Die Anstalt
es wie ein Wetterleuchten am fernen Horizont, dem die Schreie und der Aufruhr der in den Schlafsälen eingeschlossenen Patienten wie ein heftiger Donner folgte. Zuerst wurde er ohne Umschweife von dem kleineren Wächter auf einen Stuhl geknallt und allein gelassen. Nach ein paar Minuten dann kamen zwei Ermittler in Zivil und Dr. Gulptilil zu ihm herein. Er war immer noch im Schlafanzug, die Hände waren mit Handschellen hinter dem Rücken gefesselt, und er saß auf dem harten hölzernen Schreibtischstuhl. Francis nahm an, dass Peter the Fireman sich unter ähnlichen Umständen im Nachbarzimmer befand, doch man konnte es nicht wissen. Er wünschte sich, er müsste sich nicht allein den Polizisten stellen.
Die beiden Ermittler trugen verknitterte, schlecht sitzende Anzüge. Sie hatten die Haare kurz geschnitten und harte Züge ums Kinn, und keiner der beiden Männer ließ in den Augen oder der Art, wie er sprach, auch nur die geringste Milde erkennen. Sie waren etwa gleich groß und ähnlich gebaut, und Francis kam der Gedanke, dass er sie wahrscheinlich verwechseln würde, falls er sie je wiedersah. Er hörte nicht hin, als sie ihre Namen nannten, da er hilfesuchend zu Dr. Gulptilil hinübersah. Der Doktor hockte jedoch an die Wand gelehnt und sagte nichts mehr, nachdem er Francis ermahnt hatte, den Detectives die Wahrheit zu sagen. Einer der Polizisten schlich sich zu dem Arzt hinüber und lehnte sich neben ihm an die Wand, während der andere auf einem Schreibtisch vor Francis saß. Ein Bein schwang beinahe keck in der Luft, wobei er jedoch dafür sorgte, dass sein schwarzes Halfter mit der stahlblauen Pistole am Gürtel zu sehen war. Der Mann hatte ein leicht schiefes Lächeln, wodurch fast alles, was er sagte, unehrlich wirkte.
»Also, Mr. Petrel«, fragte der Detective, »wieso waren Sie, nachdem das Licht ausgeschaltet war, noch draußen im Flur?«
Francis zögerte und erinnerte sich an das, was ihm Peter the Fireman eingeschärft hatte, und begann zu erzählen, wie ihn Lanky geweckt hatte und er Peter in den Flur hinaus gefolgt war, wo sie dann Short Blonds Leiche entdeckten. Der Detective nickte zuerst, schüttelte dann aber den Kopf.
»Dieser Schlafsaal ist abgeschlossen, Mr. Petrel. Er ist jede Nacht abgeschlossen.« Der Detective sah verstohlen zu Dr. Gulptilil hinüber, der energisch nickte.
»Heute Nacht war er nicht abgeschlossen.«
»Ich weiß nicht so recht, ob ich Ihnen das glauben kann.«
Francis wusste nicht, wie er reagieren sollte.
Der Polizist legte eine Pause ein und wartete, bis das Schweigen in die hintersten Winkel des Zimmers gekrochen war, so dass Francis ziemlich nervös wurde. »Sagen Sie, Mr. Petrel. Was dagegen, wenn ich Francis zu Ihnen sage?«
Francis schüttelte den Kopf.
»Also, Franny, Sie sind ein junger Typ. Vor heute Nacht schon mal Sex mit einer Frau gehabt?«
Francis taumelte auf dem Stuhl zurück. »Heute Nacht?«, fragte er.
»Klar«, fuhr der Detective fort. »Ich meine, bevor Sie heute Nacht Sex mit der Schwester hatten. Hatten Sie je eine Beziehung mit einem Mädchen?«
Francis war aufrichtig verwirrt. Stimmen donnerten ihm in den Ohren und brüllten alle möglichen widersprüchlichen Botschaften. Er sah zu Dr. Gulptilil hinüber und versuchte festzustellen, ob er etwas von dem Tumult mitbekam, der in seinem Innern tobte. Doch der Arzt hatte sich in den Schatten zurückgezogen, und Francis konnte kaum sein Gesicht erkennen.
»Nein«, sagte Francis zu zögerlich, um überzeugend zu klingen.
»Nein, was? Noch nie? Ein gutaussehender Typ wie Sie? Das muss ziemlich frustrierend gewesen sein. Besonders, wenn Sie sich Körbe eingefangen haben, möchte ich wetten. Und diese Schwester, die war nicht allzu viel älter als Sie, oder? Muss Sie ziemlich wütend gemacht haben, als sie Ihnen eine Abfuhr erteilte.«
»Nein«, sagte Francis. »Das stimmt nicht.«
»Sie hat Ihnen also keinen Korb gegeben?«
»Nein, nein, nein«, sagte Francis.
»Wollen Sie damit sagen, sie hätte zugestimmt, mit Ihnen Sex zu haben, und sich dann selber umgebracht?«
»Nein«, wiederholte er. »Das stimmt von vorn bis hinten nicht.«
»Aha. Sicher doch.« Der Detective warf seinem Kollegen einen Blick zu. »Dann hat sie sich also geweigert, mit Ihnen Sex zu haben, und daraufhin haben Sie sie getötet? Ist es so gelaufen?«
»Nein, da liegen Sie schon wieder falsch.«
»Franny, jetzt bin ich allmählich ziemlich verwirrt. Sie sagen, Sie sind durch eine abgeschlossene Tür in den Flur
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