Die Apothekerin
nicht«, sagte ich kalt.
»Theoretisch haben wir ein halbes Jahr Zeit«, sagte Levin, »aber Dieter kann morgen auftauchen, deshalb ist Eile geboten.«
»Wieso Eile?« fragte ich. »Wenn du deine Aktien oder den Porsche verkaufst, kannst du ihn auszahlen.«
Er sah mich mit offenem Mund an.
»So ist das also«, sagte er, »ich soll blechen, und du bleibst gemütlich auf meinem Vermögen hocken.«
»Vor der Hochzeit gehört mir kein Pfennig«, erklärte ich, »das weißt du genau. Und du weißt sehr wohl, daß ich hinter Geld nicht her bin wie der Teufel hinter der armen Seele.«
Levin betrachtete mich wie ein Kalb mit zwei Köpfen. »Soll das heißen, daß du mich nicht mehr willst und die Erbschaft sausen läßt? Wir können uns ja wieder scheiden lassen; schließlich wäre es ein Jammer, wenn das Rote Kreuz alles einkassiert.«
»Ich habe nichts gegen das Rote Kreuz«, gab ich zurück.
Levin lachte. »Hoheit belieben zu scherzen«, sagte er und griff nach mir.
Ich blieb stocksteif. »Fremde Frauen küßt man nicht«, warnte ich.
Jetzt verstand er. »In einer Woche wird geheiratet!« schlug er ganz locker vor, aber ich blieb bockig.
Die nächsten Tage ließen wir uns gegenseitig schmoren. Wir warteten beide auf Friedensangebote.
Übrigens ließ sich auch der berühmte Dieter nicht sehen. Gelegentlich zweifelte ich an seiner Existenz, auch wenn Margot aufgeregt von seiner Rückkehr gesprochen hatte. Einmal hatte ich sogar den mißtrauischen Einfall, daß Levin und Margot ein Phantom erfunden hatten. Aber ich verwarf diesen Gedanken, denn Levin würde mit der dummen Gans nie gemeinsame Sache machen. Im übrigen war er zwar leichtsinnig, aber kein Intrigant.
Levin war es, der schließlich nachgab. Er holte mich mit dem Porsche ab, obgleich mein Kabrio vor der Apotheke stand, und schlug vor, richtig teuer essen zu gehen.
»Willst du dein Geld auf der Stelle verbraten?« fragte ich.
Er zuckte nicht mit der Wimper, doch ich wußte, daß Hinweise auf Sparsamkeit wie ein rotes Tuch auf ihn wirkten. »Wir haben unsere Verlobung noch nicht gefeiert«, sagte er.
Ich wollte erst nach Hause, duschen und mich umziehen. Als wir endlich im Restaurant saßen, ließ ich mich nach einem anstrengenden Tag erschöpft in die weichen Polster fallen, trank Wein und löste mich von meiner Starre.
Levin hatte das klug eingefädelt. Nach einigen Gläsern - vielleicht zwei mehr, als ich vertrug - fragte er kühn: »Was wünschst du dir am meisten?«
»Ein Kind.«
Am nächsten Tag bestellten wir das Aufgebot. Es war Samstag, ich hatte frei, wollte aber nicht mit Levin einkaufen gehen, sondern sauber machen. Ob wir uns bald eine Putzfrau leisten sollten?
Es klingelte. Dorit, mutmaßte ich; sie kam mir ungelegen. Wenn sie hier war, mußten wir stundenlang über Männer und Kinder reden.
Doch nicht Dorit, sondern ein stattlicher Mann stand vor der Tür. »Wohnt Levin Graber hier?« fragte er etwas unschlüssig, obgleich es auf dem Namensschild zu lesen war.
Ich wußte nicht, wann Levin zurückkäme; trotzdem wollte er auf ihn warten.
»Mein Name ist Dieter Krosmansky.«
Ich erschrak.
Dieter schien mich aufmerksam zu beobachten. »Wenn Sie etwas dagegen haben, werde ich heute abend wiederkommen.«
›Oje‹, dachte ich, ›er merkt, daß ich weiß, wer er ist, und glaubt, ich hätte Vorurteile gegen entlassene Strafgefangene.
Ich bat ihn also liebenswürdig herein, führte ihn in Levins Zimmer und brachte ihm die Zeitung und ein Bier. Die Tür ließ ich offen. Mir war etwas bange, daß Dieter in Levins Sachen herumwühlen könnte. Mit dem Staubtuch betrat ich entschlossen das Zimmer, entschuldigte mich und begann um Dieter herumzuwischen. Aus den Augenwinkeln heraus beobachteten wir uns. Mit scheinheiliger Freundlichkeit fragte ich, ob er aus Heidelberg stamme.
»Nein, aber ich habe früher hier gelebt. Meine Familie kommt aus dem Osten.«
Dieter sprach hochdeutsch, im Gegensatz zu Margot, die nie verleugnen konnte, daß sie aus der hiesigen Gegend kam. War er wirklich ihr Mann? Heiter und arglos polierend fragte ich: »Haben Sie mit Levin zusammen studiert?«
»Das nicht«, sagte Dieter ebenso nett, »aber wir haben ein paar gemeinsame Reisen unternommen.«
Nun kamen wir der Sache schon näher. Dieter schien zu überlegen, ob ich eine vorübergehende oder feste Freundin war, ob ich über Levins Vergangenheit informiert war.
Ich kam ihm entgegen. »Levin und ich wollen demnächst heiraten«, sagte ich.
»Kann man dem entnehmen, daß Levin
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