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Die Arche

Die Arche

Titel: Die Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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ein Shuttle für mich bereitstehen.«
    Khouri zog sie zum Sitzen hoch und hielt sie fest. »Ilia, was
hast du vor?«
    »Ich gehe hinaus. Ich habe ein ernstes Wort mit Geschütz
Siebzehn zu reden.«
    »Du bist nicht in der Verfassung…«
    Volyova unterbrach sie mit einer energischen Bewegung ihrer
abgemagerten Hand. »Khouri, mein Körper mag schwach und
gebrechlich sein, aber sobald ich in Schwerelosigkeit bin und einen
Raumanzug und die eine oder andere Waffe zur Verfügung habe,
wirst du sehen, dass noch mit mir zu rechnen ist.
Verstanden?«
    »Du gibst wohl niemals auf?«
    Der Servomat half ihr beim Aufstehen und nahm ihren Arm.
»Aufgeben, Khouri? Das Wort kommt in meinem Wortschatz nicht
vor.«
    Khouri stützte den Triumvir auf der anderen Seite.
    * * *
    Am Rand des kämpfenden Schwarms, aber potenziell noch in
Reichweite schwerer Geschütze beendete Antoinette das
Ausweichmanöver, das sie geflogen hatte, und drosselte die Sturmvogel auf ein Ge Beschleunigung herunter. Durch die
Fenster konnte sie zweitausend Kilometer entfernt das Oval des
Lichtschiffs als kleinen Lichtfleck erkennen. Meistens war es so
dunkel, dass sie es überhaupt nicht sehen konnte, aber ein paar
Mal wurde es von einer größerer Explosion – einer
detonierenden Mine, einem Sprengkopf, einem Triebwerk oder einem
Raketenzünder – für einen Moment in grelles Licht
getaucht – ein schroffer Felszacken in stürmischer See, der
vom Strahl eines Leuchtturms erfasst wurde. Wo es sich befand, stand
ohnehin nie in Frage. Die Feuerfünkchen, die es
umschwärmten, waren so grell, dass sie Nachbilder auf der Retina
erzeugten und rasch erlöschende rosa Bögen und
Schraubenmuster vor die Sternenkulisse zeichneten. Antoinette
fühlte sich an die Wunderkerzen erinnert, die man früher im
alten Karussell den Kindern gegeben hatte, wenn ein Feuerwerk
stattfand. Die winzigen Pünktchen im Innern des Schwarms waren
Schüsse aus kleineren Geschützen, und gelegentlich
entdeckte sie eine dünne rote oder grüne Linie, wenn ein
Laser-Zielstrahl in die entweichenden Luft- oder
Treibstoffvorräte eines Schiffs geriet. Sie verfluchte ihre
Fähigkeit, sich immer zur falschen Zeit auf solche Bagatellen zu
konzentrieren, musste aber dennoch feststellen, dass dieses Detail in
den Weltraumopern immer falsch dargestellt wurde. Dort waren
Laserstrahlen unsichtbar, weil das besonders bedrohlich wirkte und
die Dramatik steigerte. In Wirklichkeit ging es in der Nähe
einer Weltraumschlacht viel chaotischer zu. Der Raum war voller
Gaswolken und umherfliegender Trümmer, die jeden Waffenstrahl
reflektieren oder streuen konnten.
    Der Schwarm wurde zur Mitte hin dichter und verteilte sich nach
außen hin über Dutzende von Kilometern. Obwohl sie sich am
Rand befand, war ihr klar, dass die Sturmvogel ein
verlockendes Ziel abgab. Die Geschütze des Triumvirn waren zwar
damit beschäftigt, auf die näheren Angreifer zu
schießen, aber sie konnte sich nicht darauf verlassen, dass das
auch so bleiben würde.
    Xavier meldete sich über die Sprechanlage. »Antoinette?
Scorpio ist startbereit. Er sagt, du kannst die Luke jederzeit
öffnen.«
    »Wir sind noch nicht nahe genug dran«, sagte sie.
    Scorpios Stimme drang aus dem Lautsprecher. Antoinette hatte
inzwischen gelernt, sie von den Stimmen anderer Schweine zu
unterscheiden. »Antoinette? Das genügt. Wir haben
ausreichend Treibstoff, um von hier aus hinüber zu fliegen. Sie
brauchen die Sturmvogel wirklich nicht in noch
größere Gefahr zu bringen.«
    »Aber je näher ich heranfliege, desto mehr Treibstoff
haben Sie in Reserve. Oder stimmt das nicht?«
    »Ich kann Ihnen nicht widersprechen. Also, fliegen wir noch
fünfhundert Kilometer weiter. Aber damit lassen wir es dann
wirklich gut sein.«
    Sie vergrößerte die Projektion der Raumschlacht und
griff auf den Telemetriestrom zu, den die vielen Kameras im Umkreis
des Lichtschiffes lieferten. Die Informationen waren zu einem Bild
zusammengefügt und so aufbereitet worden, dass die Bewegung
ausgeblendet wurde. So entstand trotz gelegentlicher Schwankungen und
Ausfälle bei der Aktualisierung des Bildes der Eindruck, als
schwebe die Sehnsucht nach Unendlichkeit nur zwei oder drei
Kilometer vor der Sturmvogel im Weltall. Die Stille, dachte
Antoinette, war in den Holo-Dramen nun wieder gut getroffen, sie
hatte nur nie begriffen, wie schrecklich und zutiefst unpassend diese
Stille bei einer wirklichen Raumschlacht wirken konnte. Sie war wie
eine grausige Leere, die sie in ihrer

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