Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Anstalt

Die Anstalt

Titel: Die Anstalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
Vom Netzwerk:
Erkenntnisse und die Beobachtung aller möglichen Situationen sowie die laufende Umsetzung dieser Erfahrungswerte. Er versuchte, die Gedankenverbindung zu unterdrücken, doch sie ließ sich nur widerstrebend verdrängen.
    »Miss Jones«, sagte er steif, »was genau haben Sie vor?«
    Lucy atmete tief ein, bevor sie antwortete, um ihre Gedanken mit der Präzision eines Maschinengewehrs zu formulieren. »Ich habe vor, den Mann zu entlarven, der, wie ich glaube, alle diese Verbrechen begangen hat. Dies sind die Morde in drei verschiedenen gerichtlichen Zuständigkeitsbereichen im Ostteil des Bundesstaats – gefolgt von dem Mord, der sich hier ereignet hat. Ich glaube, dass der Killer, trotz der Verhaftung, die vorgenommen wurde, noch frei herumläuft. Um dies zu beweisen, brauche ich Zugang zu Ihren Patientenakten und die Möglichkeit, in den Stationen Befragungen durchzuführen. Außerdem« – an dieser Stelle schlich sich zum ersten Mal ein unsicherer Unterton in ihre Stimme ein – »brauche ich jemanden, der mir dabei hilft, dieses Individuum von innen her zu entlarven.« Sie sah zu Francis hinüber. »Ich bin nämlich davon überzeugt, dass dieses Individuum mit meinem Erscheinen gerechnet hat. Und ich vermute, dass sich sein Verhalten, wenn er weiß, dass ich hier gegen ihn ermittle, ändern wird. Ich brauche jemanden, der das registriert.«
    »Was genau wollen Sie damit sagen – er hätte damit gerechnet?«, wollte Dr. Gulp-a-pill wissen.
    »Ich denke, dass der Mann, der die junge Lernschwester getötet hat, es auf diese Weise getan hat, weil er zweierlei wusste: Dass er es leicht einem anderen in die Schuhe schieben konnte, diesem unglückseligen Burschen, den Sie Lanky nennen, und dass ziemlich sicher jemand wie ich trotzdem nach ihm suchen würde.«
    »Ich fürchte, ich versteh nicht ganz …«
    »Er musste wissen, dass es diejenigen, die wegen seiner anderen Verbrechen ermitteln, auch hierher treiben würde.«
    Diese Enthüllung führte zu einer erneuten kleinen Schweigepause im Raum.
    Lucy fixierte Francis und Peter the Fireman mit einem distanzierten, prüfenden Blick. Sie musste einräumen, dass sie es für ihr Vorhaben weiß Gott schlechter als mit diesen beiden Kandidaten hätte treffen können, auch wenn sie bei dem einen wegen seiner Widersprüchlichkeit und bei dem anderen wegen seiner Zerbrechlichkeit Bedenken hatte. Sie warf auch einen Blick auf die beiden Moses-Brüder. Big Black und Little Black standen im hinteren Teil des Zimmers bereit. Sie vermutete, dass sie auch diese in ihren Plan einbeziehen konnte, auch wenn sie sich nicht sicher war, ob sie die Pfleger so unter Kontrolle haben würde wie die Patienten.
    Dr. Gulptilil schüttelte den Kopf. »Sie schreiben diesem Burschen – von dessen Existenz ich immer noch nicht überzeugt bin – eine kriminelle Raffinesse zu, die meines Erachtens über das, womit wir hier zu rechnen haben, weit hinausgeht. Wieso locken Verbrecher, wenn sie mit einem Verbrechen davonkommen wollen, einen Ermittler auf ihre Fährte? Damit erhöhen sie doch ihr Risiko, verhaftet und vor Gericht gestellt zu werden.«
    »Weil das Töten für diesen Kerl nur einen kleinen Teil des Abenteuers ausmacht. Jedenfalls geht mein Verdacht in diese Richtung.«
    Lucy fügte dieser Erklärung nichts hinzu, weil sie nicht gefragt werden wollte, worin die anderen Elemente dessen bestanden, was sie als »das Abenteuer« bezeichnete.
    Francis spürte, dass die Unterhaltung an diesem Punkt plötzlich einen anderen Tiefgang erreicht hatte. Er fühlte die starken Energieströme im Raum und hatte für einen Moment das Gefühl, als zöge es ihn in zu tiefes Wasser hinaus. Er streckte unwillkürlich die Zehen aus wie ein Schwimmer in der Brandung, der danach tastet, wo er noch stehen kann.
    Er wusste, dass Gulp-a-pill die Staatsanwältin genauso wenig hier haben wollte wie den Unbekannten, den sie in die Enge zu treiben hoffte. Die Klinik war, egal, wie verrückt sie alle sein mochten, immer noch eine bürokratische Einrichtung, anfällig für Bürohengste und Besserwisser auf sämtlichen Etagen des Staatsapparats. Niemand, der den stümperhaften Machenschaften der Legislative seinen Lebensunterhalt verdankt, wünscht sich etwas, das auf irgendeine Art und Weise und in irgendeiner Form den sprichwörtlichen Staub aufwirbelt. Francis sah, wie der Arzt auf seinem Stuhl herumrutschte und versuchte, sich einen Weg durch das, wie er nur ahnen konnte, dornige politische Gestrüpp zu bahnen. Falls

Weitere Kostenlose Bücher