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Die Antikriegs-Maschine

Die Antikriegs-Maschine

Titel: Die Antikriegs-Maschine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bob Shaw
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seinen ganzen Körper zu verbreiten. In den folgenden zwei Stunden trank er ziemlich gleichmäßig und bezahlte die meisten Runden, während Atwood mit dem Barkeeper über Fußball und Windhundrennen sprach.
    Hutchman wünschte sich jemanden, mit dem er sich unterhalten konnte, aber der Barkeeper war ein tätowierter junger Mann, der ihn mit kaum verhohlener Feindseligkeit betrachtete, und die einzigen anderen Gäste waren schweigsame Männer in Regenmänteln, die auf Bänken in der dunkleren Hälfte des Raumes saßen.
    Warum tun sie das? fragte er sich verständnislos. Warum sind wir alle hier?
Was hat uns zusammengeführt?
    Einige Zeit später begann der Barkeeper ein Gespräch mit anderen Stammgästen. Atwood sah sich enttäuscht um, schien keinen Bekannten zu erkennen und beschloß, sich wieder auf Hutchman
zu konzentrieren. »Als technischer Zeichner verdient man nicht schlecht, was?«
    »Ich bin zufrieden.«
    »Was bringt der Job?«
    »Dreitausend im Jahr«, schätzte Hutchman.
    »Wieviel ist das in der Woche? Sechzig. Gar nicht übel. Kostet es viel, einen Jungen dort hineinzubringen?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ich habe neulich gelesen, daß die Eltern eines Jungen, der Architekt werden soll, einen Haufen Geld…«
    »Ein Architekturstudium. ist etwas anderes.« Hutchman wünschte sich, der Barkeeper würde zurückkommen. »Als technischer Zeichner macht man eine Lehre durch – Sie müßten also
nichts bezahlen.«
    »Ausgezeichnet!« Atwood atmete erleichtert auf. »Vielleicht lasse ich Geoff technischen Zeichner lernen.«
    »Und wenn er keinen Spaß dran hat?«
    Atwood lachte. »Das gefällt ihm bestimmt. Er kann allerdings nicht sehr gut zeichnen. Neulich hat er versucht, einen Baum zu zeichnen – das hätten Sie sehen sollen! Nur Kringel und Krakel, aber kein Baum! Aber ich habe ihm einen vorgezeichnet, und ich muß sagen, der Junge hat erstaunlich schnell kapiert, worauf es ankommt.«
    »Sie haben ihm wohl einen Micky-Maus-Baum gezeigt?« Hutchman tupfte den Zeigefinger in eine Bierlache und zeichnete zwei senkrechte Linien mit einer Art Kumuluswolke darüber. »So ähnlich?«
    »Ja.« Atwood starrte ihn mißmutig an. »Warum?«
    »Sie Idiot«, sagte Hutchman mit dem Ernst eines Betrunkenen, »wissen Sie, was Sie getan haben? Ihr Geoffrey, Ihr einziger Sohn, hat sich einen Baum angesehen und versucht, seine Eindrücke wiederzugeben. Ihr Junge hat Ihnen diese… Opfergabe, diesen Schatz, dieses Produkt seines reinen Gemüts gebracht. Und was haben Sie getan, George? Sie haben ihn ausgelacht und ihm erklärt, einen Baum könne man doch nur auf diese Weise zeichnen. Ist Ihnen klar, daß Ihr Junge sein Leben lang keinen Baum mehr sehen kann, wie er wirklich ist? Ist Ihnen auch klar, daß er ein zweiter Picasso hätte werden können, wenn er…«
    »Das glauben Sie doch selbst nicht!« unterbrach ihn Atwood, aber aus seinem Blick sprach echte Besorgnis. Hutchman fühlte sich versucht, ihm zu erklären, das sei alles nicht so ernst gemeint gewesen. Der Riese merkte jedoch, daß sich jemand in sein Privatleben eingemischt hatte, und begann wütend zu werden. »Was verstehen Sie überhaupt davon?«
    »Ziemlich viel«, antwortete Hutchman geheimnisvoll. »Glauben Sie mir, ich verstehe ziemlich viel von solchen Dingen.« Ich bin der Mann im Zielpunkt. Hast du das nicht gewußt, George?
    »Scheren Sie sich zum Teufel!« Atwood wandte sich ab.
    »Brillant«, murmelte Hutchman undeutlich. »Eine brillante Antwort, George. Ich fahre jetzt.«
    »Meinetwegen. Ich bleibe hier.«
    »Wie Sie wünschen.« Hutchman ging unnatürlich gerade zum Ausgang. Ich bin nicht betrunken, Constable. Da, sehen Sie selbst – ich kann eine gerade Linie kriechen.
    Auf dem Parkplatz standen nur vier Autos, aber Hutchmans benebelter Verstand brauchte lange, um die einfache Tatsache zu begreifen, daß sein Wagen nicht dabei war. Der Ford war gestohlen worden.

13
    Muriel Burnley machte eine neue und äußerst unbefriedigende Phase ihres Lebens durch.
    Sie war nie glücklich gewesen, solange sie für Mr. Hutchman gearbeitet hatte, dessen völlige Mißachtung der auch für ihn geltenden Bestimmungen ihr zusätzliche Arbeit gemacht hatte. Während Muriel in ihrem blaßgrünen Morris Minor ins Büro fuhr, erweiterte sie den Katalog der Dinge, die ihr an Mr. Hutchman mißfallen hatten. Zum Beispiel sein lässiger Umgang mit Geld – das konnte man sich leisten, wenn man eine reiche Frau geheiratet hatte, aber nicht, wenn man von einem

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