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Die Arena

Titel: Die Arena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Kopf.
    Audrey winselte ganz sanft und leise. Im Zimmer der Mädchen. Rusty ging wieder nach oben und machte leise die Tür auf. Die Golden-Retriever-Hündin, kaum mehr als ein dunkler Schatten zwischen den Betten der Mädchen, sah sich nach ihm um und ließ erneut ein gedämpftes Winseln hören.
    Judy lag auf der Seite, hatte eine Hand unter ihr Gesicht geschoben und atmete langsam und gleichmäßig. Bei Jannie sah die Sache anders aus. Sie wälzte sich ruhelos von einer Seite auf die andere, hatte sich fast freigestrampelt und murmelte irgendwas vor sich hin. Rusty stieg über den Hund hinweg und setzte sich unter dem Poster von Jannies letztem Boy-Group-Schwarm auf die Bettkante.
    Sie träumte. Ihrem besorgten Gesichtsausdruck nach keinen guten Traum. Und ihr Murmeln klang wie Widerspruch. Rusty bemühte sich, die Worte zu verstehen, aber bevor ihm das gelang, verstummte sie.
    Audrey winselte nochmals.
    Jannies Nachthemd war ganz verdreht. Rusty zog es gerade, deckte sie wieder zu und strich ihr die Haare aus der Stirn. Ihre Augen bewegten sich unter geschlossenen Lidern rasch hin und her, aber er beobachtete kein Zittern der Gliedmaßen, kein Fingerflattern, kein typisches Lippenschmatzen. Also ziemlich sicher nur REM-Schlaf statt eines Anfalls. Was eine interessante Frage aufwarf: Konnten Hunde auch schlechte Träume wittern?
    Er beugte sich über Jannie und küsste sie auf die Wange. Dabei öffnete sie die Augen, aber er war sich nicht ganz sicher, ob sie ihn wirklich sah. Das hätte ein Petit-mal-Symptom sein können, aber daran wollte Rusty nicht glauben. Dann hätte Audi gebellt, davon war er überzeugt.
    »Schlaf weiter, Schatz.«
    »Er hat einen goldenen Baseball, Daddy.« »Ja, ich weiß, Schatz, schlaf weiter.«
    »Es ist ein schlimmer Baseball.«
    »Nein. Er ist gut. Basebälle sind gut, vor allem goldene.« »Oh«, sagte sie.
    »Schlaf jetzt weiter.«
    »Okay, Daddy.« Sie drehte sich zur Seite und schloss die Augen.
    Noch ein kurzes Zurechtrutschen unter der Bettdecke, dann lag sie still. Audrey, die mit erhobenem Kopf zwischen den Betten gelegen und sie beobachtet hatte, legte jetzt ihre Schnauze auf eine Pfote und schlief selbst ein.
    Rusty blieb noch eine Zeit lang sitzen, horchte auf die Atemzüge seiner Töchter und redete sich ein, dass es wirklich keinen Grund zur Sorge gab. Denn immerhin war es ganz normal, dass Leute in Träumen oder beim Erwachen daraus redeten. Er redete sich ein, dass alles in Ordnung war - wenn er daran zweifelte, brauchte er nur den vor ihm liegenden Hund anzusehen -, aber mitten in der Nacht war es schwierig, ein Optimist zu sein. Wenn die Morgendämmerung noch viele Srunden entfernt lag, nahmen schlimme Gedanken Gestalt an und begannen zu wandeln. Mitten in der Nacht wurden Gedanken zu Zombies.
    Er merkte, dass er nun doch kein Preiselbeer-Orangen-Brot mehr wollte. Stattdessen wollte er sich an seine bettwarme schlafende Frau kuscheln. Aber bevor er das Zimmer verließ, streichelte er Audreys seidenglatten Kopf. »Pass gut auf, mein Mädchen«, flüsterte er. Audi öffnete kurz die Augen und sah zu ihm auf.
    Golden Retriever, dachte er. Und darauf folgte eine logisch perfekte Assoziation: Goldener Baseball Ein schlimmer Baseball Trotz der von den Mädchen jüngst entdeckten weiblichen Privatsphäre ließ Rusty in dieser Nacht ihre Tür offen.
     
    1 2
     
      Lester Coggins saß auf den Stufen vor Rennies Haustür, als Big Jim heimkam. Coggins las mit einer Taschenlampe in seiner Bibel. Das beeindruckte Big Jim nicht als Beweis für die Frömmigkeit des Reverends, sondern verschlimmerte nur seine Übellaunigkeit.
    »Gott segne dich, Jim«, sagte Coggins und stand auf. Als Big Jim ihm die Hand hinstreckte, ergriff Coggins sie begierig und schüttelte sie eifrig.
    ») Dich auch«, sagte Big Jim nachsichtig.
    Coggins schüttelte seine Hand nochmals heftig, dann ließ er sie los. »Jim, ich bin hier, weil ich eine Offenbarung hatte. Ich habe letzte Nacht um eine gebetet - ja, denn ich war in schwerer Sorge -, und heute Nachmittag wurde sie mir zuteil. Gott hat zu mir gesprochen - durch die Bibel ebenso wie aus diesem kleinen Jungen.«
    »Du meinst den kleinen Dinsmore?«
    Coggins küsste seine gefalteten Hände laut schmatzend und hob sie dann gen Himmel. »Eben denselben. Rory Dinsmore. Möge Gott ihn in alle Ewigkeit bewahren.«
    »Er isst in diesem Augenblick mit Jesus zu Abend«, sagte Big Jim automatisch. Er betrachtete den Reverend im Licht seiner eigenen Stablampe,

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