Die Apokryphen - Verborgene Buecher Der Bibel
Geretteten so wenig sind; aber diese wenigen sind um so kostbarer.
45 Ich antwortete und sprach: Schon einmal, Herr, habe ich gesagt und sage nochmals: Selig sind, die in die Welt kommen und deine Gebote halten! 46 Aber worüber ich schon damals flehte: wer ist unter den Lebenden, der nicht gesün digt? wer unter den Weibgeborenen, der nicht deinen Bund gebrochen? 47 Jetzt erkenne ich, daß die zukünftige Welt Wenigen Erquickung bringen >wird<, Vi elen aber Pein. - 48 Denn 87
erwachsen ist in uns das böse Herz; das hat uns diesem entfremdet und der Vernichtung nahegebracht; >es hat uns des Todes Wege ge -
wiesen< und des Verderbens Pfade gezeigt und uns vom Leben fernegeführt; und dies nicht etwa wenige , nein, fast alle, die geschaffen sind!
49 Er antwortete mir und sprach: Höre mir zu, so will ich dich belehren und dich nochmals zurechtweisen. 50 Eben deshalb hat der Höchste nicht einen Äon ge schaffen, sondern zwei. - 51 Nun hast du geklagt, der Gerechten seien nicht viele, sondern wenige; der Gottlosen aber seien viele. So höre dagegen: 52 Nimm an, du besäßest ganz wenige kostbare Steine, würdest du sie dir >mit Blei und Ton< zusammenlegen? Des Bleis aber und Tones ist viel. 53 Ich sprach: Herr, wie ginge das? 54 Er sprach zu mir: Und weiter, frage auch die Erde, die kann dir's sagen; gib ihr gute Worte, sie wird es dir künden. 55 Sprich zu ihr: Du bringst Gold und Silber und Erz hervor, aber auch Eisen, Blei und Ton; 56 Silber aber gibt es mehr als Gold, Erz mehr als Silber, Eisen mehr als Erz, Blei mehr als Eisen, Ton mehr als Blei. 57
So erwäge nun du selber, was kostbar und wertvoll sei: wovon es viel gibt, oder was selten >vorkommt 58 Ich sprach: Herr, mein Gebieter, das Häufige ist weniger wert, das Seltene ist kostbarer. 59 Er antwortete mir und sprach: Nun schließe aber weiter aus deinen eigenen Gedanken: Wer das Seltene be sitzt, hat größere Freude als der, der die Fülle hat. 60 So wird es auch in dem >Gerichte< sein, das ich verheißen: ich will an den Wenigen, die gerettet werden, meine Freude haben - sie sind es ja, die auch schon jetzt meinen Ruhm befestigen, durch die auch schon jetzt mein Name mit Preis genannt wird - 61 und will keine Trauer hegen über die Menge derer, die verloren gehn, - sie sind es ja, die auch schon jetzt dem Dampfe vergleichbar sind, dem Feuer >ähnlich<, wie Rauch geachtet: sie haben gebrannt, geglüht, sind erloschen!
Qual und Verantwortlichkeit der Vernunft.
62 Ich antwortete und sprach: O Erde, was hast du gezeugt, wenn die Vernunft aus dem Staub entstanden ist, wie jede andere Kreatur! 63
Besser wäre es gewesen, der Staub selber wäre niemals entstanden, daß die Vernunft nicht daraus gekommen wäre. 64 Nun aber wächst die Vernunft mit uns auf, und dadurch leiden wir Pein, daß wir mit Bewußtsein ins Verderben gehen. 65 So traure der Menschen Geschlecht, die Tiere des Feldes mögen sich freuen! Mögen alle Weibgeborenen jammern, das Vieh aber und Wild soll frohlocken! 66 Ihnen ergeht's ja viel besser als uns; denn sie haben kein Gericht zu erwarten, sie wissen nichts von einer Pein, noch von einer Seligkeit, die ihnen nach dem Tode verheißen wäre. 67 Wir aber, was nützt es uns, daß wir einst zur Seligkeit kommen können, aber in Wirklichkeit in Martern fallen? 68 Denn alle, die geboren sind, sind von Gottlosigkeiten >entstellt<, voll von Sünden mit Schuld beladen. 69 Und viel besser wäre es für uns, wenn wir nach dem Tode nicht ins Gericht müßten!
70 Er antwortete mir und sprach: Ehe der Höchste die Welt schuf, Adam und alle seine Nachkommen, hat er vorher das Gericht, und was zum Gerichte gehört, bereitet. 71 Nun aber lerne aus deinen eigenen Worten. Du sagtest ja: die Vernunft wachse mit euch auf. 72 Eben deshalb verfallen, die auf Erden weilen, der Pein, weil sie t rotz der Vernunft, die sie doch besaßen, gottlos gehandelt, weil sie die Gebote, die sie doch erhalten, nicht beobachtet und das Gesetz, das ihnen auch gegeben, trotzdem sie es empfangen, gebrochen haben. 73 Was werden sie beim Gericht zu sagen vermögen? Was werden sie am Jüngsten Tag erwidern können? 74 Lange genug hat doch der Höchste Langmut gehabt mit den Bewohnern der Welt - freilich nicht um ihretwillen, sondern der Zeiten wegen, die er festgesetzt hatte!
Über die siebenfältige Pein und die siebenfältige Freude des Zwischenzustands.
75 Ich antwortete und sprach: Wenn ich Gnade vor dir, Herr, gefunden, so zeige deinem Knecht auch dies: ob wir nach
Weitere Kostenlose Bücher