Die Apokryphen - Verborgene Buecher Der Bibel
daß wir in allen wechselnden Stimmungen gleichmäßig handeln; in Frömmigkeit un terweist sie uns, so daß wir allein den Gott, der ist, mit dem ihm gebührenden Glanze verehren. 25 Deshalb essen wir nichts Unreines; denn obwohl wir glauben, daß das Gesetz eine Sache Gottes ist, so wissen wir doch, daß der Schöpfer der Welt als Gesetzgeber seiner Natur nach mit uns empfindet. 26 Was unserer Seele verwandt sein werde, das gestattete er uns zu essen; den Genuß widerlichen Fleisches aber verbot er. 27 Tyrannisch dagegen ist es von dir, uns zu zwin gen, nicht nur gegen das Gesetz zu handeln, sondern auch noch außerdem deshalb zu essen, damit du über die uns tief verhaßte Esserei dieses Unreinen lachen kannst. 28 Über mich freilich sollst du dieses Lachen nicht lachen, 29 noch will ich wahrlich die hehren Eidesgelübde der Vorfahren, das Gesetz zu halten, brechen, 30 selbst dann nicht, wenn du mir die Augen ausreißen und die Eingeweide schmelzen wirst. 31 So greisenhaft unmännlich bin ich denn doch nicht, daß sich meine Vernunft, wo es sich um die Frömmigkeit handelt, nicht verjün gen könnte. 32 Gegen diese Mächte magst du die Folterräder rüsten, magst du das Feuer noch heftiger anfachen! 33 So stark wird mein Mitleid mit meinem Greisenalter denn doch nicht sein, daß ich aus eigner Machtvollkommenheit das väterliche Gesetz zu nichte machen könnte. 34 Nicht belügen will ich dich, Erzieher Gesetz, nicht als Flüchtling dich verlassen, Freundin Selbstbeherrschung, 35 nicht dich schänden, weisheitliebende Vernunft, nicht dich verleugnen, hochwürdiges Priesteramt und Gesetzesverständnis! 36 Und nicht beflecken sollst du, Mund, durch das Essen des Unreinen mein ehrwürdiges Alter und die Neige eines gesetzestreuen Lebens! 37 Fehllos sollen mich die Väter im Himmel zu sich aufnehmen, und ohne daß ich gebebt hätte vor deinen Todesmartern. 38 Gottlose sind es, über die du Tyrann sein magst; über meine Gedanken von der Frömmigkeit wirst du weder mit Worten regieren noch mit Taten!
1 Als Eleazaros derart den zuredenden Worten des Tyrannen Gegenrede getan hatte, schleppten ihn die dabeistehenden Speerträger voll Roheit zu den Foltergeräten. 2 Zunächst zogen sie den Greis vollständig aus; reich geschmückt freilich blieb er durch jenen Adel, der die Frömmigkeit umwaltet. 3 Dann banden sie ihm von beiden Seiten die Hände auf den Rücken und peinigten ihn mit Geißelhieben, 4 während von einer anderen Seite ein Herold ihm zubrüllte: Gehorche den Geboten des Königs! 5 Er aber, der Hochgemute und Edelgeborene, im wahren Sinne des Namens ein Eleazaros, kehrte sich nicht im Mindesten daran, ge rade als träume er nur von den Foltern; 6 vielmehr die Augen hoch zum Himmel richtend, ließ sich der Greis das Fleisch in Stücken vom Leibe geißeln, ließ sich von Blut überströmen und die Seiten mit Wunden bedecken. 7 Und als er am Zusammenbrechen war, weil sein Körper die Schmerzen nicht mehr ertrug, da hielt er doch aufrecht und ungebeugt die Vernunft. 8 Einer der rohen Speerträger sprang ihm in die Weichen und gab ihm einen Fußtritt, damit er, der Zusam-menbrechende, sich wieder aufrecht stelle. 9 Er aber hielt die Schmerzen aus, verachtete den Zwang und ertrug die Mißhandlungen, 10 und wie ein braver Athlet sich schlagend überwand der Greis seine Peiniger. 11 Selbst von diesen wurde er, schweißbedeckten Antlitzes und schwer keuchend, wegen seinen wackeren Mutes angestaunt.
12 Teils aus Mitleid mit seinem Greisenalter, 13 teils aus Teilnahme für ihren Bekannten, teils aus Bewunderung seiner Standhaftigkeit traten da einige vom Hofe des Königs zu ihm und sprachen: 14 Warum willst du dich wegen dieser erbärmlichen Geschichten unvernünftig zu Grunde richten, Eleazar? 15 Wir wollen dir von der gekochten reinen Speise zu essen geben; du aber tue, als kostetest du von dem Schweinefleisch, und rette dich dadurch!
16 Doch Eleazaros, als sei er durch diesen Rat noch roher gepeinigt worden, schrie auf: 17 Nein! Von so schlechter Gesinnung wollen wir nicht sein, wir Söhne Abrahams, daß wir mit weichlicher Seele eine unser unwürdige Komödie spielen. 18 Ja, das wäre unvernünftig, wenn wir, die wir unser Leben lang bis zum
Greisenalter im Verkehr mit der Wahrheit gelebt und unsere Ansicht hierüber mit gesetzestreuem Ernste vertreten haben, - wenn wir jetzt umschlagen würden 19 und wenn wir in eigner Person der Jugend ein Urbild der Gottlosigkeit würden, um als Beispiel dafür zu dienen, daß
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