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Die Anstalt

Die Anstalt

Titel: Die Anstalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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Fälle
Katos
, was, wie Francis fand, so gut wie jeder andere Begriff auf sie passte. Er sah, wie eine Frau, die zielstrebig den Flur entlangkam, abrupt stehen blieb. Dann weiterlief. Dann stehen blieb. Dann weiterlief. Plötzlich kicherte sie und ging schließlich in ihrem wallenden, rosa Seersucker-Morgenrock ihres Weges.
    »Es ist hier vielleicht nicht ganz so, wie Sie es sich vorgestellt haben«, hörte er Peter the Fireman sagen.
    Lucy machte große Augen.
    »Wissen Sie viel über Geisteskrankheit?«, fragte Peter.
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Keine verrückte Tante Martha oder ein schizophrener Onkel Fred in Ihrer Familie? Kein seltsamer Cousin Timmy, der gerne kleine Tiere quält? Oder Nachbarn, die Selbstgespräche führen oder der festen Überzeugung sind, der Präsident sei ein Außerirdischer?«
    Peters Fragen schienen Lucy zu entspannen. Sie schüttelte den Kopf. »Ich hab wohl einfach Glück gehabt«, sagte sie.
    »Also, C-Bird kann Ihnen alles erklären, was Sie über Verrücktsein wissen sollten«, sagte Peter lachend. »Er ist inzwischen Experte, stimmt’s, C-Bird?«
    Francis wusste nicht recht, was er darauf sagen sollte, also nickte er stumm. Er sah, wie über das Gesicht der Staatsanwältin ein paar unkontrollierte Emotionen huschten, und er musste unwillkürlich denken, dass es eine Sache war, mit bestimmten Ideen und Vermutungen und Verdachtsmomenten in eine Einrichtung wie das Western State zu platzen, und eine ganz andere, sie in die Tat umzusetzen. Sie sah wie jemand aus, der mit einer Mischung aus Zweifel und Zuversicht am Fuß eines Berggipfels steht.
    »Also«, sagte Peter. »Wo fangen wir an, Miss Jones?«
    »Genau hier«, sagte sie, »am Tatort. Ich muss mir von der Stelle, an der der Mord geschehen ist, einen Eindruck verschaffen. Und dann muss ich mich mit der Klinik als Gebäude vertraut machen.«
    »Also eine Führung?«, fragte Francis.
    »Zwei Führungen«, entgegnete Peter. »Eine, um all das hier zu inspizieren« – wobei er auf das Haus wies –, »und eine zweite, um das hier zu untersuchen« – wobei er sich an die Schläfe tippte.
    Little Black und sein Bruder hatten sie vom Verwaltungsgebäude zum Amherst zurückbegleitet, die drei jedoch danach allein gelassen, um sich ihrerseits mit den Schwestern in der Pflegestation zu besprechen. Anschließend war Big Black in eines der angrenzenden Behandlungszimmer verschwunden. Little Black kam lächelnd auf die Gruppe zu.
    »Das Ganze«, sagte er nicht unfreundlich, »ist eine verdammt ungewöhnliche Situation.« Lucy erwiderte nichts, und Francis versuchte, im hageren Gesicht des Schwarzen abzulesen, was er wirklich von dem hielt, was hier gespielt wurde. Das war, zumindest anfangs, unmöglich. »Mein Bruder ist da rein, um in Ihrem neuen Büro Ordnung zu schaffen, Miss Jones. Und ich hab die Schwestern informiert, dass Sie für ein paar Tage hier sein werden, mindestens. Eine von ihnen wird Sie später in das Wohnheim der Lernschwestern rüberführen. Und ich geh mal stark davon aus, dass ziemlich genau in diesem Moment Mr. Evans höchstpersönlich eine lange und unglückliche Unterhaltung mit dem Chefarzt führt und dass er dann ziemlich bald auch mit Ihnen ein Wörtchen reden will.«
    »Mr. Evans ist der leitende Psychologe?«
    »Vom Amherst, ja, Ma’am.«
    »Und Sie glauben, er wird über meine Anwesenheit nicht gerade glücklich sein?« Sie sagte das mit einem zarten, verschmitzten Lächeln.
    »Nein, wohl eher nicht, Ma’am«, erwiderte Little Black. »Sie müssen verstehen, wie die Dinge hier laufen.«
    »Nämlich?«
    »Na ja, das können Peter und C-Bird Ihnen ebenso gut erklären wie ich, aber, um es kurz zu machen: Hier geht’s in der Klinik darum, dass alles möglichst wie geschmiert abläuft. Alles, was anders ist, außer der Reihe, na ja, das macht die Leute eben nervös.«
    »Die Patienten?«
    »Ja, die Patienten. Und wenn es die Patienten nervös macht, dann auch das Personal, und das wiederum macht die Verwaltung nervös. Alle. Die Verrückten. Die Alten. Die Jungen. Die Normalen. Und ich glaube nicht, dass Sie dafür sorgen werden, dass alles wie geschmiert läuft, Miss Jones. Nee, ich glaube eher, dass Sie das genaue Gegenteil davon tun werden.«
    Das sagte Little Black mit einem breiten Grinsen, als fände er das alles sehr amüsant. Lucy Jones entging das nicht, weshalb sie die Schultern zuckte und fragte: »Und Sie? Und Ihr ziemlich großer Bruder? Wie stehen Sie beide dazu?«
    Zuerst brach Little Black in

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