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Die Anstalt

Die Anstalt

Titel: Die Anstalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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Lucy Jones damit richtig lag, wer sich in der Klinik versteckte, und Gulptilil ihr den Zugriff auf die Klinikakten verweigerte, dann öffnete er allen möglichen Desastern Tür und Tor – zumal für den Fall, dass es dem Killer beliebte, noch einmal zu morden, und die Presse davon Wind bekam.
    Francis konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Er war froh, nicht in der Haut des medizinischen Leiters zu stecken. Während Dr. Gulptilil in den heiklen Abgrund starrte, der sich vor ihm auftat, wandte sich Francis Peter the Fireman zu. Er schien angespannt, wie unter Strom. Als wäre er an etwas angeschlossen, und jemand knipste den Schalter an. Als er das Wort ergriff, sprach er mit leiser, fester Stimme und eigentümlicher Intensität.
    »Dr. Gulptilil«, sagte Peter langsam, »falls Sie tun, was Miss Jones vorschlägt, und sie daraufhin diesen Mann findet, können Sie praktisch die ganzen Lorbeeren allein ernten. Falls sie und wir, die wir ihr helfen, versagen, wird Sie höchst wahrscheinlich niemand dafür zur Rechenschaft ziehen, weil sie sich das Versagen selber zuzuschreiben haben wird. Alle Kritik trifft dann sie und diese Verrückten, die versucht haben, ihr zu helfen.«
    Nachdem er diese Einschätzung gründlich erwogen hatte, nickte der Doktor endlich.
    »Was Sie sagen, Peter« – er hüstelte ein-, zweimal, während er sprach –, »ist vermutlich wahr. Es ist vielleicht nicht ganz fair, aber es ist dennoch wahr.«
    Er blickte in die Runde. »Folgendes werde ich Ihnen zugestehen«, sagte er langsam, doch mit wachsender Zuversicht. »Miss Jones, selbstverständlich bekommen Sie Zugang zu allen nötigen Akten, solange Sie darüber vollkommene Vertraulichkeit wahren. Außerdem können Sie aus jeder Gruppe, die Sie für verdächtig halten, jemanden herauspicken und befragen. Entweder ich selbst oder Mr. Evans muss bei jeder Ihrer Befragungen dabei sein. Das ist nur fair. Die Patienten – auch diejenigen, die Sie dieser Verbrechen verdächtigen – haben gewisse Rechte. Und sollte jemand Einwände dagegen haben, mit Ihnen zu reden, werde ich ihn nicht dazu zwingen. Oder ich werde ihm umgekehrt empfehlen, einen Rechtsbeistand hinzuzuziehen. Jedwede medizinische Entscheidungen, die sich aus Ihren Unterhaltungen ergeben sollten, liegen allein im Ermessen des Personals. Ist das fair?«
    »Natürlich, Doktor«, erwiderte Lucy, vielleicht eine Spur zu schnell.
    »
Und«
, fuhr der Arzt fort, »ich möchte Ihnen nahe legen, sich zügig an die Arbeit zu machen. Während viele unserer Patienten, sogar die Mehrheit von ihnen, chronisch krank sind und ohne jahrelange Therapie nur geringe Aussichten haben, irgendwann entlassen zu werden, können wir von den Übrigen immerhin eine beträchtliche Anzahl stabilisieren und medikamentös versorgen, so dass sie nach Hause und zu ihren Familien entlassen werden können. Es ist mir völlig unmöglich, zu sagen, welcher Kategorie Ihr Verdächtiger zuzurechnen ist, auch wenn ich vielleicht gewisse Vermutungen hegen mag.«
    Wieder nickte Lucy zur Bestätigung.
    »Mit anderen Worten«, sagte der Arzt, »wir können nicht sagen, ob er auch nur einen Moment länger hier sein wird, jetzt, nachdem Sie auf der Bildfläche erschienen sind. Genauso wenig werde ich die Entlassung von Patienten hinauszögern, die dafür infrage kommen, nur weil Sie sich in der Klinik auf die Suche nach Ihrem Unbekannten begeben haben. Verstehen Sie? Die Alltagsabläufe in dieser Einrichtung dulden keinerlei Beeinträchtigung.«
    Wieder sah Lucy so aus, als wollte sie etwas sagen, doch sie biss sich auf die Lippen.
    »Was nun die Inanspruchnahme anderer Patienten bei Ihren« – er warf einen eindringlichen Blick auf Peter the Fireman und dann auf Francis – »Nachforschungen betrifft, so habe ich keine Handhabe, diese Vorgehensweise offiziell zu dulden, selbst wenn mir ihr Nutzen einleuchtet. Inoffiziell werde ich Sie allerdings nicht daran hindern, in dieser Hinsicht zu tun, was Sie für richtig halten. Ich werde mich Ihnen nicht in den Weg stellen. Allerdings kann ich diesen Patienten keinen Sonderstatus oder irgendwelche Befugnisse einräumen, verstehen Sie? Noch dürfen diese Patienten den Turnus ihrer eigenen Behandlung in irgendeiner Weise stören.«
    Dabei warf er zunächst Fireman und, nachdem er geendet hatte, Francis einem eindringlichen Blick zu. »Diese beiden Herren«, sagte er, »haben, müssen Sie wissen, hier in der Klinik einen unterschiedlichen Status. Auch sind die Umstände, die sie hierher

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