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Die Arena

Titel: Die Arena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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und was er sah, war nicht gut. Obwohl die Nachtluft rasch abkühlte, glänzte Schweiß auf Coggins' Haut. Seine weit aufgerissenen Augen ließen zu viel Weißes sehen. Seine gesträubten Haare standen in wilden Büscheln und Locken von seinem Kopf ab. Alles in allem sah er aus wie ein Kerl, dessen Zahnräder überdrehten und vielleicht bald abfielen.
    Das ist nicht gut, dachte Big Jim.
    »Ja«, sagte Coggins, »dessen bin ich gewiss. Er nimmt an dem großen Festmahl teil ... ist in den immerwährenden Armen Jesu geborgen ... «
    Big Jim dachte, beides gleichzeitig sei sicher schwierig, aber er äußerte sich nicht dazu.
    »Und trotzdem hat sein Tod einen Zweck erfüllt, Jim. Um dir das zu erzählen, bin ich hergekommen.«
    »Erzähl's mir drinnen«, sagte Big Jim, und bevor der Pastor antworten konnte: »Hast du meinen Sohn gesehen?«
    »Junior? Nein.«
    »Wie lange bist du schon hier?« Big Jim schaltete das Licht in der Diele an, wobei er im Stillen dem Himmel für das Notstromaggregat dankte.
    »Eine Stunde. Vielleicht etwas weniger. Ich hab auf den Stufen gesessen ... gelesen ... gebetet ... meditiert.«
    Rennie fragte sich, ob ihn jemand hier gesehen hatte, aber er erkundigte sich nicht danach. Coggins war erkennbar durcheinander, und eine solche Frage konnte ihn höchstens noch mehr aufregen. »Komm, wir gehen in mein Arbeitszimmer«, sagte er und ging voraus: mit gesenktem Kopf und mit großen, flachen Schritten dahin tapsend. Von hinten gesehen sah er ein bisschen aus wie ein Bär in Menschenkleidung - alt und langsam, aber noch immer gefährlich.
     
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      Außer dem Gemälde, das die Bergpredigt darstellte und seinen Safe tarnte, hingen an den Wänden von Big Jims Arbeitszimmer zahlreiche Urkunden, die ihn für verschiedene kommunale Ehrenämter belobigten. Es gab auch ein gerahmtes Foto, auf dem Big Jim Sarah Palin die Hand schüttelte, und ein weiteres von einem Händedruck mit Dale Earnhardt, der Großen Startnummer 3, als der Rennfahrer beim jährlichen Oxford Plains Crash-A-Rama um Spenden für irgendeine Kinder- hilfsorganisation geworben hatte. Es gab sogar eines, auf dem Big Jim dem Golfprofi Tiger Woods, der ihm als ein sehr netter Neger erschienen war, die Hand schüttelte.
    Das einzige Erinnerungsstück auf seinem Schreibtisch war ein vergoldeter Baseball auf einem Acrylglassockel. Davor (ebenfalls unter Acryl) lag ein Autogramm: Für Jim Rennie mit herzlichem Dank für seine Unterstützung bei der Ausrichtung des Softball- Wohltätigkeitsturniers 2007 in West-Maine! Unterzeichnet war es mit Bill »Spaceman« Lee.
    Als Big Jim in seinem hochlehnigen Sessel hinter seinem Schreibtisch saß, nahm er den Baseball vom Sockel und fing an, ihn von einer Hand in die andere zu werfen. Dafür war der Ball sehr gut geeignet, vor allem wenn man ein bisschen durcheinander war: handlich und schwer, mit goldenen Nähten, die einem beruhigend in die Handflächen klatschten. Big Jim fragte sich manchmal, wie es wäre, einen Ball aus massivem Gold zu haben. Vielleicht würde er sich ernstlich damit befassen, wenn diese Kuppelsache ausgestanden war.
    Coggins nahm auf dem Besucherstuhl vor dem Schreibtisch Platz. Auf dem Bittstellerstuhl. Genau dort wollte Big Jim ihn haben. Die Augen des Reverends bewegten sich, als verfolgte er ein Tennismatch. Oder den Kristall eines Hypnotiseurs. »Worum geht's also, Lester? Klär mich auf Aber mach's kurz, ja? Ich brauche ein bisschen Schlaf. Ich habe morgen viel zu tun.« »Betest du erst mit mir, Jim?«
    Big Jim lächelte. Es war ein grimmiges Lächeln, obwohl es nicht ganz und gar frostig war. Zumindest noch nicht. »Willst du mich nicht erst informieren, bevor wir das tun? Ich weiß immer gern, weshalb ich bete, bevor ich gottwärts auf den Knien liege.«
    Lester fasste sich nicht kurz, aber das merkte Big Jim kaum. Er hörte mit wachsender Bestürzung zu, ja fast mit Entsetzen. Die Ausführungen des Reverends waren zusammenhanglos und mit Bibelzitaten durchsetzt, aber das Wesentliche war klar: Er war zu dem Schluss gelangt, dass ihr kleines Geschäft den Herrn so erzürnt hatte, dass er eine Art Käseglocke über die ganze Stadt stülpte. Lester hatte gebetet, um einen Wink zu bekommen, was sich dagegen tun ließ, und sich dabei gegeißelt (die Geißelung konnte metaphorisch gemeint sein - das hoffte Big Jim jedenfalls), und der Herr hatte ihn zu einer Bibelstelle über Wahnsinn, Blindheit, Raserei etc., etc. geführt.
    »Der Herr hat gesagt, er sünde mir ein

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