Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Arena

Titel: Die Arena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
zurücklassen wollen, als er aus The Mill abgehauen war? Oder hatte er eine Vereinbarung getroffen vielleicht mit Petra Searles, die unten arbeitete -, um sie sich irgendwohin nachschicken zu lassen? Das galt vermutlich auch für den Teppich im Wohnzimmer: bestimmt von Kameltreibern gewebt und von Barbie auf einem örtlichen Basar gekauft, als es gerade keine Verdächtigen zu foltern oder kleine Jungs zu bumsen gegeben hatte.
    Nein, er hatte ganz sicher keine Vorkehrungen getroffen, sich das Zeug nachschicken zu lassen, entschied Junior. Weil er nie vorgehabt hatte abzuhauen. Als Junior dieser Gedanke kam, fragte er sich, wieso er nicht gleich darauf gekommen war. Baaarbie gefiel es hier; er würde The Mill niemals freiwillig verlassen. Er fühlte sich so wohl wie eine Made in Hundekotze.
    Finde etwas, aus dem er sich nicht rausreden kann, hatte Big Jim ihn angewiesen. Etwas, was nur von ihm sein kann. Hast du verstanden?
    Wofür hältst du mich eigentlich, Dad, für dumm?, dachte Junior jetzt. W enn ich dumm bin, wie kommts dann, dass ich es war, der heute Abend deinen Arsch gerettet hat?
    Aber sein Vater hatte einen gewaltigen Schlag an sich, wenn ihn die Wut packte, das war unbestreitbar. Er hatte Junior in seiner Kindheit nie geohrfeigt oder geschlagen - etwas, was Junior immer auf den besänftigenden Einfluss seiner verstorbenen Mutter zurückgeführt hatte. Jetzt hatte er einen anderen Verdacht: dass sein Vater in seinem Innersten wusste, dass er nicht mehr würde aufhören können, wenn er einmal anfing.
    »Wie der Vater, so der Sohn«, sagte Junior und kicherte. Davon tat ihm der Kopf weh, aber er kicherte trotzdem. Hieß es nicht immer, Lachen sei die beste Medizin?
    Er ging in Barbies Schlafzimmer, sah das ordentlich gemachte Bett und malte sich kurz aus, wie wundervoll es wäre, da mitten reinzuscheißen. Ja, und sich mit dem Kissenbezug den Hintern abzuwischen. Wie würde dir das gefallen, Baaarbie?
    Stattdessen trat er an die Kommode. Drei oder vier Jeans in der obersten Schublade, dazu zwei Khakishorts. Unter den Shorts lag ein Handy, und Junior glaubte schon, gefunden zu haben, was er suchte. Aber nein. Das Ding war ein Sonderangebot aus einem Elektromarkt. Barbie konnte immer behaupten, dass es nicht ihm gehörte.
    Die zweite Schublade enthielt ein halbes Dutzend Unterhosen und vier oder fünf Paar einfache weiße Sportsocken. Und die dritte Schublade war ganz leer.
    Er sah unter dem Bett nach, wobei sein Kopf wütend pochte und hämmerte - anscheinend hatte das Lachen doch nicht geholfen. Und darunter war nichts zu finden, nicht mal Wollmäuse. Baaarbie war ein Sauberkeitsfanatiker. Junior überlegte, ob er das Imitrex aus der Uhrentasche seiner Jeans einnehmen sollte, tat es dann aber doch nicht. Er hatte schon zwei geschluckt - ganz ohne Wirkung bis auf den metallischen Nachgeschmack hinten im Rachen. Er wusste, welche Medizin er brauchte: die dunkle Speisekammer in der Prestile Street. Und die Gesellschaft seiner Freundinnen.
    Vorerst war er jedoch hier. Und es musste irgendwas geben. »Irgendwas«, flüsterte er. »Ich muss irgendeine Kleinigkeit finden.«
    Er wollte schon ins Wohnzimmer zurückgehen, wischte sich Tränen aus dem Winkel seines pochenden linken Auges (ohne zu merken, dass sie blutig waren) und blieb dann stehen, weil ihm etwas eingefallen war. Er ging erneut an die Kommode, zog erneut die Schublade mit Unterwäsche und Socken auf. Die Socken waren zusammengerollt. In der Highschool hatte Junior manchmal etwas Gras oder ein paar Uppers in seinen zusammengerollten Socken versteckt; einmal einen Stringtanga von Adriette Nedeau. Socken waren ein gutes Versteck. Junior nahm die ordentlich zusammengerollten Knäuel einzeln heraus und tastete sie ab.
    Beim dritten Knäuel wurde er fündig: Er entdeckte etwas, was sich wie ein flaches Stück Metall anfühlte. Nein, zwei Stücke. Er rollte sie auseinander und schüttelte die schwere Socke über der Kommode aus.
    Was herausfiel, waren Dale Barbaras Erkennungsmarken. Und Junior lächelte trotz seiner grässlichen Kopfschmerzen.
    Jetzt bist du dran, Baaarbie, dachte er. Scheiße, das kannst du nicht widerlegen.
    11
     
    Auf der Tarker's-Mills-Seite der Little Bitch Road wüteten die von den Fasthawks ausgelösten Brände noch, aber sie würden bis Einbruch der Dunkelheit gelöscht sein; Feuerwehren aus vier Kleinstädten, die von Soldaten aus Marinekorps und Army unterstützt wurden, bekämpften die Brände und gewannen allmählich die

Weitere Kostenlose Bücher