Also«, sagte er langsam. »Peter. Sagen Sie doch mal, finden Sie, dass wir alle, um den Satan aus diesen vier Wänden zu halten, regelmäßig in die Kirche gehen sollten?«
    Peter the Fireman spannte die Muskeln an.
    »Nein«, sagte er gedehnt, »ich glaube nicht –«
    »Sollten wir nicht beten? Den Gottesdienst besuchen. Unsere Ave-Marias und Vaterunser und vollkommene Reuebekenntnisse sprechen? Jeden Sonntag zur Kommunion gehen? Sollten wir nicht mehr oder weniger regelmäßig zur Beichte gehen?«
    Peters Stimme wurde jetzt ganz ruhig und leise. »Diese Dinge helfen vielleicht, sich besser zu fühlen. Aber ich glaube nicht …«
    Doch Mr. Evans unterbrach ihn zum zweiten Mal. »Oh, tut mir leid«, sagte er mit einem schneidenden Zynismus in jedem Wort. »Der Kirchgang und alle möglichen anderen Aktivitäten im Rahmen organisierter Religiosität wären ja ganz und gar unangemessen für Fireman, nicht wahr? Weil Fireman, nun ja, Sie haben ein Problem mit Kirchen, nicht wahr?«
    Peter setzte sich auf seinem Stuhl zurecht. Francis bemerkte, wie im Hintergrund seiner Augen ein Zorn aufflackerte, den er noch nie gesehen hatte.
    »Nicht mit Kirchen. Mit
einer
Kirche. Und ich hatte ein Problem, das ich aber gelöst habe, nicht wahr, Mr. Evans?«
    Die beiden Männer starrten einander eine Sekunde lang an, bevor Evans sagte: »Ja, das haben Sie wohl. Und Sie sehen ja, wo das hingeführt hat.«
     
    Beim Abendessen schienen die Dinge für Lanky schlimmer zu werden.
    Es gab püriertes Huhn, das im Wesentlichen aus einer dicken, gräulichen Soße und wenig Huhn bestand, dazu Erbsen, bei denen jeder Anspruch, sich Gemüse zu nennen, längst in der Hitze des Herdes zerkocht war; dazu

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