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Die Anstalt

Die Anstalt

Titel: Die Anstalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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Frauenschlafsaal gekommen, hätte eine Weile dagestanden, sei dann wieder hinausgegangen und hätte die Tür von außen abgeschlossen.«
    Lucy Jones nickte. »Merkwürdiges Verhalten«, sagte sie, auch wenn selbst ihr klar sein musste, dass sich eine solche Feststellung in einer Nervenheilanstalt erübrigte, einem Ort, an dem sämtliche Verhaltensweisen bestenfalls bizarr und schlimmstenfalls wahrhaft entsetzlich waren. Sie warf einen Blick auf Francis, der ebenfalls aufgestanden war und sich zu ihnen gesellte. »C-Bird, sagen Sie, wieso sollte jemand, der gerade ein Gewaltverbrechen verübt und sich die größte Mühe gegeben hat, seine Spuren zu verwischen, und der außerdem gerade jemand anderem die Schuld dafür in die Schuhe geschoben hat, ein Mann, der das dringende Bedürfnis haben muss, zu verschwinden und sich zu verstecken, einen Raum voller Frauen betreten, von denen nur die eine oder andere aufzuwachen braucht, um ihn zu erkennen?«
    Francis schüttelte den Kopf. Er überlegte: Würden sie ihn tatsächlich erkennen? Er hörte, wie mehrere Stimmen in seinem Innern danach drängten, die Frage zu beantworten, doch er ignorierte sie und sah Lucy in die Augen. Sie zuckte die Schultern.
    »Ein Rätsel«, sagte Lucy. »Aber eines, auf das ich früher oder später eine Antwort brauche. Glauben Sie, dass ich sie von Ihnen bekommen kann, Francis?«
    Er nickte.
    Sie lachte leise. »C-Bird traut sich was zu. Das gefällt mir«, sagte sie.
    Und dann nahm sie ihn mit in den Flur.
    Sie wollte gerade noch etwas sagen, doch Peter hielt die Hand hoch. »C-Bird, lass sonst niemanden wissen, was Cleo gesehen hat.« Dann wandte er sich an Lucy Jones. »Als Francis das erste Mal mit ihr redete und sie erwähnte, dass der Mann, nach dem wir suchen, in den Schlafsaal der Frauen gekommen ist, war sie nicht in der Lage, eine annähernd brauchbare, stimmige Beschreibung vom Engel zu liefern. Alle waren ziemlich verstört. Vielleicht ist ihr inzwischen, nachdem sie ein bisschen Zeit hatte, über diese Nacht nachzudenken, irgendetwas Wichtiges eingefallen. Sie mag Francis. Ich denke, es wäre klug, dass er noch mal zu ihr geht und mit ihr über die Ereignisse in der Nacht redet. Das hätte den zusätzlichen Vorteil, dass wir keine unnötige Aufmerksamkeit auf sie lenken, denn sobald Sie Cleo selbst befragen, werden die Leute begreifen, dass sie mit der ganzen Sache was zu tun hat.«
    Lucy dachte einen Moment über Peters Vorschlag nach und nickte. »Das leuchtet ein. Francis, können Sie das in die Hand nehmen und dann zu mir kommen?«
    »Ja«, sagte Francis, auch wenn er sich seiner Sache keineswegs sicher war, egal, was Lucy gerade über sein Selbstvertrauen geäußert hatte. Er konnte sich nicht entsinnen, jemals einem anderen Menschen Fragen gestellt zu haben, um ihm Informationen aus der Nase zu ziehen.
    In dem Moment schlenderte Newsman an ihnen vorbei, blieb in ein, zwei Metern Abstand von ihnen stehen, vollführte eine ballettreife Pirouette auf dem polierten Boden, so dass seine Schuhe quietschten, und sagte dann, »
Union-News
: Markteinbruch nach schlechten Wirtschaftsprognosen.« Er wirbelte elegant zurück, dann erneut herum und drehte schließlich ab, um, die Zeitung wie ein Segel vor sich ausgebreitet, den Flur entlang davonzugleiten.
    »Wenn ich noch mal mit Cleo rede«, sagte Francis, »was machst du dann so lange, Peter?«
    »Was ich mache? Die Frage sollte eher lauten, ›Was hätte ich gerne?‹ Ich hätte es gerne, C-Bird, dass Miss Jones hinsichtlich der Unterlagen, die sie mitgebracht hat, ein bisschen mitteilsamer wäre.«
    Zuerst antwortete Lucy nicht, und Peter wandte sich direkt an sie. »Es würde uns helfen, ein bisschen mehr über die Einzelheiten zu erfahren, die Sie herausgebracht haben, wenn wir Ihnen hier behilflich sein sollen.«
    Wieder schien sie zu zögern. »Wieso glauben Sie –, fing sie an, nur um von Peter unterbrochen zu werden. Er lächelte auf diese charakteristisch lässige Art, was, für Francis zumindest, bedeutete, dass ihm etwas Amüsantes und Ungewöhnliches in den Sinn gekommen war.
    »Sie haben die Akten aus denselben Gründen mitgebracht, die ich an Ihrer Stelle im Auge gehabt hätte. Weil Sie sich auf Schritt und Tritt von den Gemeinsamkeiten überzeugen müssen. Und weil Ihnen, Miss Jones, irgendwo auch noch ein Chef im Nacken sitzt, der bald Ergebnisse sehen will. Wahrscheinlich ein Boss, dem schnell die Sicherungen durchbrennen und dessen Auffassung davon, wie seine jungen

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